Martina Malyar verabschiedet sich von der Politik
Am 25. Juni verabschiedet sich Bezirkschefin Martina Malyar von der Bezirkspolitik und wird Heilstättenlehrerin.
ALSERGRUND. Können Sie sich noch an Ihre erste große Amtshandlung als Bezirksvorsteherin erinnern?
MARTINA MALYAR: Das weiß ich noch ganz genau. Das war in der ersten Woche, da habe ich die Sozialplattform geschaffen. Dort sind alle Institutionen und Personen, die im weitesten Sinne mit Sozialem zu tun haben, vernetzt. Nach etwa einem halben Jahr hat sich das auch auf die Josefstadt ausgedehnt, weil viele Bereiche übergreifend sind. Da-raus ist dann das Regionalforum entstanden.
Was braucht man, um am Alsergrund erfolgreich Bezirkschefin zu sein?
Man muss offen sein, auf alle Menschen zugehen können, und das weit über die Parteigrenzen hinweg. Nur weil es von jemand anderes kommt, ist es nicht gleich schlecht. Eigenständigkeit ist auch sehr wichtig. Man darf nicht Erfüllungsgehilfe des Rathauses sein, sondern muss im Interesse der Bewohner handeln.
Eine Ihrer größten Herausforderungen war wohl die Drogenberatung "change". Haben Sie damit gerechnet, dass die Errichtung solche Wellen schlägt?
Die Kommunikation war ein Fehler. Das hat nicht funktioniert, weil ich mich breitschlagen hab lassen und auf die Experten des Rathauses verlassen habe, die der Meinung waren, sie wüssten ganz genau, wie es geht. Ich wusste aber ganz genau, wie es im Bezirk geht. Wenn das Schiff wankt, muss der Kapitän standhaft sein.
Geben Ihnen mittlerweile auch Gegner recht?
Es haben mir schon im Wahlkampf viele recht gegeben. Auch als meine Berater gesagt haben, dass wir damit den Wahlkampf verlieren, aber ich war mir sicher, dass es inhaltlich passt.
Ist es schwierig, das, was man aufgebaut hat, in andere Hände zu geben?
Ja, klar. Ein Ende ist immer schwierig. Ein paar Kinder wie der Wirtschaftspreis oder der Kulturschwerpunkt sind schwer loszulassen. Aber die Jungen werden ihr eigenes Ding machen, da bin ich mir sicher. Es wird nicht genug sein, das weiterzumachen, was die Martina einmal angefangen hat.
Sie gehen ja nicht in Pension, sondern arbeiten wieder als Lehrerin. Macht das den Abschied leichter?
Das macht es auf jeden Fall leichter, da man schon auf etwas anderes fokussiert ist. Vor Kurzem habe ich erst neue Bücher für den Englischunterricht gekauft und mir den Lehrplan genau durchgelesen (lacht).
Was werden Sie am meisten vermissen?
Die vielen Abendtermine. Jeden Abend irgendwo sein, eine Sitzung oder Besprechung haben. Das wird eine Umstellung für mich sein.
Was werden Sie an der Bezirkspolitik gar nicht vermissen?
Die Intrigen.
Was sind Ihre drei Lieblingsorte im Bezirk?
Das Alte AKH, das kenne ich noch als Spital. Ich kann mich noch gut erinnern, wie Helmut Zilk das Gelände der Uni geschenkt hat. Dazu gehört natürlich der Narrenturm – schaurig-schön. Dann noch der Donaukanal. In einem Bezirk mit Wasser zu wohnen, ist grandios. Das Letzte kann man gar nicht verorten: die Kultur und alle ihre Einrich-tungen.
Werden Sie die Bezirkspolitik künftig weiterverfolgen? Werden Sie vor dem Livestream sitzen?
Sicher, sofern es die Zeit zulässt. Ich bin ja kein unpolitischer Mensch, nur weil ich aufhöre. Aber die Zeit der Berufspolitik ist definitiv vorbei.
Interview: Thomas Netopilik und Max Spitzauer
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