KOMMENTAR: Steuern wir auf einen Pflegenotstand zu?
Erinnern wir uns zurück an den Wahlkampf zur Nationalratswahl. Alle möglichen Themen wurden behandelt, über vieles gestritten. Allen voran über Sicherheit und Migration, ein wenig auch über Arbeitsmarktpolitik und Wirtschaft.
Überhaupt keine Rolle spielte das Thema Pflege – abgesehen vom noch schnell beschlossenen Wegfall des Pflegeregresses. Wie sich nun herausstellt, eine Husch-Pfusch-Aktion ohne solide Finanzierung.
Doch wie Hilfswerk-Obmann Oswald Klikovits richtig anmerkt, liegen die wirklichen Probleme im Pflegebereich ohnehin ganz woanders: Es herrscht ein zunehmender Mangel an Fachkräften. Wie die Politik darauf reagieren will, haben wir bislang nicht erfahren.
Die im Herbst 2016 beschlossenen neuen Berufsgruppen – Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und gehobener Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege – tragen zwar zur Durchlässigkeit der Ausbildung bei, ob damit jedoch das Personalproblem gelöst wird, ist zu bezweifeln.
Viel Zeit bleibt nicht mehr. Im Jahr 2020 werden die geburtenstarken Jahrgänge, die um 1940 geboren sind, 80 Jahre alt. Und zwanzig Jahre später kommt mit der Babyboomer-Generation die nächste Welle an pflegebedürften Menschen.
Noch sind es die pflegenden Angehörigen, die den nationalen Pflegenotstand verhindern. Sich darauf auch für die Zukunft zu verlassen, wäre höchst nachlässig und verantwortungslos.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.