Alsergrund: Malyar tritt nach 15 Jahren als Bezirksvorsteherin zurück
"Man soll gehen wenn's am schönsten ist", heißt es von Malyar nach insgesamt 33 Jahren Bezirkspolitik. Unter Tränen blickte die langjährige Bezirksvorsteherin auf ihr Werk zurück.
ALSERGRUND. Eigentlich ist es ganz still im Raum, im Großen Sitzungssaal der Bezirksvorstehung in der Währinger Straße. Es ist kurz vor 9 Uhr, für die meisten der Anwesenden noch zu früh, um sich großartig in Gespräche stürzen zu wollen. Maximal ein leises Schlürfen an einer Kaffetasse ist zu vernehmen. Zwei Minuten vor 9 Uhr. Schon von weitem füllt ein Lachen gepaart mit heiterem Quasseln die Stille. SPÖ-Bezirksvorsteherin Martina Malyar betritt den Raum.
Als 18-Jährige trat Malyar der Alsergrunder SPÖ bei, hat vom "Erdäpfelsalat Schneiden für Sektionsfeste" bis zur Bezirksvorsteherin gefühlt alles gemacht, was das Bezirkspolitikerdasein so mit sich bringt. Mit 25. Juni ist Malyar genau 15 Jahre als Bezirksvorsteherin im Amt, danach wird sie an einen Nachfolger übergeben. Wer das ist, wollte sie an diesem Vormittag noch nicht verraten. Aber sie blickte zurück auf 15 bewegte und bewegende Jahre als Frau an der Spitze des 9. Bezirks.
"Erstes unbärtiges Gesicht"
Als erste Frau, als "erstes unbärtiges Gesicht", übernahm die heute 58-Jährige am 25. Juni 2003 die Amtsgeschäfte als Alsergrunder Bezirksvorsteherin. Und so lange wie sie hat bis dato noch niemand durchgehalten: Sie ist Dienstälteste im Bezirksrat Alsergrund und die längstdienenste Bezirksvorsteherin des 9. Bezirks seit 1945. Ihr Grundsatz: "Ich muss jeden Tag in den Spiegel schauen können".
In der täglichen Praxis sieht das dann so aus, dass Malyar oftmals gegen den Strom, gegen ökonomisch Mächtige - und auch mal gegen die eigene Partei schwimmt. In ihrem Bezirk soll so ein "gedeihliches Miteinander und ein friedliches Nebeneinander" möglich sein. Inklusion und "Marginalisierte wie Randgruppen in unsere Mitte holen", sei ihr stets ein großes Anliegen in ihrer Arbeit gewesen. Zweites großes Kernthema der 58-Jährigen: Umweltschutz und das Bemühen, dass ihre "Kinder und Kindeskinder später einmal in einer Welt leben, in der man sich wohlfühlt". Dass man sie gelegentlich als "grüne Rote" bezeichnet, damit hat Malyar kein Problem.
Abschied mit Tränen
Etwas deutlicher und lauter wird Malyar beim Thema Rechtsextremismus, vor allem mit Blick auf die "Liederbücher", welche unlängst im Zusammenhang mit der Burschenschaft Germania und der Burschenschaft Bruna Sudetia auftauchten. "In meiner Politik gibt es keinen Zentimeter Platz für Rassismus und Faschismus", erklärt das SPÖ-Urgestein. "Liederbücher" mit antisemitischen Inhalten betitelt sie als "furchtbar" - "Da wird mir schlecht!". In diesen Zeiten, so Malyar, "muss jeder Demokrat und Antifaschist aufstehen". Bisher sei der "Aufschrei der Demokraten noch viel zu leise" ausgefallen.
Mit 25. Juni legt Malyar ihr Amt nieder und kehrt in ihren Job als Lehrerin zurück: "Ich freue mich schon riesig darauf!". In den Parteigremien werde nun entschieden, wer Malyar nachfolgen soll. Mit einer Bekanntgabe rechnet man Ende März. Dass Malyar nach 33 Jahren Bezirkspolitik und 15 Jahren als Bezirksvorsteherin, nicht einfach so "Servus" sagen kann, liegt auf der Hand. Beim Dank an ihr Team, an Familie und Kinder sowie diversen Unterstützern fliest dann auch die ein oder andere Träne über's Gesicht. "Man soll gehen wenn's am schönsten ist. Es war sehr, sehr schön", schließt die Noch-Bezirksvorsteherin und Bald-Wieder-Lehrerin.
Mehr dazu:Martina Malyar im bz-Kreuzverhör
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