Von Husar und Ross unterm Strudelteig
Mit LAbg. Josef Schöchl haben die Bezirksblätter Flachgau nach dem perfekten Apfelstrudel gesucht.
Es ist die Begeisterung für gute Küche, die Liebe zu Mehlspeisen und sein umfangreiches Wissen zur Historie heimischer Speisen, die Landesveterinärdirektor LAbg. Josef Schöchl mit den Bezirksblättern durch den Flachgau führte. Das Ziel: den besten Apfelstrudel zu finden.
Ex oriente Strudel
Wir mögen mit dem Strudel die österreichischste aller Mehlspeisen verbinden – in Wahrheit aber hat der Strudel seinen Ursprung im Orient, genau genommen stammt er von der "Baklava" ab. Mit der Türkenbelagerung gelangte der Vorfahre unseres Strudels zunächst nach Ungarn und dann bis vor die Tore Wiens.
Freilich, verfeinert und mit verschiedensten süßen und sauren Füllungen ausgestattet wurde der Strudel dann erst hierzulande. Deshalb dürfen wir ihn auch weiterhin als eine der österreichischsten Mehlspeisen betrachten. "Wie dünn der Strudelteig sein muss, schildert ein ungarisches Kochbuch um 1900 anschaulich: ‚Dein Strudelteig ist erst gut, wenn Du mit einem semmelgroßen Laibchen einen Husaren samt Roß in den Strudel wickeln kannst.’ In Österreich heißt es, dass man durch einen gezogenen Strudelteig die Zeitung lesen können muss.", schreibt Josef Schöchl in seinem Buch "Lebensmittelgeschichte(n)".
Gesamteindruck zählt
Für den Apfelstrudel-Test haben die Bezirksblätter und Josef Schöchl freilich mehr Geschmack, Gesamteindruck und Preis des Strudels unter die Lupe genommen – auch weil kein Husar samt Ross zur Verfügung gestanden wäre.
Der Testsieg geht an die Konditorei Moser, weil dieser Apfelstrudel besonders hervorgestochen ist: Als einziger enthält er neben Nüssen auch noch in Rum eingelegte Rosinen in einer leicht säuerlichen Apfelfülle mit "Biss". In Kombination mit dem perfekten Mürbteig macht ihn das zum Testsieger. "Schmeckt wie von Oma, auch wenn er hier vom Opa gemacht wurde", so Josef Schöchl. Der Moser-Apfelstrudel wird nämlich vom Senior gemacht.
Viel Apfel im extradünnen, reichlich bezuckerten und gezogenen Strudelteig, das ist der Apfelstrudel der Bäckerei Leimüller (Neumarkt). Die Fülle hat das, was man "Biss" nennt und wartet mit mäßig Rosinen sowie etwas Brösel auf. Fazit: sehr empfehlenswert. Preis: 2,80 Euro
In der Konditorei Sturm in Wals ist der Apfelstrudel besonders flach, aber großzügig dimensioniert. Der mit Staubzucker bestreute Teig ist nicht ganz dünn, aber auch nicht zu dick. Die mit Zimt versehene Fülle schmeckt angenehm säuerlich, ist aber sehr weich. Preis: 2,80 Euro
Angenehme Abwechslung: Die Bäckerei Kendler in Eugendorf bereitet den Apfelstrudel in der "Rein" zu. Der Teig ist besonders knusprig, nicht zu dick und nicht zu dünn. Die Fülle schmeckt schön "apfelig", wenige Rosinen und Brösel runden das Ganze ab. Preis: 3,00 Euro.
Dieser nur leicht gezuckerte Apfelstrudel der Konditorei Moser in Seekirchen hat die Nase vorne: Ein perfekter Mürbteig harmoniert wunderbar mit der traditionellen Fülle aus säuerlichen Äpfeln, in Rum eingelegten Rosinen, Zimt, Bröseln und Nüssen. Perfekt. Preis: 3,00 Euro.
Für den großen Hunger – das ist der Apfelstrudel von Rößlhuber (Bergheim): riesige Portion, dicker Blätterteig (etwas zäh), ohne Rosinen, dafür mit Bröseln und Zimt. Die Äpfel selbst schmecken neutral und verleihen der Fülle keine eigene Geschmacksnote. Preis: 3,30 Euro
Der Apfelstrudel aus der Konditorei Dallmann in St. Gilgen: Ein perfekt dünner Teig (mit viel Staubzucker) umhüllt hier die großzügig dimensionierte und gut säuerliche Apfelmasse. Die Apfelfülle mit Rosinen war sehr weich, keine Brösel, keine Nüsse. Preis: 3,80 Euro
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