Aus Fundstücken werden Kunstwerke
Im Josefstädter Atelier von Ramona Schnekenburger entstehen lebensgroße Bilder von Menschen und Tieren. Ihre Menschen und Tiere sprechen durch Mimik, Blicke oder auch ihre Körperhaltung.
JOSEFSTADT. Eigentlich hat Ramona Schnekenburger Sozialarbeit studiert, als Künstlerin ist sie Autodidaktin. Seit 2005 stellt sie nicht nur regelmäßig aus, ihren Bildwelten begegnet man längst auch in öffentlichen Gebäuden Wiens, etwa in der Arbeiterkammer. "Ich zeichne seit meiner Kindheit. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, in einem kleinen Ort in Südwestdeutschland. Tiere und Menschen, meine Großmutter im Garten oder bei der Kartoffelernte waren meine ersten Motive." Daneben bestand schon immer das Interesse an der Psychologie, das auch von Anfang an ihren Zugang zur Kunst bestimmte. "Ich habe Käthe Kollwitz und die armen, geschundenen, aber auch starken Menschen in ihren Werken bewundert."
Nach dem Studium in Berlin entdeckte sie, was sie neben der Arbeit mit psychisch kranken Menschen, deren außergewöhnliche Lebenswege, Geschichten und kreatives Potenzial sie bis heute faszinieren, ausfüllt und begeistert: die Kunst. "Ich habe zuerst nur gezeichnet, dann wurde die Malerei immer wichtiger für mich." Das sei plötzlich etwas Handfestes gewesen. 2005 hatte sie ihre erste Ausstellung in Berlin. 2007 folgte dann der Umzug nach Wien, berufsbedingt. "Ich hatte mich beim Offenen Atelier Gugging beworben und begann dort zu arbeiten, zuerst als Fulltime-Job, heute bin ich zweimal die Woche dort und habe die Leitung des Ateliers übernommen." Ein nachhaltiger Eindruck, eine faszinierende Erfahrung. "Alles dreht sich dort um die Kunst. Die Künstler in Gugging haben mir eigentlich erst das Selbstvertrauen gegeben, mich selber künstlerisch weiterzuentwickeln."
Hinter die Gesichter schauen
Ob zeichnen oder malen, war nicht mehr die Frage. Schnekenburger verband beides mitei-#+nander und entwickelte ihre eigene, unverwechselbare Technik, eine Mischung aus Ölmalerei und Bleistiftzeichnung. "Mein künstlerischer Durchbruch", ist sie überzeugt. Nur auf den ersten Blick schwarz-weiß, entpuppen sich ihre Bilder als subtil farbig und sogar der weiße Hintergrund ist nicht einfach weiß, sondern aufwendig strukturiert und wird damit wichtiger Teil des Bildes. "Ich habe ständig eine große Sehnsucht nach Weiß, aber auch nach Strukturen, in die man sich versenken kann", so die Künstlerin. Ihre Menschen und Tiere sprechen durch Mimik, Blicke oder auch ihre Körperhaltung. "Bilder sind selbstständige Kommunikatoren und lassen mich und andere mögliche Geschichten dahinter entdecken", erklärt Schnekenburger, die ihre Modelle meist in Fotografien auf Flohmärkten oder in Antiquariaten entdeckt. "Wenn mir in den Fotos etwas nahegeht, muss ich das umsetzen."
Ihre Bilder gibt sie übrigens nur an "gute Pflegeeltern" ab. "Ich muss das Gefühl haben, dort sind sie gut aufgehoben. Dann fällt mir die Trennung leichter." Infos: www.ramonaschnekenburger.com
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