Wien-Favoriten: Die Luft steht im Stiegenhaus
Weldengasse: Ärger, weil die Fenster geschlossen bleiben müssen. Die neue Hausverwaltung hat den Griff abmontiert: Nur die Hausbetreuerin darf lüften. von Sebastian Schreieck
FAVORITEN. Jane wohnt seit mehr als 30 Jahren in ihrer Wohnung in der Weldengasse 2. „In diesem Sommer wurden die Fenstergriffe im Stiegenhaus ohne Vorankündigung abmontiert“, ärgert sich die Favoritnerin.
Dass die Fenster dadurch nicht mehr geöffnet oder gekippt werden können, „bedeutet für mich eine Einschränkung meines Lebens", so die rüstige Dame.
Fehlende Kommunikation
Vor allem während der heurigen Hitzewelle seien die hohen Temperaturen im Stiegenhaus unerträglich gewesen. Auch Gerüche, die beim Kochen immer wieder den Weg aus den Wohnungen ins Stiegenhaus gefunden hätten, seien bis in den letzten Winkel gedrungen. "Das riecht man immer noch", ärgert sich Jane.
Sie ist Wohnungseigentümerin und verlangte von der Hausverwaltung Buwog, den Fenstergriff wieder zu montieren oder ihr den betreffenden Gesetzestext zu übermitteln. "Bis heute habe ich keine Antwort bekommen", so die Favoritnerin.
Überzogene Reaktion?
"Der Eigentümer beziehungsweise die bestellte Hausverwaltung hat dafür Sorge zu tragen, dass vom Haus keine Gefahr ausgeht", erklärt die Hausverwaltung auf bz-Nachfrage. Der Grund: Im Schadensfall, wenn zum Beispiel ein Kind aus dem Fenster stürzt, hafte die Eigentümergemeinschaft.
Bei einer vorgeschriebenen Objektsicherheitsprüfung im Frühjahr sei festgestellt worden, dass die Fenster nicht gesichert seien. "Dieser dringende Mangel wurde in Folge durch die Abnahme der Griffe behoben", erklärt man bei der Hausverwaltung Buwog.
Lösung in Griffweite
„Jede Situation muss einzeln geprüft werden“, sagt Ernst Schlossnickel von der Stadtbaudirektion Wien auf bz-Nachfrage. Die baurechtlichen Anforderungen sind einzuhalten. „Aus Angst vor zivilrechtlichen Schadenersatzklagen werden aber teilweise überzogene Maßnahmen gesetzt“, berichtet Schlossnickel. Grundsätzlich sei es aber gesetzlich nicht vorgesehen, dass Fenster in Stiegenhäusern dauerhaft verschlossen bleiben müssen.
Einzig die Hausbetreuerin hat einen Griff, um die Fenster in regelmäßigen Abständen zu kippen und so für Frischluft zu sorgen. "Zu wenig", meint Jane. Sie möchte einen eigenen Griff, um im Bedarfsfall die Fenster öffnen und verschließen zu können – und hofft auf ein Einsehen der Buwog.
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