Prozess gegen Badener Terrorverdächtige: Vertagt!
BADEN/Wr. Neustadt. Heute, am 19. April, findet am Wr Neustädter Gericht der Prozess gegen ein Ehepaar aus Baden statt, dem Kontakte zum Islamischen Staat vorgeworfen werden. Es ist der erste Dschihadistenprozess in Wr. Neustadt. Der Mann war im September 2016 in seiner Wohnung in der Mühlgasse von der Cobra verhaftet worden, einige Wochen später auch seine Frau.
Die Polizei beschlagnahmte damals Computer und Bombenbaupläne. Auch sollen sie Geld an IS-nahe Verbindungen überwiesen haben.
Verteidiger ist Dr Wolfgang Blaschitz, der im Vorfeld gegenüber Medien von "kleinen Fischen" gesprochen hatte.
Unser Mitarbeiter ist vor Ort und wird uns über die Entwicklungen beim Prozess so weit wie möglich am laufenden halten.
Update 9 uhr: Absolutes Foto und Handyverbot..
. Viele Polizisten bei der sicherheitsschleuse und vorm Saal
update 12 Uhr: Drei Stunden lang wurde der Ehemann (25) einvernommen. Er ist klein, zierlich, mit langen dunklen Haaren und Föhnwelle. Er gibt sich eloquent und vertraut auf seine charmante Wirkung. Tatsächlich wurde die Polizei auf ihn durch einen Ladendiebstahl in der SCS aufmerksam. Auf seinem Handy fand man Nachrichten mit IS-Bezug, das Handy wurde beschlagnahmt. Man fand bei ihm auch zwei PDF - "Das ABC des Hausterrorismus" und "Make a bomb in the kitchen of your mom". Der Angeklagte rechtfertigt sich so: "Ich wollte mich über den IS informieren. Ich halte den IS für eine terroristische Organisation, die ich nicht unterstütze." Er rauche Marihuana und trinke Stiegl-Bier, gläubigen Muslimen ist das untersagt. Der Mann ist Belgier, er spricht Französisch vor dem Richter. Verteidiger Dr. Blaschitz sagt: "Hätte er nicht den Ladendiebstahl begangen, wäre er immer noch ein freier Mann."
update 16 Uhr: Ab 14 Uhr wird die Ehefrau einvernommen. Vorweg ist zu sagen, dass sich das Paar 2014 im Internet kennengelernt und 2015 zum ersten Mal getroffen hat. Einen Tag später wurde die Ehe nach islamischem Recht vollzogen, jedoch nicht nach österreichischem Recht. Die Frau berichtet - manchmal sichtlich über ihre eigenen Aussagen amüsiert - über ihre Chat-Erlebnisse mit dem "Zukünftigen". Freunde aus muslimischen Kreisen hätten ihm von ihr abgeraten, sie sei zu alt und trage keine Burka. Es gebe Bessere für ihn. Darüber hätte sie im Chat mit dem Mann gestritten, sie habe auch Angst gehabt, dass der Mann nach Syrien gehen werde. "Für mich besteht der IS aus psychisch kranken Leuten", urteilt die hübsche rothaarige zierliche Person, die keine Burka trägt und im Bikini Baden geht. In manche Internetforen habe sie sich als Mann eingeschlichen, weil Frauen da keinen Zutritt hatten.
Beide Angeklagten sind sich einig, dass "alles nur ein Spaß war". Jedenfalls scheint es aber auch eine etwas schräge Liebesgeschichte gewesen zu sein. Die Frau, eine Tschetschenenin, hat aus erster Ehe bereits drei Kinder. Ihre Einvernahme wird auf russisch geführt. Verständigt dürften sich die beiden untereinander auf russisch haben, denn der Mann ist in Tschetschenien geboren und hat dort bis zu seinem 9. Lebensjahr gelebt, ehe er nach Belgien und dann nach Österreich ging. Die Frau lebte schon länger in Baden, der Mann zog zu ihr.
Das Urteil des Schöffengerichtes wird nicht vor 18 Uhr erwartet.
Update 17 Uhr: Überraschend wird die Verhandlung auf 3. Mai vertagt, Es sollen dann noch zwei Zeugen des Verfassungsschutzes vernommen werden.
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