Vom Weinberg zum Waldgebiet
Der Laaerberg und der Wienerberg waren ursprünglich nicht bewaldet.
FAVORITEN. Die Wälder in Favoriten sind relativ jung. "Der Baumbestand am Laaer Berg und auch am Wienerberg wurde erstmals von uns aufgeforstet", erklärt Förster Alexander Faltejsek.
So wurde das 123 Hektar große Erholungsgebiet Wienerberg in den 1980ern geschaffen. Die Größe entspricht in etwa 172 Fußballfeldern. Mit über 1,2 Millionen Besuchern im Jahr zählt es zu den beliebtesten Wiener Naherholungsbereichen.
Felder und Weingärten
Rund 90 Hektar davon sind geschützter Landschaftsteil. Erst in den 1990ern gab es am Wienerberg eine neue Aufforstungsaktion unter Beteiligung der Bevölkerung. Auch der Laaer Wald gab es ursprünglich keinen Wald im eigentlichen Sinn. Früher fand man hier hauptsächlich Felder und Weingärten.
Nahe dem Böhmischen Prater gab es einen Flaumeichenwald, der im 18. und 19. Jahrhundert fast gänzlich abgeholzt wurde. Man verwendete die Bäume als Bauholz und zur Erzeugung von Holzkohle. Im Jahre 1945 glich die Kuppe des Laaer Berges einer Wüste mit zwei Ziegelteichen.
Probleme der Aufforstung
Für die Stadtplanung war der Laaer Berg ein wichtiges Entwicklungsgebiet. Die Kuppe des Laaer Berges wollte man als Erholungsgebiet gestalten, also erhielten die Wiener Förster die Aufgabe, das Gebiet aufzuforsten. "Genau genommen handelte es sich dabei nicht um eine Wiederaufforstung, sondern eine neue Aufforstung", so Faltejsek.
Es galt vorgesehene 40 Hektar unter den schwierigen Bedingungen neu zu bepflanzen. Das Problem: Hier herrscht extrem trockenes Klima, starker Wind und fruchtbare Erde fehlte, um den Schotterboden neu zu bepflanzen.
Die ersten Versuche, einen Eichenmischwald in üblicher Art anzulegen, scheiterten. Erst nach Untersuchungen und Studien startete eine neue, große Aufforstung in den 50er und 60er Jahren. Es war die erste städtische Aufforstung in Wien auf einer Fläche von 320.000 Quadratmetern und rund 280.000 Pflanzen.
"Erst in den letzten vier Jahren wurde das Erholungsgebiet Laaer Wald gründlich durchforstet: Alte Kiefern, die hier nicht herpassen, wurden geschlägert, Eichen und Ahorn verjüngt. Der Wald schließt sich langsam und produziert heute ein richtiges Waldklima", so Faltejsek.
Sicherheit als Hauptaufgabe
"Die Wälder im 10. Bezirk sind reine Erholungswälder. Es gibt zahlreiche Wanderwege und Waldspielplätze, die vor Baumbruch geschützt werden müssen", erklärt der Forst-Spezialist. Die Baumpflege-Maßnahmen und der Baumschnitt zur "Wegesicherheit" erfolgt in der kalten Jahreszeit. Grund: Ab März beginnen die Vögel mit dem Nestbau – und dürfen währenddessen nicht gestört werden.
Hauptsächlich Eiche, Ahorn, Linde und Hainbuche stehen im Favoritner Wald. Dass sie auch Stress durch die nahe Stadt ausgesetzt sind, äußert sich weniger durch Krankheiten, als durch ihren Wuchs: "Die Bäume sind und jung und wachsen nicht in den Himmel", so Faltejsek.
Die naturbelassene Bestrauchung und die Wiesen zwischen den Waldstücken werden bis auf das Mähen der Wiesen und Durchlichten des Unterholzes für Kleintiere, etwa Hasen und Fasane, weitgehend sich selbst überlassen. "Der Wald ist kein Wirtschaftswald. Der Baumschnitt wird zu Kompost verarbeitet, größeres Holz kann zu Pellets verarbeitet werden. Und das Heu wird kompostiert."
Größter Schilfbestand im Süden Wiens
Das Erholungsgebiet Wienerberg ist ein wichtiger Ersatzlebensraum für seltene Vogelarten. Der künstlich angelegte Wienerbergteich weist den größten Schilfbestand im Süden Wiens auf.
Das Schilf-Röhricht bietet Singvögeln wie Drosselrohrsänger, Zwergdommel oder Rohrammer perfekte Nistmöglichkeiten. Die Halme dienen als Sitzwarte, Schlafplatz, Nahrungsreservoir und geben Deckung. Im Winter finden hier auch Vögel anderer Lebensräume Nahrung wie Samen des Schilfrohres oder überwinternde Insekten.
Auf Infotafeln rund um den Wienerbergteich findet man in dem von BirdLife initiierten Informationssystem Wissenswertes über das Vogelparadies im Schilf und Buschwerk. Es soll unter anderem über das richtige Verhalten, insbesondere während der Brutzeit der Vögel, aufklären.
Zur Sache
Favoriten ist von der Fläche her Wiens sechstgrößter Bezirk. Mit 1.424,6 Hektar hat der Zehnte den zweitgrößten Grünflächenanteil der Stadt. Das entspricht etwa fünf Mal der Größe der Inneren Stadt. Der Böhmische Prater, ausgedehnte Parkanlagen und naturnahe Erholungsflächen am Laaer Berg und Wienerberg sind heute ein wahres Erholungs- und Freizeitparadies. Die städtischen Parkanlagen nehmen rund 158,6 Hektar des Bezirkes ein. Rund 100 Hektar davon sind Wald.
Zur MA 49:
Die Wälder, Wiesen, Gebirgsflächen, Gewässer, Felder sowie Weingärten der Stadt Wien betreut und bewirtschaftet die MA 49 Abteilung Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien, die seit 1. Februar 2017 diesen Namen (und nicht "Forstamt") trägt. Ihre Aufgabe ist auch die Neuausgestaltung von Wald- und Erholungsgebieten. Jährlich werden rund 2-3 ha neuer Waldflächen unter Beteiligung der Bevölkerung, dem sogenannten "Wald der Jungen Wienerinnen" auf Wiener Stadtgebiet aufgeforstet. In den vergangenen Jahren fanden diese Aktionen meistens in den Bezirken 21, 22 und 23 statt, aber auch am Wienerberg wurde in den 90er Jahren im Rahmen der Ausgestaltung des Erholungsgebietes ein Wald unter Beteiligung der Wiener Bevölkerung ausgepflanzt. Übrigens: Auch die Instandhaltung der Wege, das Ausleeren der Mistkübel und die Reinigung der Wiesen (etwa von Silvesterböllern!) fällt in den Aufgabenbereich der MA 49.
Weitere Berichte zum Thema Holz aus ganz Österreich finden Sie in unserem Themen-Channel.
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