"So wollte ich nicht aufhören" - Philip Leitinger im großen WOCHE-Interview

Im WOCHE-Interview spricht DSC-Kapitän Philip Leitinger über seine lange Pause: "Ich bin noch nicht reif dafür, irgendetwas anderes außer Kicken anzugehen." | Foto: Franz Krainer
  • Im WOCHE-Interview spricht DSC-Kapitän Philip Leitinger über seine lange Pause: "Ich bin noch nicht reif dafür, irgendetwas anderes außer Kicken anzugehen."
  • Foto: Franz Krainer
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24. Juni 2016: Philip Leitinger reißt sich im Testspiel in Kapfenberg das Innenband im rechten Knie.
10. März 2017: Philip Leitinger gibt in Gleisdorf sein Comeback für den DSC in der Regionalliga.
17. März 2017: Philip Leitinger reißt sich im Heimspiel gegen Allerheiligen das Innenband im linken Knie und das hintere Kreuzband.
6. April 2018: Philip Leitinger gibt erneut in Gleisdorf sein Comeback für den DSC in der Regionalliga.
Das war die Achterbahnfahrt, die der DSC-Kapitän in den letzten zwei Jahren durchmachen musste. Nach seinem erneuten Comeback unterhielt sich die WOCHE Deutschlandsberg mit dem 30-Jährigen.

Philip, wie geht’s dir?
PHILIP LEITINGER: Das Knie hält, das passt. Körperlich bin ich noch hinten nach, weil ich über zehn Monate nix getan hab. Ich konnte erst zwei Wochen vorm Trainingsstart am 8. Jänner richtig laufen, weil ich vorher immer was gespürt hab.

Wie war die Frühjahrsvorbereitung?
Ich hab gleich wieder jede Einheit mitgemacht. Anscheinend war das zu viel, weil einmal hat’s einen Zupfer gemacht und ich war mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel wieder drei Wochen außer Gefecht. Aber seitdem geht’s dahin, da muss ich auf Holz klopfen.

Welche Rolle hat der Kunstrasen gespielt?
Viele haben gemeint, der Kunstrasen wäre schuld an meiner Verletzung. Ich denke, ich bin selbst hängen blieben und einfach blöd gerutscht. In der Vorbereitung war ich wirklich froh über den neuen Kunstrasen, der ist ganz was anderes. Es war ja zwischendurch tief winterlich und ich weiß ich nicht, ob ich auf einem anderen Platz so mitgetan hätte, wie ich es gemacht hab.

Was war für dich das Schlimmste an der langen Pause?
Wenn du jeden Freitag ins Koralmstadion schaust und bei jedem Auswärtsspiel am Liveticker hängst, aber eigentlich nichts tun kannst, ist es schon sehr zach. Ich war während des Krankenstands daheim, aber dann habe ich schon geschaut, dass ich immer im Stadion bin, auch wenn ich ein bisschen auf Hilfe angewiesen war.

Warum hast du dir das angetan?
Es ist zwar nicht lustig, wenn du weißt, du kannst nicht helfen. Aber es war für mich um einiges schlimmer, im Krankenhaus oder Krankenstand nur am Handy mitzulesen. Vor allem ist es lustig, unserer Mannschaft zuzuschauen. Das Zuschauen war verdammt schwer, aber schlimmer war sicher, daheim zu sein, keinen zu sehen und mit keinem zu reden.

Hast du irgendwann gedacht, du kannst nie mehr Fußball spielen?
Am Anfang hab ich gesagt, ich werde wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen. Weil die Enttäuschung über die zweite Verletzung schon sehr groß war. Und mein Arzt hatte keine großen Hoffnungen, weil es so kompliziert war. Da hab ich ganz kurz mal wirklich gezweifelt. Bei der Physiotherapie ist aber einiges weitergegangen. Die hab ich von Mai bis November zwei Mal in der Woche durchgezogen, das war schon richtig zach.

Bist du mit der zweiten Verletzung dann anders umgegangen?
Der Innenbandriss im Sommer 2016 war meine erste große Verletzung in 24 Jahren. Ich wusste, die werde ich meistern, auch für meinen Arzt war das eine Lappalie. Damit bin ich sicher leichter umgegangen. Das kann halt keiner wissen, dass nach eineinhalb Spielen wieder sowas passiert. Wenn ich da nicht den Rückhalt von der Familie gehabt hätte… Da bin ich zuerst wirklich ein bisserl in ein Loch gefallen.

Wie bist du damit umgegangen?

Ich wollte nicht so aufhören: in der 55. Minute mit einer Verletzung ausgewechselt und dann nie mehr am Platz. Und dann gewinnen sie das Spiel noch ohne mich. Ich hab zuerst selbst nicht an eine Rückkehr geglaubt. Im Herbst hab ich aber gemerkt, wie mir das wieder abgeht. Auch mit dem Knie ist wieder viel mehr gegangen. Dann hab ich gedacht: Wenn das Knie hält, warum nicht.

Kannst du dir ein Leben ohne Fußball überhaupt vorstellen?
Das war ja das Problem. Es war auch eine schöne Zeit mit der Familie, ich hab echt viel Freizeit gehabt. Aber ich hab dann immer mehr gemerkt: Es geht noch nicht ohne. Ich bin noch nicht reif dafür zu sagen, ich gehe irgendetwas anderes an außer Kicken.

Wie lange willst du das noch machen?
Ich möchte noch sehr lange beim DSC nicht nur dabei sein, sondern auch spielen. Egal ob Einser oder Zweier. Weil irgendwann wird die Zeit kommen, wo es in der Einser halt nicht mehr geht. Grundsätzlich möchte ich schon noch ein paar Jahre anhängen und nicht im Sommer 2018 sagen, das war’s jetzt.

Hast du die Verletzungen noch im Kopf?
Ich merke hin und wieder, dass der Kopf noch ein bisserl mitspielt. Dann geh ich ein bisschen anders in den Zweikampf. Aber nach ein paar Minuten schaltet das irgendwie um und du bist wieder in dem Modus drinnen: Du willst kicken, du willst gewinnen. Dann blende ich das komplett aus. Einmal in der Vorbereitung hatte ich einen Pressball und da ist nichts passiert. Das hat dem Kopf gesagt: Das Knie hält.

Wie kam es zum ersten Match nach der Verletzung?

Ich hab ganz spät wirklich zum Spielen angefangen. Jerko Grubisic hat mir echt Zeit dafür gegeben. Im Test gegen Straß hab ich zum ersten Mal wieder gespielt, das war schon wieder ein geiles Gefühl. Ich war am nächsten Tag ziemlich müde, aber es ist nichts passiert und ich hab wieder eine Freude gehabt. Ich freue mich auch jeden Tag aufs Training.

Fühlst du dich wieder völlig fit?
Ich hab ein paar Mal in der Zweier gespielt. Darüber war ich froh, weil die Spielpraxis für mich wichtig ist. Aber in der Regionalliga ist einfach ein ganz anderes Tempo drinnen. Wenn der Ball nicht vorm gegnerischen Tor ist, ist er meistens vor unserem, da geht’s richtig dahin. Ich hab gleich am Anfang zum Trainer gesagt: Wenn du mich brauchst, bin ich da. Gewollt hätte ich schon von der ersten Runde weg, aber wollen tu ich eh immer.

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