Döbling: Irmi Soravias Buch über die vergessene Vielfalt des Bezirks
Irmi Soravia hat für ihr neues Döbling-Buch viele spannende Seiten des Bezirks (wieder)entdeckt. Historische Bilder runden das Werk ab.
DÖBLING. Der Bockkeller in Döbling: Bis zu 4.000 Gäste feierten hier zu Zeiten der Monarchie quasi "ein ständiges Oktoberfest". Diese und andere Fakten aus der Geschichte des 19. Bezirks haben Autorin Irmi Soravia bei der Recherche zu ihrem neuen Buch überrascht. „Jeder weiß, dass Weinbau hier Tradition hat, dass aber gerade in Döbling die Kunst des Bierbrauens seine Hochblüte hatte, war mir neu.“
Aber Döbling war um 1900 auch ein boomender Industriestandort: „Man ließ sich hier gerne nieder, nicht nur, weil es schön war, sondern vor allem günstig“, so Soravia. Da gab es die Familie Zacherl mit ihrer orientalischen Palastfabrik, in der das legendäre Insektenpulver hergestellt wurde. Oder den boomenden Zimmereibetrieb von Wenzel Hartl am Sieveringer Spitz.
Auf 240 Seiten, prächtig bebildert unter anderem mit historischen Aufnahmen aus privaten Archiven, widmet sich Soravia ebenso den Künstlern und Prominenten des Bezirks. Sie wandelt auf den Spuren von Ludwig van Beethoven, Johann Kattus, Alma Mahler, Josef Hoffmann und Berta Zuckerkandl.
Döbling als Drehscheibe für Winter- und Sommersport ist ebenfalls Thema. Neben Fußball – das Stadion auf der Hohen Warte fasste einst bis zu 85.000 Personen, heute ist es für 5.500 zugelassen – begeisterte man sich für die Rad-, Motorrad und Autorennen auf der Höhenstraße. Und es gab sogar eine Skisprungschanze, die 1928 vom Wiener Arbeiterturnverein im Steinbergerbachtal nahe dem Schloss Cobenzl errichtet wurde. Bis zu 20.000 Zuseher sollen dem Spektakel gefolgt sein. Und natürlich wurde auf den Wiesen und Hängen auch Ski gefahren.
Blick von außen
Vielleicht ist Irmi Soravia mit ihrem stilgerecht beim Mayer am Pfarrplatz präsentierten Buch gerade deshalb eine bezaubernde Liebeserklärung an Döbling gelungen, weil sie keine "Einheimische" ist. Soravia ist am Kärntner Faaker See aufgewachsen. Jetzt lebt die Mutter von drei Kindern, die seit 1992 mit dem Bauunternehmer Hanno Soravia verheiratet ist, im 3. Bezirk.
"Warum gerade ich dieses Buch geschrieben habe, ist immer die erste Frage, die mir gestellt wird", lacht die Autorin. "Es ist ganz einfach: Nachdem mein letztes Buch über den Millstätter See ein großer Erfolg war, wollte der Verlag diesmal ein Buch über Döbling von mir."
Natürlich hat Soravia Döbling auch davor schon gut gekannt: "Als ich mit 18 aus Kärnten zum Studium nach Wien kam, zog es mich oft nach Döbling. Ich bin stundenlang durch den Wienerwald und die Weinberge spaziert und habe viel Zeit mit Freunden beim Heurigen verbracht." Noch heute entspannt sie sich beim Aufstieg auf den Leopoldsberg. Und seltener als früher, aber doch, trifft man sie auch beim Heurigen.
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