Spiel dich frei: Mit Theaterstücken gegen kindliche Gewalt
Stephan Kreuzer arbeitet mit seinem Verein "Theater für Alle" an Wiener Volksschulen aktiv gegen Ausgrenzung und Mobbing.
DONAUSTADT. Tafelklassler, die ihre Rolle in der Klassengemeinschaft erst finden müssen, Zwölfjährige, die in der Pause von ihren Kollegen ausgegrenzt werden oder Vierzehnjährige, die der Gewalt von Mitschülern ausgesetzt sind: Was herzzerreißend klingt, steht leider in vielen Wiener Schulen an der Tagesordnung. Ein Weg, gegen diese Konflike vorzugehen, zeigt der Verein "Theater für Alle" mit ihrem Konzept "Spiel dich frei". "Wir bieten Theaterworkshops an Schulen an, um die Gemeinschaft zu fördern, Spannungen spielerisch abzubauen und die Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes zu stärken", erklärt Obmann Stephan Kreuzer, der den Verein 2008 gründete. Damals noch in Favoriten; vor drei Jahren zogen der Theaterwissenschaftler und seine Gattin, die ebenfalls im Vorstand des Vereins ist, in die Miriam-Makabea-Gasse in der Donaustadt, wo "Theater für Alle" seither den Vereinssitz hat.
"Workshops finden hier nicht statt, wir sind ein mobiler Verein. Wir kommen in Schulen, Seniorentreffs, Ferienbetreuungseinrichtungen, zu Straßenfesten oder wo immer wir gebucht werden", so Kreuzer, der sein Angebot an alle Altersgruppen richtet. "Wir haben mit Seniorentheater begonnen, aber da fehlte die Kontinuität. Ich habe 2005 eine Studienkollegin bei einem Workshop in einer Volksschule unterstützt, was gut gepasst hat, da ich meine Diplomarbeit über das Wiener Schultheater geschrieben habe. Damals bin ich in diese Arbeit mit Kindern hineingerutscht und es ist sicher auch das Herzstück des Vereins."
Gezielte Konfliktlösung
Seit 2010 wird das Konzept "Spiel dich frei" angeboten, an dem pro Schuljahr durchschnittlich 15 Klassen teilnehmen. Für das Projekt kommt ein Zweierteam des Vereins, dem neben Stephan Kreuzer fünf weitere Theaterpädagoginnen angehören, einmal pro Woche für eine Doppelstunde in die Klasse. "Es findet ein Vorgespräch mit den Lehrkräften statt, wo in der Schule der Schuh drückt, damit wir gezielt auf dieses Thema eingehen können. Dann erarbeiten wir 13 Wochen lang mit den Schülern ein eigenes Stück, das am Ende vor den anderen Klassen und den Eltern aufgeführt wird", so Kreuzer. Bevor das Stück, das aus den Ideen der Teilnehmer entsteht, geprobt wird, werden Theaterpädagogische Übungen mit den Kindern durchgeführt.
"Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv. Seit 2018 listet uns die Wiener Gebietskrankenkassa bei `Gesunde Schule´und vom Stadtschulrat erging eine Empfehlung unserer Workshops an die Schulen. Der schönste Erfolg ist für mich persönlich allerdings, wenn ein schüchternes Kind im Laufe des Workshops aufblüht", so Kreuzer, der den Satz des englischen Dramatikers Robert Browning "Deine Träume sind deine Möglichkeiten" als Motto für "Theater für Alle" wählte. "Die Kinder sind frei, sich in eine andere Welt, in eine andere Rolle zu träumen. Wenn man sich auf eine andere Ebene begibt und so tut als ob, dann kann man auch fliegen!"
Zur Sache
Der Verein "Theater für Alle" feiert sein 10jähriges Bestehen zweimal: Am Freitag, 18.Mai, wird von 15-18 Uhr auf der Jesuitenwiese im 2. Bezirk und am Samstag, 19.Mai, von 15-20 Uhr im Bildungszentrum Ute Bock (10., Inzersdorferstraße 64) gefeiert. Kontakt: 0660/418 27 71, Infos: www.theaterfueralle.at
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