Immer noch aktiv: Wiens einziger Modelltischler
Seit 33 Jahren baut Roman Pehack am Favoritner Gewerbering Formen für Prototypen.
FAVORITEN. Dass er der letzte seines Faches ist, will Roman Pehack nicht hören. "Ich bin der einzige aktive Modelltischler Wiens. In den Bundesländern gibt es natürlich noch andere."
Doch die Zeiten haben sich tatsächlich geändert: Nach wie vor baut der mittlerweile 62jährige Modelle für Prototypen angesehener Großunternehmen, wie beispielsweise die Voest, Flowserve, oder die ÖBB, aber längst nicht mehr nur an der Hobelbank.
Die kleinen Gießereien, von denen es früher in der näheren Umgebung einige gab, haben längst aufgegeben und sind als Kunden weggefallen. Der Bildschirm hat die Tischlerarbeit von Hand in den Hintergrund gedrängt. Pehacks jahrzehntelanges Knowhow fließt jetzt bei seinen Entwürfen am Computer ein und ist unverzichtbar wie früher, als noch richtige Holzformen beim Guss eines Prototypen eingesetzt wurden.
Pehack hat schon 1997 auf die CAD/CAM Technologie gesetzt und war damit einer der Pioniere seines Fachs."Heute geht das so weit, dass der Sand, der früher die komplizierten Ausnehmungen des Modells ausfüllte, bereits anhand des von mir erstellten Computer-Modells im 3D-Drucker digital geformt wird, also gar kein richtiger Sand mehr ist. Wenn dann der Guss des Prototypen erfolgt, hat das eigentliche Modell den Computer noch nie verlassen."
Brauchte man früher für das Herstellen eines Holzmodells von Hand bis zu acht Wochen, klappt das am Computer heute in nur sieben Tagen. Ob ihm das Hantieren mit dem lebendigen Werkstoff abgeht? Mit dem Holz von Birne, Ahorn und Kiefer? "Das war auch früher nur eine kurze Freude beim Bauen selbst. Spätestens nach dem Lackieren bleibt von der ganzen Pracht des Holzes nicht viel übrig", erklärt er.
Einen großen Vorteil hatte die händische Fertigung am Holzmodell allerdings: "Die Erfahrung und das Augenmaß bestimmten letzte korrigierende Eingriffe. Man hat eine unharmonisch scheinende Kante vorsichtig abgeschliffen, bis man zufrieden war."
Vom Formenbau zum Knowhow-Transfer
Roman Pehack ist in Favoriten geboren und aufgewachsen, hat die HTL besucht und nach zweieinhalb Jahren abgebrochen, um die Modelltischlerei zu erlernen.
"Mir gefiel der technische Zugang. Das Fertigen von Modellen von hydraulische Teilen für Motoren, Getrieben und Pumpen. Man kann aus Holz ja die skurrilsten Dinge herstellen", erzählt Pehack, der nach seiner Ausbildung direkt von der Werkbank an den Schreibtisch eines Konstruktionsbüros für Gabelstapler wechselte. Diverse Jobs folgten. "Ich war Außendienstmitarbeiter für Kunststoffe, verkaufte gebrauchte Gabelstapler, arbeitete für die österreichischen Bundestheater."
1983 dann der Entschluss, sich als Modelltischler und Formenbauer selbständig zu machen. Pehack holte die Meisterprüfung in Rekordzeit nach. "Ich war mit dem Rad durch die Schleierbaracken unterwegs, als ich einen Mann auf einem Dach sah. Wir kamen ins Gespräch und ich fragte ihn, ob ich ein paar Maschinen in seiner Tischlerei aufstellen und dort arbeiten dürfte."
Gemeinsam mit einem ehemaligen Gesellen seines Lehrherrn startete Pehack in die Selbstständigkeit. 1992 kaufte er die Liegenschaft und Werkstatt am Favoritner Gewerbering 44. 1994 kamen die ersten Großaufträge der Voest Alpine.
"Die Modelle der Riesenturbinen haben wir aus Platzgründen in Ungarn produziert." Zwölf Mitarbeiter hatte Pehack in Zeiten der "Hochblüte" seines Gewerbes beschäftigt, im Laufe der Jahre zehn Lehrlinge ausgebildet.
"Der Modellbauer ist damals wie heute das Bindeglied zwischen der Gießerei und den Erfindern und Technikern, deren Modellzeichnungen wir realisierbar machen. Ihn wird es immer geben müssen", ist er überzeugt. Was ihn heute noch reizen würde? "Ich sehe spannende Möglichkeiten für mich im reinen Know-How Transfer. Beispielsweise in China."
In bester Familientradition
Jaqueline Pehack ist in der väterlichen Modellbauwerkstatt am Favoritner Gewerbering aufgewachsen, hat die HTL Mödling absolviert und nach einem "Ausflug" in die Innenarchitektur ihre Liebe zum Tischlerhandwerk entdeckt. "Sie hat viel von meinen Facharbeitern gelernt, auch die Modelltischlerei", erklärt Pehack, ganz stolzer Vater. "Sie ist top drauf!"
2005 hat sie sich selbstständig gemacht, seit einem Jahr gehört ihr auch die väterliche Firma und sie arbeitet mit ihrem Tischlerlehrling Sophia quasi Schulter an Schulter mit dem Vater in einer Werkstatt. Ihre Leidenschaft ist allerdings die Möbeltischlerei, wo sie in den letzten Jahren immer wieder eng mit Designern, Architekten und Künstlern zusammenarbeitet, um Ideen umzusetzen.
Die 32jährige fertigt aber auch Modelle: Aktuell wunderschöne Hut-Modeln aus massivem Holz. Ob sie in die Fußstapfen ihres Vaters - die Modelltischlerei - treten wird? "Dabei aushelfen ja, aber mein Metier sind eher extravagante Sonderlösungen und Designobjekte."
Info: www.pehack.at
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