1918: Floridsdorf zwischen Brot und Spielen
Heuer jährt sich das Schicksalsjahr 1918 zum 100. Mal. In Floridsdorf dominierten die Themen Streik, Fußball und Hunger.
FLORIDSDORF. Das Ende des Ersten Weltkrieges und die Ausrufung der Ersten Republik am 12. November 1918 waren die bedeutendsten Ereignisse vor 100 Jahren in Österreich. In Wien herrschte nach Kriegsende großteils bittere Armut und eine Grippewelle brachte vielen Menschen den Tod. Doch auch in Floridsdorf selbst passierte 1918 viel Spannendes.
Als am 14. Jänner 1918 die Mehlrationen auf die Hälfte gesenkt wurden, trat die Arbeiterschaft in den Streik. In Wien schlossen sich die Arbeiter der Lokomotivwerkstätte Floridsdorf dem Streik an. Ausgehend von den Floridsdorfer Fiat-Werken griff die Bewegung auf 120 Wiener Betriebe über. Aus diesen Streikversammlungen gingen sogenannte Arbeiterräte als Gegenmodell politischer Interessensvertretung hervor.
Politik und Torjubel
Im Jahr 1918 wurde Franz Bretschneider Bezirksvorsteher von Floridsdorf. In seine Amtszeit fallen bedeutende Wohnbauprojekte wie etwa die Gartenstadt Jedlesee (heute Karl-Seitz-Hof) und der Schlingerhof. 1932 legte er sein Amt zurück.
Am 30. Juni 1918 sollte das Finale zwischen dem Floridsdorfer AC und dem Wiener Amateur SV stattfinden. Der Schiedsrichter erklärte den Sportplatz trotz Schlechtwetters für bespielbar, trotzdem weigerten sich die beiden Mannschaften aufzulaufen und wurden daraufhin disqualifiziert. Das kümmerte die Finalisten allerdings wenig, und sie einigten sich auf ein "Endspiel" um einen von ihnen selbst gestifteten Pokal. Dieses Spiel fand am 7. Juli 1918 statt, wobei sich die Floridsdorfer mit 4:3 gegen die Amateure durchsetzten.
Hungersnot in Wien
Am 13. Juli 1918 befasste sich die Floridsdorfer Zeitung mit der Abmagerung der Bevölkerung, die vor allem in den Städten offensichtlich war. Auf den abgeernteten Feldern in der Umgebung Wiens suchten auch Floridsdorfer nach essbaren Überresten. Außerdem wurde 1918 das erste Floridsdorfer Konzertcafé A. Frank an der Ecke Angererstraße/Pilzgasse eröffnet, in dem Josef Eschner mit seiner Salon-Kapelle aufspielte.
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