Minihofladen in Stephanshart: Kleiner Laden mit großer Idee
Aus einer ehemaligen Bankfiliale machten die Stephansharter ein neues, kleines Zentrum für den Ort.
STEPHANSHART. Der erste Versuch "hat in Wahrheit nicht funktioniert", so Bürgermeister Johannes Pressl. Keiner konnte sich vorstellen, wie ein offener Selbstbedienungsladen mit (fast) ausschließlich örtlichen Produkten funktionieren könnte. Bedenken gab es vor allem wegen Diebstahls von Waren und Bargeld, das in die jeweilige Produzentenkassa eingeworfen wird.
Die "Idee eines Dorfladens" in der ehemaligen Bankfiliale, in der nur noch der Bankomat stand, wurde vorerst verworfen.
Idee gegen den Leerstand
Dann kam im Herbst des Vorjahres der Projektmarathon der Landjugend. Die Gemeinde beauftragte die jungen Stephansharter, die ehemalige Bankfiliale als Laden einzurichten. 42 Stunden später war der Minihofladen geboren. Die Landjugend holte sich dafür den Projektmarathon-Landessieg.
"Vertrauen auf Ehrlichkeit"
Mittlerweile sind auch die Zweifel beseitigt. Probleme mit Diebstahl gebe es keine, man vertraue auf die Ehrlichkeit und wurde nicht enttäuscht. Die rund 1.000 Einwohner der Katastralgemeinde stehen ebenso hinter dem Projekt wie die rund 40 Produzenten aus dem Ort.
Und das Wichtigste: Es lässt sich damit tatsächlich Geld verdienen. "Aber auch die Wertschätzung für Selbstgemachtes wächst", ergänzt Pressl.
Mehr als nur ein Laden
So wurde es nun Zeit für den nächsten Schritt. Seit einigen Tagen kümmert sich nun ein eigens gegründeter Verein um den Laden, der sich so künftig selbst finanzieren soll, erzählt Vereinsobmann Ludwig Auer.
Der Hofladen, der rund um die Uhr geöffnet ist, zeigt dabei nicht nur die Vielfalt der örtlichen Produkte, er ist auch ein soziales Zentrum, in dem sich die Stephansharter treffen. Zugleich bringt er Produzent und Konsument näher zusammen.
Eine überraschende Vielfalt
Mehlspeisen, Schmuck, Bauernhofeis, Honig oder Fleischknödel: Der kleine Hofladen zeigt sich vielfältig und überrascht. So findet man auch "Emoji-Lesezeichen" aus Papier. Die Produzenten heißen Alexandra, Katharina, Anika, Alina und Leon. Sie sind um die zehn Jahre alt.
"Wenn ich am Sonntag beim Schnitzelmachen drei Eier zu wenig habe, fahr ich nach Stephanshart in den Minihofladen", sagt Ilse Neu, Obmann-Stellvertreterin des Minihofladen-Vereins und örtliche Produzentin.
Idee wird weiterentwickelt
"Wenn ich hier kaufe, weiß ich, wen ich unterstütze", erklärt Landtagsabgeordneter Anton Kasser. Das Projekt sei "beispielgebend". Um erfolgreich zu sein, brauche man Produkte, die "nicht vergleichbar" sind – und hier sei nichts vergleichbar, so Kasser zum Projekt und zur regionalen Produktvielfalt. So interessiert sich mittlerweile auch die Dorf- und Stadterneuerung und der Gemeindebund für die Idee, erzählt Johannes Pressl.
So könnten bald weitere Mini-Hofläden entstehen, und dann bereits mit Strichcode, Selbstbedienungskassa und Bankomatzahlung.
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