"Fotografie ist Demokratie!"

Ein Selfie, 400 Worte und der Löwe, fotografiert von Paras Chandaria aus Kenia, sieht zu: Lois Lammerhuber spricht mit Gabriela Stockmann über Fotografie, Demokratie, Kunst und Infotainment.
  • Ein Selfie, 400 Worte und der Löwe, fotografiert von Paras Chandaria aus Kenia, sieht zu: Lois Lammerhuber spricht mit Gabriela Stockmann über Fotografie, Demokratie, Kunst und Infotainment.
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BEZIRKSBLÄTTER: Mit La Gacilly ist nicht ein Orchester quer durch Europa gereist sondern eine Open Air-Fotoausstellung. Das ist bislang eher unüblich - macht es Sinn? Die Thematik "Afrika" ist ja für Frankreich schon eine andere als für Österreich. Müsste nicht eine Ausstellung in Baden anders aussehen als in Frankreich?
LOIS LAMMERHUBER: Spielt ein Orchester nicht überall dieselbe Musik? Ich bin stolz auf dieses - so kann man sagen - paneuropäische Festival. La Gacilly liegt etwa 50 Kilometer vom Atlantik entfernt, Baden etwa 50 Kilometer vom ehemaligen Eisernen Vorhang. Das allein zeigt die Dimension. Und das macht es ja gerade spannend, dass die gezeigten Kunstwerke da und dort womöglich anders rezipiert werden. Das liegt im Auge des Betrachters.

War es überhaupt vom Räumlichen her möglich, exakt dieselbe Ausstellung in Baden zu präsentieren?
Wir haben uns sehr genau an die "Szenographie" der beiden Kuratoren gehalten, dazu waren wir vertraglich verpflichtet. Andererseits war das auch eine "sportliche" Herausforderung. Ja, wir können das. Sie sehen also in Baden 36 Einzelausstellungen in der selben Anordnung wie in La Gacilly - und trotzdem ist alles ganz neu. Das ist schon äußerst spannend.

Also den Foto-Halbkreis mit Fotos von James Barnor bei der Beethovenbüste im Rosarium gab es auch in La Gacilly?
Ja, natürlich nur ohne Beethoven.

Man hört da und dort Klagen über mangelhafte Orientierungsmöglichkeiten. Sind 2000 Bilder auf einem 4,5 Kilometer Open Air-Parcours nicht zu viel?
Es gibt das Festivalzentrum bei der Touristinfo am Brusattiplatz. Dort ist auch um 1 Euro ein Plan mit kurzen Erläuterungen erhältlich, mit dem man sich bestens orientieren können sollte. Und auch im Festival-Gelände gibt es mehrere sehr große Übersichtstafeln. Eigentlich bin ich überrascht, dass es diese Kritik gab, denn der Rundgang ist so eingerichtet, dass man vom Ende einer Einzelausstellung schon die nächste erblicken kann. Wir werden aber dieser Tage zusätzliche Orientierungshilfen einrichten.

Vielleicht ist nicht ganz klar, wo die Ausstellung beginnt...
Das ist Teil des Konzepts. Es ist auch etwas Besonderes, dass man überall in die Ausstellung einsteigen kann und sie überall auch verlassen kann. Und dass man jederzeit wiederkommen kann. Man kann auch alle Einzelausstellungen für sich besuchen, wenn man nicht so viel Zeit hat.

Sie sind ja selbst als Fotograf erfolgreich tätig. Was fasziniert Sie denn so daran?
Es ist eine Kunstform, die erstmals - letztlich durch die Erfindung des Smartphones - keiner elitären Ausbildung bedarf. Alle können heute fotografieren. Jeder hat Zugang zum persönlichen kreativen Ausdruck. Ich bin überzeugt, Fotografie ist die definitive Demokratisierung von Kunst. Denken Sie nur, wie viele Selfies täglich gemacht werden...

Sehen Sie darin keine Abwertung der Kunst? Erschlägt uns die Bilderflut nicht schon bald?
Ganz und gar nicht. "Nur" 80 Millionen Bilder werden täglich auf Instagram hochgeladen, 340 Milliarden E-Mails werden täglich weltweit verschickt. Und ich habe noch nie jemanden klagen gehört, dass uns die Worte erschlagen.

2000 Fotografien werden also in Baden derzeit ausgestellt. Wäre weniger nicht auch mehr gewesen? Ist es nicht eher touristisches Infotainment denn demokratische Kunst?
Das sehe ich gar nicht so. Das Festival ist ein Angebot, das die besten Fotografen der Welt nach Baden bringt. Nicht zu vergessen, dass wir auch ein umfangreiches Rahmenprogramm bieten, Diskussionen, Vorträge und das Nelson Mandela-Fest.

Alles, damit am Ende die Bilder verschrottet werden? Nur um kurz einen Aufreger anzureißen...
Wir haben das Recht erworben, die Bilder bis inklusive 30. September in Baden auszustellen. Am Ende geht das jeweilige Fotorecht zurück an den Fotografen oder den Leihgeber. Es bleibt die Aluminiumplatte mit dem gedruckten Foto, das uns dann nicht mehr gehört.

Also trennt sich am 30. September um 24 Uhr die Seele - das Fotorecht - vom Leib, dem Alu-Gestell? Kann man das so sagen?
Das ist ein sehr guter Vergleich, ja. Ich verstehe aber die Aufregung darüber gar nicht. Jede Ausstellung, die keine Originale beinhaltet, endet so. Wer unbedingt eines der Fotos erwerben will, kann sich gerne an mich persönlich wenden, ich werde dann den Kontakt zu den Fotografen herstellen.

(Interview: Gabriela Stockmann)

Nächster Vortrag:

https://www.meinbezirk.at/baden/lokales/top-fotografin-ueber-hexen-im-exil-d2782559.html

Mein La Gacilly: Fotoaktion der Bezirksblätter:

Haben Sie auch schon ein La Gacilly-Foto mit Badener Umgebung (Baum, Tier, Mensch, Gegenstand) fotografiert. Schicken Sie es uns zur Veröffentlichung in der Print-Ausgabe, die jeden Mittwoch/Donnerstag an alle Haushalte im Bezirk verteilt wird. gabriela.stockmann@bezirksblaetter.at

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