Geschichten vom mühlviertler Eisenmann: Radschlacht: eine neue Erfahrung oder wie lustig es ist, 6 Stunden im Regen zu fahren

Radmarathon, wie der Name schon sagt, hat es mit einer langen Sache zu tun: Marathon = lange Sache.
Radmarathon = noch längere Sache, das weiß ich jetzt.

Es begann mit einer banalen SMS des „kleinen Buben“: fährst mit mir den 200er in Mondsee? 200er in Mondsee, kenn ich nicht, also rief ich den kleinen Buben an und erkundigte mich, was da ansteht. Er erklärte mir, dass wir da „um ein paar Seen im Salzkammergut fahren“. Nix Tragisches, sagte er, ich erinnere mich noch sehr gut. „Do foar ma gmiadlich umma“, hatte er gesagt. „Gmiadlich“, was übersetzt gemütlich heißt, verspricht die Ausschreibung nicht gerade: 200km und mehr als 2200 Höhenmeter, nicht so wenig. Was der kleine Bube noch sagte: „do fohr ma eh im Packl, ka Problem, hackeln dan eh die Aundan“. Er meinte das Windschattenfahren im Verband und dass „wir da eh nichts zu tun haben würden, nur mitfahren quasi“. Na gut, ich sagte spontan zu, vorher fragte ich noch das Weib, ob sie zu so etwas auch Lust hätte und das Weib vom kleinen Buben auch mitfahren würde (den 75er). Das Weib ließ sich überzeugen und so meldeten wir uns schnell an, die Gebühr war sogleich überwiesen und fix war sie, die Teilnahme am 200er. Feine Sache, „wird schon net so schlimm werden“, um den kleinen Buben zu zitieren.

Quasi als Vorbereitung starteten der Eisenmann und das Weib noch beim Iron Post Man bzw. Iron Post Woman am Plüschingersee, wo das eisenmann´sche Team großartige Erfolge einfahren konnte. Der Eisenmann sicherte sich den Titel „First out of the Water“ und „First into the Wechselzone after the Lauf“ rund um den Plüschingersee. Leider war er dann nicht „First im Ziel“, denn die abschließende Mountainbike-Ausfahrt auf den Pfennigberg wurde zum Seiltanz zwischen Herzinfarkt, Schlaganfall und Brechreiz. Denn was auf dem Papier „für jeden zu schaffen“ angepriesen wird, erweist sich als beinharte 5km Auffahrt zum Ziel, ohne Zeit zu verschnaufen, klaro.
Egal, der mühlviertler Eisenmann wurde schlussendlich Gesamt-Sechster, nur gerichtet von einigen anderen Eisenmännern, die aber mit den Renn-Eseln den Berg bezwangen. Der Eisenmann dagegen war „Best with the Mountainbike“ und so war er an diesem Tag der wahre Sieger, denn dieser Bewerb war als Crossbewerb gedacht, keine Rede von Rennradeln. Unfair, diese anderen. Wurscht, das Wichtigste an diesem Tag war, dass das Weib die Damenwertung gewann, völlig unerwartet.
Nur bei der Überreichung der Siegesprämie gab es Probleme, da durch die Erschöpfung und die dadurch resultierende Unterzuckerung leichte Orientierungsmängel zu Tage traten bzw. könnte es auch damit zu tun haben, dass man bei Siegerehrungen noch etwas unbeholfen agiert, da man ja dieses Tamtam nicht gewohnt ist. Aber auch das wurde gemeistert und so kehrte das eisenmann´sche Team glorreich nach Hause zurück.

Nur drei Tage später stand die Schlacht um den Landesmeistertitel im Sprinttriathlon an. Die sollte heuer in Garsten beim Eisenwurzentriathlon stattfinden (kein Schmäh, der heißt wirklich so). Das Weib ließ sich ebenfalls begeistern und so fand man sich zeitgerecht dort ein. Alles, was im oberösterreichischen Triathlonsport Rang und Namen hat, stand am Start und so war die Erwartungshaltung eher niedrig. Geschwommen wurde im 50m Becken, gestartet in mehreren Wellen alle 20 Minuten. Das Weib nahm gleich in Welle 1 den Bewerb in Angriff und der Eisenmann in Welle 3. Und wieder: „First out of the Water“, bei dieser Welle wohlgemerkt, aber trotzdem.
Hallo? Wird aus dem Eisenmann noch ein Schwimmer? Zumindest brachte ihm das ein Lob des großen Buben ein, der dies registrierte und voller Angst gratulierte. Schließlich war er es, der Beginn der eisenmann´schen Karriere das Vorbild des Eisenmannes war. Nun zittert der große Bube schon vor Ehrfurcht beim gemeinsamen Schwimmtraining 
Zurück zur Landesmeisterschaft. Es lief also gar nicht schlecht im Wasser, also rauf aufs Schlachtroß und ab ging es ins Ennstal auf zwei nette Radrunden, die gar nicht so nett waren.
Um es kurz zu machen: der Eisenmann litt wieder einmal beim abschließenden Spaziergang, denn es ging zweimal den sogenannten „Heartbreakhill“ hinauf. Was sich lustig anhört, ist es nicht, denn das ist ein sehr, sehr, sehr, sehr steiler Anstieg, der zum Kriechen auf allen Vieren verleitet. Aber der Eisenmann hielt tapfer durch und widerstand dem Krabbeln, besiegte den Berg zweimal und kam mit einem achtvollen Ergebnis ins Ziel, um sich dann herrlich durchmassieren zu lassen und sich schließlich der Schlemmereich im Zielbereich hinzugeben! Und wieder stand das Weib des mühlviertler Eisenmanns am Podium, diesmal als Dritte in der Altersklasse. Der Eisenmann empfand dies als Frechheit, denn schließlich schwitzt er sich das ganze Jahr ab und trainiert wie ein Besessener. Und das Weib: startet zweimal aus Lust und Laune und fährt jedes Mal mit einem Pokal nach Hause, das kann doch nicht sein? Der Eisenmann war sprachlos und überlegte kurz, ob er sein Schlachtroß noch am Parkplatz zum Verkauf anbietet und die Laufschuhe im nächsten Mülleimer hinterlässt. Aber er überlegt es sich dann doch anders, denn „HE WILL BE BACK“.

Zurück zur Radschlacht in Mondsee. Auf dem Weg nach Mondsee war das Wetter sehr appetitlich: es regnete und donnerte, was das Zeug hielt, sehr nett. Auf der Autobahn konnte man fast nichts mehr sehen, weil sich der Himmel so ergoss. Der Wecker hatte morgens bereits um 4:45 geklingelt, da ja schon um 7:00 Uhr gestartet wurde, so ertrug man diese Vorzeichen in der noch anwesenden Lethargie. Wir trafen den kleinen Buben und sein Weib und präparierten uns für den Radausflug. Dann ging es schon los, im Jubel der Massen fühlten sich der kleine Bube und ich wie Gladiatoren, als wir Mondsee verließen und machten uns auf die Hetzjagd quer durch das Salzkammergut. Und damit es nicht so langweilig und eintönig war, fing es vor den Abfahrten immer zu regnen an, denn abfahren mit hohem Tempo in einer Gruppe voller „Ausgsteckter“, wie es der kleiner Bube zu sagen pflegt, ist doch nur halb so spannend, wenn es trocken ist.
Wenn es dagegen in Strömen regnet, kommt der Körper mit der Adrenalinproduktion gar nicht nach. Richtig super, sollte man unbedingt probieren. Mit über 70 eine nasse Straße hinunter, inmitten lauter „Ausgsteckter“. Bald ging es rauf auf die Post´leralm in der Nähe des Fuchsgangteiches. Ein „leiwaunder“ Anstieg auf fast 1300m, oben warteten Nebel und rechtzeitig vor der Abfahrt wieder, richtig geraten, Regen!

Bei der anschließenden Abfahrt nach Abtenau wusste der Eisenman nicht mehr, was ihm mehr Angst machte: die nasse Straße, die „Ausgsteckten“ um ihn herum, die schlechte Sicht wegen der beschlagenen Brille, die gefrorenen Finger oder die Tatsache, dass die Bremsbeläge nicht mehr das machten, was sie sollen, nämlich bremsen. Aber alles hat ein Ende und so ging es unten munter weiter im „Packl“ Richtung Paß Gschütt. Auch dieser wurde bezwungen. Ich will Euch nicht weiter mit Details dieses schönen Radausflugs langweilen, es warteten noch etliche Anstiege auf den Eisenmann, den kleinen Buben und die ganzen andern „Ausgsteckten“. Und jedes Mal, wenn man dachte: „Jawoi, endlich trocken!“, begann es wieder zu schiffen. Und jedes Mal, wenn man dachte: „Jawoi, letzter Berg!“, kam ein neuer. Der Eisenmann wurde nach ca. 5 Stunden schon richtig sauer, als wieder die Straße senkrecht anstelle waagrecht wurde und fluchte innerlich bzw. bald dann auch extern. Beim letzten Anstieg am Atterteich spannte der Riemen des Helmes schon so sehr, weil sie die Schädeldecke wegen Überhitzung (und Ärger) um einige Zentimeter nach oben verschoben hat. Das Beste kommt zum Schluss, lautet ein Spruch. Dies hat heute sicherlich nicht gestimmt, denn warum zum Teufel ist der „g´schissenste“ Berg an Ende eines so langen Rennens?

Warum meldet man sich für so einen Wahnsinn eigentlich an? Und zahlt auch noch dafür? Und verscheißt einen ganzen Sonntag? Und kann sich am Tag darauf wahrscheinlich nicht rühren? Und und und? Warum?
Ok, es gab ein Ende. In Mondsee. Vielumjubelte Einfahrt. Das Weib wartete bereits und war stolz. Stolz, schon wieder einen Pokal gewonnen zu haben: als Siegerin der Bundesmeisterschaft der Naturfreunde. Das gibt´s doch nicht…da fährt man 200km und 2300 Höhenmeter im Regen rum, schindet sich zu Höllenqualen und das Weib nimmt schon wieder ein „Häfn“ (mühlviertlerisch für Pokal) mit nach Hause. Kann doch nicht sein, oder? Schön langsam geht uns der Platz aus!

Wurscht, der Eisenmann inhalierte anschließend ein Paar´l Würstl, einen Leberkäs und zwei Glasl Radler, dazu noch einen 500 Kalorien Riegel, um den Frust zu bekämpfen, denn Hunger hatte er eigentlich nicht, trotz des fast siebenstündigen Ausflugs. Aber essen macht glücklich und das konnte er jetzt brauchen.

„So was Blödsinniges hab ich überhaupt noch nie gemacht und werd ich auch nie mehr machen“, war noch das Jugendfreundlichste, was ihm durch den Kopf ging. „Deppad, g´schissn, vertrottelt“ war auch dabei.

Wieder denkt der Eisenmann darüber nach, sein Equipment sofort am nahen Flohmarkt zu verkaufen und sich einer anderen Beschäftigung zuzuwenden. Aber er lädt alles dann doch wieder in den Bürgerkäfig ein und trat die Heimreise an, mit dem Weib natürlich. Obwohl, der Gedanke kam schon kurz hoch, das Weib dort zu lassen, denn das gehört sich nicht: weniger trainieren mehr gewinnen, das ist unfair. Und ein bisschen stolz kann der mühlviertler Eisenmann doch sein, denn nun gehörte er auch zum erlauchten Kreis der 200er Fahrer.
Auch der kleine Bube kam ins Ziel und sprach „oba wos woams hots heit net ghobt“, „passt eh, oder“. Übersetzt heißt das so viel wie: es war kalt und Gott sei Dank ist es jetzt vorbei. Dem kann ich nur zustimmen!

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