Der Schiri-Methusalem aus der Weststeiermark

Karl Fuchs appelliert an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Eltern. | Foto: Franz Krainer
  • Karl Fuchs appelliert an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Eltern.
  • Foto: Franz Krainer
  • hochgeladen von Susanne Veronik

DEUTSCHLANDSBERG. Karl Fuchs wird in zwei Monaten 70 Jahre alt, liebt seine sieben Enkel und hat eine ganz große Leidenschaft: Fußball. Schon in seiner Jugend ein überdurchschnittlich begabter Kicker, diente er beim DSC, in Frauental und sogar in Wartberg an der Mürz schwor man auf die Fähigkeiten des bis heute unglaublich fitten Deutschlandsbergers. Die Gegner hatten es schwer, ihn zu stoppen. Eine schwere Knieverletzung setzte allerdings seiner Fußballkarriere ein jähes Ende. Karl Fuchs hat schon sehr früh sein Interesse am Schiedsrichterwesen bekundet. Der Familienmensch musste jedoch bis zu seinem 48. Lebensjahr warten, ehe er endgültig die Pfeife in den Mund nehmen durfte, denn seine Tochter warnte ihn mehrmals eindringlich: „Papa, wenn du Schiedsrichter wirst, gehen wir nie mehr mit dir auf den Sportplatz!“ Schon damals hatte das Mädchen „keinen Bock“ auf die obszönen Sprüche, die so mancher geistig limitierte sogenannte Fußballfan gegen Schiedsrichter losließ.

Ehrliche Kameradschaft

3000 Spiele später bekommt der enorm sportliche Karl noch immer glänzende Augen, wenn er von seinen vielen Erlebnissen auf dem Fußballplatz erzählt: „Die ehrliche Kameradschaft im Kollegium, die Freundschaft mit unzähligen Spielern und Funktionären, doch auch die oft grenzwertigen Erlebnisse mit Fans und Eltern“ bestimmen seit 23 Jahren das Leben des moderaten und kompromissbereiten Gemütsmenschen. „Meine Frau hat mich 39 Jahre lang durch dick und dünn begleitet, ihr plötzlicher Tod vor vier Jahren war der absolute Tiefpunkt, der totale Wirkungstreffer meines Lebens!“

Spezielles Ansuchen

Karl tat sich schwer, mit dem unabänderlichen Schicksal umzugehen, doch hat ihm seine Tätigkeit als Schiedsrichter nach eigenen Worten „extrem geholfen“, wieder auf die Beine zu kommen und „die schlimmste Erfahrung meines Lebens (O-Ton Fuchs)“ zu verkraften. Das Schiedsrichterkollegium gab ihm neben seiner Familie jenen Halt, ohne den er vielleicht sogar zerbrochen wäre. Heute pfeift Fuchs bis zu zehn Spiele pro Woche und der steirische Schiedsrichterobmann Franz Roschitz kann und will auf den ältesten Schiedsrichter der grünen Mark nicht verzichten. „Ich musste ein eigenes Ansuchen stellen, um weiter besetzt werden zu können, pfeife heute viele Jugend- und Frauenspiele und möchte das solange tun, wie ich mich körperlich dazu in der Lage fühle!“

Kinder nicht überfordern

Karl Fuchs ist trotz seiner 70 Jahre top in Form, kann nach wie vor auf einem hohen Level pfeifen und hat ein Anliegen: „Ich appelliere an alle Eltern: bitte überfordert eure Kinder auf dem Fußballplatz nicht, ich habe zu viele Tränen in den Augen unter Druck gesetzter Kinder gesehen. Überlegt bitte auch die Wortwahl gegenüber uns Schiedsrichtern und den Kindern. Geht mit der Sprache verantwortungsbewusst um. Die Jugendlichen von heute sind die Spieler der Kampfmannschaften von morgen und brauchen ihre Eltern als Vorbilder im Benehmen und Auftreten auf dem Fußballplatz!“

von Franz Krainer

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.