Hautnahe Kunst: Tätowierer Erich Mähnert verschönert auch Senioren
Tattookünstler Erich Mähnert ist ein Meister mit der Nadel in seinem Laden in Floridsdorf. Seine älteste Kundin ist 82 Jahre alt.
FLORIDSDORF. Viele haben schon eins, manche wollen unbedingt eins, und für einige ist es eine Sucht: Die Rede ist von Tattoos. Bevor der Hype um die Körperverzierungen auch bei uns um sich griff, war ein Tattoo, früher kurz als „Peckerl“ bezeichnet, eher ein Zeichen, das man an Seefahrern und Strafgefangenen zu sehen bekam. Seitdem hat sich viel geändert. Die Tattoos, die Erich Mähnert mit modernstem Equipment und unter Rücksicht auf strenge medizinische Vorgaben sticht, sind wahre Kunstwerke. „Alles begann, als ich mir mit 18 mein erstes Tattoo stechen ließ, danach folgten noch einige, und den Großteil davon habe ich selbst entworfen“, bemerkt Erich nicht ohne Stolz.
Ein Künstler mit Nadel und Farbe
Druckformentechniker und Litograf hat er erlernt, und sein Talent für Grafik und Farben ist nicht von der Hand zu weisen, wenn man die zahlreichen Fotos seiner Arbeit betrachtet. Zuerst tätowierte Mähnert zwei Jahre in einem Studio in Neubau, bis er während eines Sonntagsspaziergangs den Laden in der Floridsdorfer Schleifgasse entdeckte. "Ziemlich morbide, wenn man bedenkt, dass die Vorbesitzer dort einen ,Sterbeverein’ betrieben haben", schmunzelt der Tätowierer. Er bezeichnet sich selbst als Allrounder in seinem Beruf. Motto: "Geht nicht, gibt’s nicht!"
Mit 82 Jahren zum ersten Peckerl
„Meine älteste Kundin ist 82 Jahre alt und bemerkte keck, als sie zum ersten Mal mit ihrem Rollator in meinen Laden kam, dass sie das cool fände und außerdem den alten Schachteln im Altersheim Grund zum Lästern geben möchte“, erzählt Erich und kann sich vor Lachen kaum halten. Die ältere Dame ist ihm mittlerweile ans Herz gewachsen und bis zum heutigen Tag eine immer wiederkehrende Kundin – wohlbemerkt eine zufriedene.
Seit 2017 ist er auch in der Funktion des Berufsgruppensprechers der Wiener Tätowierer der erste Ansprechpartner bei der Wirtschaftskammer. Gemeinsam mit seinen Berufskollegen sucht er nach neuen Kriterien und Lösungen, um die Zugangsvoraussetzungen für dieses Gewerbe zu verbessern und sie auf modernstes Niveau zu bringen. Schließlich soll das Ansehen dieses noch so jungen Gewerbes, das teils immer noch ein etwas negatives Image hat, dauerhaft gesteigert werden. Um Punkt 18 Uhr schließt Erich Mähnert sein Studio, schwingt sich auf die vor dem Geschäft geparkte Harley und braust zu seiner Familie – das Wichtigste in seinem Leben, wie er betont.
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