Gefahrenhotspot Donau Zentrum? Fehlanzeige!
Wie sicher ist die Gegend rund um das Donau Zentrum? Die bz hat sich bei den Verantwortlichen umgehört.
DONAUSTADT. "Tschetschenengruppen", "Jugendbanden", "Gewalthotspot Donauzentrum" – diese Schlagzeilen in diversen Medien sorgten in den vergangenen Wochen für Verunsicherung bei den Donaustädtern. Ein Überfall auf Schüler der Hertha Firnberg Schule hatte den Anstoß gegeben, um die Gegend rund um das Donauzentrum zum neuen Gefahrenbereich zu ernennen. Doch wie gefährlich ist es dort wirklich?
Laut Polizeisprecher Paul Eidenberger wird die Situation gerade durch Medien überspitzt formuliert und damit Angst in der Bevölkerung geschürt. "Speziell der Ausdruck ’Tschetschenenproblem’ ist ein absolutes Reizwort, das verwendet wird, um Hysterie zu verbreiten. Aus polizeilicher Sicht ist das nicht nachvollziehbar. Bei den Jugendlichen, die den Überfall verübt hatten, handelte es sich unter anderem auch um österreichische und afghanische Staatsbürger", so Eidenberger.
Verstärkte Polizeipräsenz
Ebenso problematisch sei der leichtfertige Umgang mit dem Begriff "Jugendbanden", da eine Bande eine kriminelle Vereinigung benenne. Bei den Jugendlichen rund um die U-Bahn-Station Kagran handle es sich um "Gruppierungen, die durch ihr Auftreten das subjektive Sicherheitsgefühl negativ beeinflussen."
Dem stimmt auch Donauzentrum-Manager Matthias Franta zu: "Das sind keine Banden, sondern Jugendliche, die Blödsinn im Kopf haben. Gerade bei der Kälte kommen sie auch öfter ins Donauzentrum, um ihre Handys aufzuladen oder sich aufzuwärmen. Wir sind in ständigem Kontakt mit der Polizei, aber es gab noch keine gröberen Zwischenfälle." Die Polizei nehme die Situation ernst und zeige verstärkte Präsenz rund um das Einkaufszentrum. Seit Jahresbeginn gab es bereits fünf Schwerpunktaktionen mit Polizeihunden, dem Landeskriminalamt, Bezirkseinsatz-kräften und Streifenpolizisten. Dabei spiegelten die Kriminalitätszahlen die Wahrnehmung aus der Bevölkerung keinesfalls wider. "Der Umkreis Kagran ist nicht auffällig. Dass es unangenehm ist, wenn sich Jugendliche vor einem in die Haare kriegen, ist klar, aber die Gegend ist sicher kein Gewalthotspot", so Eidenberger.
Arbeit mit Jugendlichen
Die eigentliche Wurzel für derartige Vorfälle liege woanders. Eidenberger: "Wenn wir als Polizei hinkommen, ist bereits etwas passiert. Doch das eigentliche Problem ist der gesellschaftliche Hintergrund und die teilweise Perspektivenlosigkeit der Jugendlichen." Um Jugendliche verstärkt zu erreichen, gibt es deshalb seitens der Polizei unter anderem die Aktion "Gemeinsam.Sicher".
Außerdem dienen die Jugendzentren in der Donaustadt als Anlaufstelle für junge Menschen. Christa Wildfellner, Sprecherin der Wiener Jugendzentren: "Wir bieten ehrliche Beziehungsangebote und sinnvolle Freizeitbeschäftigungen für Jugendliche an. Unter anderem passiert das beim Jugendtreff Donaustadt gleich in der Nähe des Donauzentrums."
Not in God’s Name
Auch Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy setzt auf mehr Angebote und Aktionen für Jugendliche im Bezirk. Unter anderem startet auf seine Initiative hin in Kürze das Projekt "Not in God’s Name" in der Donaustadt – damit ist der 22. Bezirk wienweit Vorreiter. Nevrivy: "Das Projekt setzt in den Kampfsportzentren an und ergänzt so die klassische Jugendarbeit, indem Kampfsport-Stars mit Vorbildwirkung mit den Jugendlichen gemeinsam trainieren." Somit sollen Übergriffe von bzw. unter Jugendlichen eingegrenzt und bestenfalls verhindert werden.
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