200. Geburtstag der Buchhandlung "Leo"
Die kleine Buchhandlung am Lichtensteg 1, gegenüber der Ankeruhr, ist allen Lesehungrigen ein Begriff.
INNERE STADT. Die Geschichte der Buchhandlung "Leo" nahm vor bereits 200 Jahren ihren Anfang. Gegründet wurde sie unter dem Namen "Franz Leo & Comp." und wechselte mehrmals ihren Standort. Zuletzt 1951, als sie durch den Abriss des Heinrichshofes am Opernring, wo sie sich seit 1877 befand, an die jetzige Adresse am Lichtensteg 1 übersiedelte. „Damals übergab unser Großvater die Buchhandlung an unseren Vater. Er wollte nach dem traurigen Abriss des Hauses, in dem er fast 60 Jahre tätig war, an keinen anderen Platz umziehen“, erzählen die Schwestern Susanne und Ulla Remmer.
Der 200. Geburtstag wurde mit einem zweitägigen Lesefestival „rund um den Hohen Markt“ mit hochkarätigen Autoren, einer Nacht-Lese-Party, einem Buchbinde-Workshop und zahlreichen Attraktionen gefeiert. „Aber eigentlich ist das ganze Jahr 2017 Geburtstag“, erklären die beiden. Die Schwestern wurden „in die Buchhandlung hineingeboren“, die vor ihnen schon von ihren Eltern und Großeltern betrieben wurde.
Wie aufregend, teilweise tragisch, aber auch hingebungsvoll schön die Geschichte einer der ältesten Buchhandlungen Wiens war, hat Ulla Remmer anlässlich des Jubiläums gründlich recherchiert. „Gegründet hat die Buchhandlung Franz Wimmer 1817 in der Dorotheergasse, an der Stelle des späteren Café Hawelka, dann übersiedelte sie an die Ecke Spiegelgasse/Graben nahe des Elefantenhauses“, erzählt sie.
Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte Franz Leo, ein Buchhändler aus Karlsbad, die Buchhandlung. Sein späterer Kompagnon und Nachfolger Carl Konegen gründete auch einen damals berühmten Verlag.
Im Jahr 1897 kam dann Remmers Großvater Hans als junger Buchhändler aus Norddeutschland auf seiner Gesellenfahrt nach Wien und blieb. „Sein damaliger Chef hatte Konegen auf der Leipziger Buchmesse getroffen und gemeint, er hätte einen jungen Mann, der gerne in Wien weiterlernen würde“, so Remmer. „Unser Vater erzählte, wie Großvater mit dem Nachtzug am Westbahnhof ankam und zu Fuß die Mariahilfer Straße hinuntermarschierte, zu seiner neuen Stelle gegenüber der Oper", erinnert sich die Buchhändlerin.
Zur damaligen Kundschaft zählten auch berühmte Autoren: „Bei der k.u.k. Hofbuchhandlung Leo & Comp. haben Schnitzler, Hofmannsthal und Rilke ihre Bücher gekauft, Letzterer schickte aber immer einen Boten, während er selbst vor der Tür stehen blieb."
"Lesen ist unser Leben"
Die Schwestern haben natürlich einige Neuerungen eingeführt: Es gibt heute etwa eine große Kinderbuchabteilung und auch einen Online-Shop. Gleich geblieben ist die Liebe der beiden Buchhändlerinnen zu Büchern und zum Lesen. Mit ihren drei engagierten Mitarbeiterinnen bieten sie kompetente Beratung und ein promptes Bestellservice. Neu sind auch die vielen Lesungen und Veranstaltungen.
Mehr Infos: www.leobuch.at
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