Wiener Schülerinnen entwickeln abbaubare Kaffeekapseln
Schülerinnen des TGM im 20. Bezirk entwickelten Espresso-Kapseln, die nach wenigen Wochen im Hausmüll zerfallen.
BRIGITTENAU. Das schlechte Gewissen trinkt mit: Espresso-Maschinen mit Kapseln mögen praktisch sein, erzeugen aber auch jede Menge schwer abbaubaren Abfall. Eine typische Kapsel besteht aus 1,13 Gramm Aluminium. Bei drei Tassen Kaffee täglich verbraucht man in einem Jahr mehr als 1,2 Kilogramm Aluminium. Diesem Problem haben sich zwei Schülerinnen des TGM – Schule der Technik im 20. Bezirk gestellt.
Samantha Onderka (19) und Katharina Schleinzer (18) ist es gelungen, Kapseln aus einem anderen Material herzustellen und somit abbaubar zu machen. „Wir sind sehr stolz, dass es funktioniert“, so die Maturantin Samantha. Zusammen mit Katharina hat sie beobachtet, wie die neuartigen Kaffeekapseln in der Kompostkiste binnen weniger Wochen zerfallen. „Es ist toll zu sehen, wie sich die Kapseln verändern und abgebaut werden.“
Schleinzer und Onderka experimentierten mit verschiedenen Mischungen auf der Basis natürlicher, nachwachsender Rohstoffe. Bio-Kunststoff wird häufig aus Zucker, Stärke oder Biomasse gewonnen. Das Endergebnis sollte allerdings wasserfest und gut formbar sein. Die Mädchen stellten mit viel Geduld sieben neue Bio-Kunststoffe aus verschiedenen Zutaten selbst her. „Wir haben ausführlich getestet, das Material soll ja bestimmte Kriterien erfüllen. Der Bio-Kunststoff muss eine Zugprüfung und eine Schlagprüfung bestehen und natürlich auch die richtigen Eigenschaften für die Verarbeitung aufweisen.“
Von sieben Mischungen blieb genau eine übrig. Sie besteht aus Materialien, die zur Gänze aus nachwachsenden Rohstoffen stammen. Mit einem 3D-Laserdrucker stellten die Schülerinnen eine Form her, mit der sie dann tatsächlich Kaffeekapseln aus ihrem neuen Material erzeugen konnten.
Abbaubar im Kompost
Nach der Herstellung ging es aber an den Kern der eigentlichen Frage: Zerfallen die Kaffeekapseln tatsächlich in einem ganz normalen Komposthaufen? Die beiden Schülerinnen bauten eine Kompostbox, geeignet für den Hausgebrauch, und warfen ihre Kaffeekapseln „in den Mist“. Das Experiment gelang: Im Laufe der Wochen bis zur Matura konnten die Mädchen beobachten und dokumentieren, wie die Kapseln immer kleiner und kleiner wurden.
„Wir haben einen Bio-Kunststoff gefunden, der das Problem mit den Kaffeekapseln nachhaltig lösen kann“, freut sich Samantha. Wenn man die biologische Abbaubarkeit zertifizieren lässt, gibt es für den neuen Bio-Kunststoff sogar ein Prüfsiegel, das seine Eignung für den Kompost bestätigt.
Maturaprojekt für das Unternehmen Gabriel-Chemie
Der Hintergrund des Maturaprojekts der beiden: Gabriel-Chemie, ein internationales Unternehmen mit Zentrale im niederösterreichischen Gumpoldskirchen, benötigt ein neues, umweltfreundliches Material für Kaffeekapseln. Mit dieser Fragestellung trat Andreas Höllebauer, Forschungsleiter bei Gabriel-Chemie, an die Schülerinnen heran: „Wir suchen einen Bio-Kunststoff für Kaffeekapseln. Das Material soll natürlichen Ursprungs sein und sich sehr gut abbauen lassen, und zwar nicht nur in industriellen Kompostieranlagen, sondern ganz normal in Heim und Garten.“ Gabriel-Chemie erzeugt vor allem Farben und Zusätze für Kunststoffe und interessiert sich daher für das Thema Kaffeekapsel. „Wir arbeiten seit Jahren immer wieder mit dem TGM zusammen“, erläutert Höllebauer, „deshalb lag es nahe, diese Forschungsaufgabe als Maturaprojekt auszuschreiben“.
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