Unruhen beendeten Zivildienst in Nicaragua
Junger Braunauer musste Auslandszivildienst in Nicaragua wegen dortigen Unruhen abbrechen. Die Erfahrung möchte er dennoch nicht missen.
BRAUNAU, LEÓN. Seit Juli 2017 war Fabian Maier, Absolvent der HTL Braunau, als Zivildiener an der IPLS in León, einer Partnerschule der HTL Braunau, tätig. Seine Aufgaben lagen vor allem in der Betreuung von Projekten im Bereich der Alternativenergien sowie der Unterstützung der Zusammenarbeit der beiden Partnerschulen. Aufgrund der Unruhen in Nicaragua ist er vor einiger Zeit nach Österreich zurückgekehrt – die Situation vor Ort wurde zu gefährlich. Die Proteste gegen die dortige Regierung forderten in den letzten Wochen rund 300 Tote und viele Verletzte. "Direkt in die Auseinandersetzungen war ich nicht involviert. Ich habe mich an die Sicherheitsregeln meiner Vorgesetzten gehalten: Kein Aufenthalt im Freien nach Einbruch der Dunkelheit, Konzentration auf die Arbeit im IPLS, keine Beteiligung an Demonstrationen. Was ich aber intensiv mitbekommen habe, ist der Zorn vieler Nicaraguaner auf die Regierung und vor allem die Sorge vieler um Familienangehörige, die sich an Protesten beteiligt haben", berichtet Maier.
Heimkehr wurde notwendig
"Nachdem die tragischen Vorfälle in Nicaragua begonnen haben, haben wir natürlich sofort Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit von Fabian zu gewährleisten. Er stand, wie es unser Notfallkonzept vorsieht, ständig in engem Kontakt mit den Betreuern vor Ort und hat regelmäßig mit uns geskypt", erzählt Bruno Plunger, der für die Auslandszivildiener zuständig ist und selbst viele Jahre in Nicaragua gelebt hat. Relativ bald wurde eine Rückkehr von Maier angedacht – doch eine Fahrt von León zum Flughafen in Managua war wegen vieler Straßensperren problematisch. Angesichts eines drohenden Generalstreiks wurde eine Heimkehr jedoch notwendig. Professoren der Partnerschule brachten ihn über Nebenstraßen nach Managua. "Auf der Fahrt zum Flughafen wurden wir trotzdem an einer Straßensperre gestoppt, was nicht ganz ungefährlich war", erzählt Maier.
"Würde es wieder machen"
Trotz des dramatischen und verfrühten Endes sei der Auslandszivildienst eine große Bereicherung für ihn, die er auf keinen Fall missen möchte. "Ich habe ordentlich Spanisch gelernt, viele Freunde gefunden und bin vor allem von der Offenheit und Freundlichkeit der Nicaraguaner begeistert. Ich weiß jetzt, dass man auch zu zwölft auf 50 Quadratmeter leben kann und dass es kein Problem ist, sich die Wäsche selbst zu waschen. Ich kann den Luxus, den wir hier haben, durchaus schätzen, weiß aber auch um die großen Vorzüge Nicaraguas, wo Menschen trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihr leben miteinander teilen und es viel lebendiger ist, als bei uns." Gefehlt habe ihm am meisten der Internetzugang. "Den hatte ich nur am IPLS. Aber vielleicht war es auch gut, nicht ständig online zu sein", grübelt er. Das nächste Abenteuer wartet bereits auf ihn: Im Herbst wird er nach Wien übersiedeln und an der Technischen Universität Informatik studieren.
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