Geschichten vom mühlviertler Eisenmann: Backathlon am Plüschingerteich

Es wart wieder angerichtet am Plüschingerteich zu Linz, der Verein Trirun hat gerufen und über tausend haben´s gehört und sind gekommen. Es gab Sprint, olympisch und es gab den Halbiron. Und da der mühlviertler Eisenmann auch ein wenig iron ist, melde er für den Halbiron, eh klar. So fand man sich in aller Herrgottsfrühe wie viele andere am Plüschingerteich ein und verfolgte den Plan, eben diesen bis zum Abend nicht mehr zu verlassen.

Das Weib des Eisenmannes sprintete an diesem Tage, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einigen Geheimtrainings konnte sie die Performance gegenüber den Triathlon am Blödsee (den auch der Eisenmann bestritten hat) vor zwei Wochen sichtlich steigern und lieferte eine gute Leistung am Plüschingerteich - der Eisenmann gratuliert!

Zu High-Noon wurde es aber dann langsam ernst für den Eisenmann, die 1,9km Schwimmen standen kurz bevor und nach ausgiebigem „Einbaden“ sprich Einschwimmen ging es dann auch bald los und fast 500 geistig schwerkranke Sportler hechteten in den Plüschingerteich, um wieder einmal um die Wette zu schlägern - was für eine Hauerei diesmal! Es wurde hart ausgeteilt und um jede Position gekämpft, bis zur ersten Boje gab es so richtig Haue. Nach der zweiten Wende aber zog sich das Feld langsam auseinander und es wurde ruhiger. So war der Swimsplit ein ganz guter – und auf ging´s husch husch in die Wechselzone, um von der Gummirüstung auf das Schlachtross zu wechseln, welches schon ganz ungeduldig auf den mühlviertler Eisenmann wartete. Der erster Wechsel war diesmal gar nicht pensionsreif und was das Schönste daran war: der Eisenmann stieg zeitgleich mit dem crossenden Athleten aus dem Wasser und wechselte sogar schneller, was ihm beim Verlassen der Wechselzone sogleich böse Blicke und ein Rüge eintrug. Was bildet sich der Eisenmann eigentlich ein, schneller zu sein als einer, der den Triathlon quasi erfunden hat – Frechheit!

Und die Frechheit ging gleich weiter, denn nach 2 Kilometern getraute sich der Eisenmann sogar, den crossenden (und schimpfenden) Athleten zu überholen, was dieser sichtlich genervt kommentierte und sogleich die Verfolgung aufnahm. Der Eisenmann hörte dann einige Zeit so manchen Spruch von hinten, es wurde heftigst gemeckert. Hätte der crossenden Athlet die ganze Schimpfenergie in Vortrieb investiert, so hätte der mühlviertler Eisenmann keine Chance gehabt. Das wäre Doping der etwas anderen Art gewesen, aber so…

Aber er hörte leider auch etwas anderes, Schleifgeräusche. In des Eisenmann´s Kopf brauten sich wilde Gedanken zusammen, was sollte das denn sein? Defekt beim Saisonhighlight? Genau hier? Hatte er eine Maus im teuren Carbonrahmen, die jetzt raus wollte und sich gerade durch das Rahmenrohr biss? War das vielleicht sogar ein Sabotageakt des crossenden Athleten, weil er die Hochform des Eisenmanns vorausgesehen hatte? Hatte er das zu verantworten, um den Eisenmann zu stoppen und das Gesicht zu wahren? Das hämische Grinsen beim Vorbeifahren bestätigte den Verdacht des Eisenmannes noch!

Das Wort, das mit FU beginnt und mit CK aufhört, war noch das jugendfreieste, was der Eisenmann auf den nächsten Kilometern ausstieß. Das Schleifen wurde mehr und nun wurde er auch von überholenden Athleten darauf aufmerksam gemacht, dass da wohl etwas gar nicht stimmte und das Schlachtross komische Geräusche von sich gab. Der Eisenmann haderte ganze 15 Kilometer lang und blieb dann schließlich stehen, um den Schaden zu finden. Es sollte nicht die letzte Zwangspause an diesem Tag bleiben. Rad um Rad fuhr vorbei und der Eisenmann versuchte den Schaden verzweifelt zu beheben - das Hinterrad schliff, ähem schleifte … wie auch immer, am Rahmen! Er ließ ein wenig Luft aus dem Reifen und fuhr weiter, das Schleifen war aber noch immer da. Immerhin gingen die Wattzahlen in die Höhe, auch was wert, wenn auch nur für die Statistik, denn die km/h wurden sichtlich weniger bzw. wollten härter erkämpft werden.

An einem Anstieg erblickte der Eisenmann dann einige Leute neben der Strecke in einer Gartenlaube sitzen und wollte diese lustigen Gesellen um Werkzeug bitten. Er schrie sich fast die Seele aus dem Leib und bettelte, aber diese „Lustigen“ hoben nur die Gläser und schrien zurück: „Prost, prost, prost!“ Lauter Trotteln, dachte sich der Eisenmann und hechelte weiter den Berg hoch. Kann das sein, dass manche so ignorant sind??? Saufen sich schon zu Mittag so an, dass sie der deutschen Sprache nicht mehr mächtig sind und den mühlviertler Eisenmann so hängen lassen?

Dann kam er zu einer Kreuzung, wo ein Feuerwehrauto stand. Der Eisenmann hielt an, aber es ward kein Feuerfreund zu sehen. Er blickte sich nervös um und sah den Feuerfreund einige Meter weg rauchend an der Straße stehen und mit einem Bürgerkäfiglenker tratschen. Der Eisenmann schrie in Richtung des Feuerfreundes „Oida, i brauch a Werkzeig!!!“. Keine Reaktion. Wieder schrieb der Eisenann, nun schon sehr verzweifelt: „Oida, wo host´n dei Werkzeig, he, des Werkzeig, wo is es?“ Beim dritten Mal sah dann der Feuerfreund kurz auf und erwiderte ruhig: „Wort a bissl, kann Stress, Oida.“ Der Eisenmann drohte zu explodieren! Es rannen die Minuten und der Feuerfreund hatte die Ruhe weg. „Is der Hund au-gsoff´n?“, dachte sich der Eisenmann. So schimpfte er den Feuerfreund lauthals, bis dieser endlich ausgeraucht hatte, seelenruhig die Tschick (umgangssprachlich für Zigarette) ausgedämpft und den Bürgerkäfiglenker nicht enden wollend verabschiedet hatte. Der Eisenmann verstand die Welt nicht mehr. Langsam kam der Feuerfreund auf den Eisenmann zu und sagte im O-Ton: „Oida, Sicherheit geht vor, ich musste ihn belehren, dass er während des Rennens hier warten muss.“

Der Eisenmann wollte den Feuerfreund erwürgen, doch vorher sollte er ihm den Werkzeugkasten endlich aushändigen. Wir wollen´s kurz machen: der Feuerfreund rauchte sich noch eine Tschick an und sah dem Eisenmann ruhig lässig zu, wie der versuchte, den Defekt zu reparieren, was erst beim zweiten Anlauf dann auch behelfsmäßig gelang. Zumindest die Verabschiedung war dann freundlich. Der Eisenmann dachte kurz nach, aufzugeben, da er nun schon mehr als 11 Minuten verloren hatte und der crossende Athlet heute sowieso außer Reichweite war. Sogar der faule Willi und der Feind im eigenen Bett waren schon vorbei gezogen, wie viele andere auch, die den Badeausflug am Plüschingerteich länger genossen hatten. Was sollte das alles noch für einen Sinn ergeben? Aber ein Did-Not-Finish macht sich nicht so gut in der Vita, niemals. Und so gab der Eisenmann dem zickenden Schlachtross (zickend = weiblich) die Sporen.

„Denn aufgeben tut man einen Brief“, wie der Opa des mühlviertler Eisenmannes schon vor vielen Jahren weise auf der Parkbank gesagt hatte, während er sich genüsslich eine Hobby (eine Zigarettenmarke aus der Vorvergangenheit) ins Gesicht gesteckt hat. Und weiter: „und den auch ohne Marke, damit er nix kostet, Bua“, tricherte er dem (zukünftigen) Eisenmann ein. „Aufgeben gibt´s net!“

Angetrieben von einem Gemisch aus Verzweiflung und Wut konnte noch viele Enteilte wieder einholen und fuhr tolle 65 Restkilometer, frei nach dem Motto: „heit is eh alles wurscht, speib (umgangssprachlich für erbrechen) i mi eben an, Hauptsache die Radzeit passt“. Der Eisenman nahm nun keine Rücksicht mehr auf den abschließenden Halbmarathon, er riskierte alles und machte keine Gefangenen, Gegner um Gegner wurde überrollt.

Wofür, fragt Ihr sicher? Für die Ehre, lautet die Antwort. Wer versteht die Abläufe schon, wenn sich ein Ausdauersportler im Blutrausch befindet und sich ungerecht behandelt wähnt. Rationell denken geht dann nicht mehr.

Wenn er aber zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, was ihn heute noch alles erwartet, hätte er wohl langsamer gemacht. Denn die 21,1km „lockerer Spaziergang“ entlang des Radweges am Damm wurden gefühlt zu 121,1km. Die Sonne kam raus und es wurde ein Backathlon, Triathlon in einem Backofen. Reihenweise sah man Athleten am Wegerand stehen und rückwärts essen bzw. rückwarts trinken, wobei wahlweise die Flüssigkeit aus der Nase oder dem Mund verabschiedet wurde. Viele ließen sich das teure Gel und die leckeren Riegel noch einmal durch den Kopf gehen und düngten damit die Pflanzen entlang des Dammes oder füllten damit die Müllkörbe und belustigten damit die Zuschauer entlang der Strecke, die dem Treiben kopfschüttelnd zusahen und es nicht glauben konnten, dass man bei dieser Hitze:
1. Überhaupt Sport betreibt
2. So lange Sport betreibt
3. Obwohl bereits kotzend, dann doch nicht aufhört und noch weiterläuft (immer und immer wieder)
4. Sich dehydrierend, sabbernd und keuchend, jeglicher Selbstachtung entledigt

Viele stiegen aus, die meisten alterten bei diesem Fußmarsch um Jahre. Der Feind im eigenen Bett zum Beispiel sah ziemlich pensionsreif aus, als man sich auf der Wendestrecke wieder und wieder begegnete. Auch der Eisenmann musste leiden, und wie. Mit Laufen oder Joggen hatten die Bewegung nicht mehr viel gemein: eher ein Fallen, Stolpern oder Robben - und ich meine nicht den gleichnamigen Fußballer des FC Bayern.

Dramen spielten sich ab, im Kopf und entlang der Strecke. An jeder Labstelle fanden fast Faustkämpfe um das rare Wasser statt. Einige wollten sich aus Verzweiflung in einer 1,5l-Flasche Mineralwasser ertränken. Andere aßen die Becher auf, weil sie nicht glauben konnten, dass das Wasser darin schon leer war, um Gels wurde heftigst gestritten und gerauft. Die Temperaturen stiegen fast bis zum Siedepunkt, aber was heißt fast, die Gehirnflüssigkeit kochte schon länger. Der Eisenmann war tot, mausetot und mit ihm viele andere. Viermal musste die Wendestrecke absolviert werden und er dachte an Selbstmord, aber er hätte wahrscheinlich nicht mehr die Kraft dazu gehabt. Vor Allem: wie wollte er dem Elend ein Ende setzen? Sich mit dem übrig gebliebenem Gel bzw. der Verpackung selbst erdolchen? Sich mit einem Müsliriegel selbst erschlagen? Oder das Atmen einfach verweigern? Die Sauerstoffnot im Gehirn half nicht wirklich und so blieben die kreativen Ideen aus.
Also holperte er weiter, sich im Delirium befindend und verfolgte das weiße Licht! Auf einmal, nach einer schier endlosen Zeit überquerte er eine Linie und es wurde ihm eine Medaille umgehängt, Wasser gereicht und er wurde getätschelt und gestützt. Er glaubte sich im Himmel, aber die Engel hatten ein weißes Kreuz auf rotem Grund und keine Flügel, dafür Mineralwasser in Flaschen! Wurscht, endlich vorbei.

Er hatte es geschafft, die Tortur hatte ein Ende. Aber dann kamen die Krämpfe und die sollten die nächsten Stunden bzw. Tage auch nicht mehr gehen. Er sank auf den Boden und registrierte noch, dass ihm der faule Willi ein Busserl auf´s Wangerl gab. Es tat weh, die Krämpfe, nicht das Busserl, aber er hatte es geschafft. Er hatte den Halbiron wieder bezwungen!

Übrigens: der crossende Athlet hat nicht gefinished, was doch ein wenig Schadenfreude beim Eisenmann auslöste. Naja, Schadenfreude ist auch eine Freude.

Der Feind im eigenen Bett bekam im Ziel sofort den Pensionsantrag überreicht, weil ihm die PVA die 65 Jahre auch ohne Ausweis glaubte (obwohl er erst Mitte Vierzig ist). Er kam also auch an, wenn auch ein wenig später.

Es wurde an diesem Abend überlegt, in Kauerstellung auf dem Badezimmerteppich zu übernachten, um den Weg zur Toilette zu verkürzen bzw. sogar ganz einzusparen. Dies wurde aber schlussendlich verworfen und das Weib konnte den Eisenmann überzeugen, doch im Bett zu nächtigen. Wenngleich auch der Weg ins und vom Obergeschoss jedes Mal einem Höllentrip ähnelte und dem Eisenmann die Schweißperlen ins Gesicht trieb. Die Oberschenkel jubilierten bei jeden Auf- oder Abstieg! Sport ist schön!

Am nächsten Tag lud das Weib zum Festessen in die ortsansässige Pizzeria und wollte mit dem Eisenmann den Triumpf vom Plüschingerteich feiern bzw. ihn und auch sich selbst belohnen.
Nach langem Hin und Her wurde dann das Bergross ausgewählt, um die 3 Kilometer zum Schlemmertempel zurück zu legen, umweltschonend. Aber beim Anrollen trieb es dem Eisenmann schon nach einem Kilometer den kalten Schweiß auf die Stirn und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie das am Vortag über 90 Radkilometer denn eigentlich gegangen ist?!?
Sie kamen aber dann doch an und der Eisenmann inhalierte daraufhin ein Wiener Schnitzel mit Pommes in Rekordzeit, gefolgt von einer Eispala nach einem geglückten fliegenden Wechsel, ohne einmal vom Tisch aufzusehen und Luft zu holen. Was für eine grandiose Leistung. Das hatte er jahrelang trainiert, hier war er der Sieger und die Blicke der Nachbartische sagen ihm: heute war er der überlegene Gewinner dieses Triathlons: Wiener Schnitzel, Eispalatschinke und Kartoffelchips! Spiel, Satz und Sieg!

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fressen sie heute noch…

Aber was haben wir aus diesem Desaster gelernt? Das auch ein nicht perfektes Material und zu wenig Luft im Reifen zu einer tollen Radzeit führen kann. Und das es auch auf die Dosierung ankommt, ob man zum Schluss geht oder eben noch läuft. Aber das wissen wir ja schon lange, nur wahrhaben wollen wir es nicht – so sind wir eben, wir Triathleten J

P.S.: Zum Schluss noch ein Special-Thanks an Monika D. aus S., die fast die gesamte Radstrecke bei den Herren im Windschatten gefahren ist. Liebe Monika, ich sende Dir in einer gesonderten Nachricht meine Kontodaten zu, vielleicht hast Du ja den Anstand, eine Spende für diese großartige Performance abzudrücken. Ich werde sie dann unter den Athleten aufteilen, die Dich so toll unfreiwillig unterstützt haben. Aber man muss sagen: Du hast es schlau gemacht, Dich nie erwischen zu lassen. Vor Allem, da Du teilweise bis auf einen Meter heran gefahren bist und Dich dafür trotz aller Proteste von uns Männern nie aus der Ruhe bringen hast lassen, Respekt, Respekt. Ich bzw. wir hoffen, Du bist stolz auf diese Leistung!

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Nach einigen größeren Investitionen und einem umfangreichen Um – und Neubau beschäftigt Langzauner heute 145 Mitarbeiter,  | Foto: Langzauner
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100 Jahre Qualität & Präzision

Das Familienunternehmen Langzauner in Lambrechten feiert seine 100-jährige Erfolgsgeschichte. Seit 1924 entwickelt und produziert das Unternehmen Langzauner am Standort in Lambrechten Präzisionsmaschinen höchster Qualität. Einst von Schlossermeister Johann Langzauner gegründet, widmete sich der Betrieb zu Beginn dem Bau von kleineren landwirtschaftlichen Maschinen. In den folgenden Kriegsjahren wurden Werkstätten und Infrastruktur stetig ausgebaut. Auch nach der Firmenübergabe an Eduard und...

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