"Respekt für Frauen ist immens wichtig"
Waltraut Freitag hat schon mit Filmgrößen wie Clint Eastwood und Curd Jürgens zusammengearbeitet. Nun setzt sie sich für die Rechte von Mietern ein.
FLORIDSDORF. „Ich hatte nie Probleme in Sachen Gleichberechtigung“, erzählt Waltraut Freitag. „Ich bin ein sehr offener, ehrlicher Mensch. Wenn ich etwas nicht in Ordnung finde, dann spreche ich das direkt an. Das habe ich schon immer so gemacht.“
1939 in Wien geboren, wuchs Waltraut Freitag gemeinsam mit ihrem um vier Jahre älteren Bruder im neunten Wiener Gemeindebezirk auf. „Ich wurde nicht anders behandelt als mein Bruder, ‚nur‘ weil ich ein Mädchen war“, erinnert sie sich zurück. „Eigentlich habe ich sogar auf ihn aufgepasst, obwohl er der Ältere war.“
Mit Clint Eastwood am Set
Waltraut Freitag besuchte die Modeschule in Michelbeuern und arbeitete nach ihrer Ausbildung zuerst an den Bundestheatern und bald darauf beim Film. Dort war sie bis vor vier Jahren als Kostümbildnerin tätig. „Beim Film haben sie mich genommen, weil ich mehrere Fremdsprachen beherrsche und eine dementsprechende Ausbildung gemacht habe“, erklärt sie. Sie hätte auch nichts dagegen, heute noch zu arbeiten, aber: „Es müssen auch einmal die Jungen drankommen“, so Frau Freitag schmunzelnd.
An ihre Zusammenarbeit mit Filmgrößen wie Clint Eastwood und Curd Jürgens hat sie bloß positive Erinnerungen. „Wenn etwas für mich nicht gepasst hat, dann habe ich das gesagt. Egal ob das ein Schauspieler war oder ein Produzent. Wenn ich mich benachteiligt gefühlt habe, dann habe ich etwas an der Situation geändert“, so die agile Pensionistin. Wegen ihrer direkten, aber stets höflichen Art hätten sie ihre Kollegen immer respektiert.
Kindererziehung als harte Arbeit
Auch nach der Geburt ihrer Tochter übte Waltraut Freitag ihren Beruf weiterhin aus. „Ich finde, es ist wichtig, dass Frauen respektiert werden“, meint sie. „Auch wenn eine Frau bei den Kindern zuhause bleibt, muss das respektiert werden, denn das Aufziehen von Kindern ist harte Arbeit.“ Waltraut Freitag hofft, dass auch vermehrt Männer in Karenz gehen. „Leider wird das auch heute noch häufig als reine Frauenarbeit angesehen“, sagt sie. Obwohl sich die Situation für Frauen in den letzten Jahren stark verbessert habe, besteht laut Freitag weiterer Handlungsbedarf. „Frauen müssen für die gleiche Arbeit genauso viel verdienen wie Männer“, fordert sie.
Für Mieter im Einsatz
Waltraut Freitag ist auch heute noch eine sehr engagierte Frau. Seit über vierzig Jahren wohnt sie in einem Gemeindebau in Floridsdorf. Vor rund sieben Jahren rief sie mit einer ehemaligen Schulkollegin ihrer Tochter den dortigen Mieterbeirat ins Leben. „Wir organisieren seither verschiedene Veranstaltungen, wie etwa Vorträge oder Tanzkurse“, berichtet sie. Gibt es Beschwerden seitens der Mieter, wenden sich viele Leute an die rüstige Pensionistin.
„Weil ich schon so lange dort wohne, kennen mich alle. Ich habe einen guten Zugang zu den Leuten in meinem Bau“, sagt sie. Frau Freitags Engagement im Mieterbeirat ist rein ehrenamtlich. Ihre direkte Art hat sich Waltraut Freitag ihr Leben lang beibehalten. „Ich habe auch meine Tochter so erzogen“, erzählt die pensionierte Kostümbildnerin. „Wenn einen etwas stört, sollte man sich nicht hinterrücks beschweren, sondern das Problem offen ansprechen.“
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