Nordamerikanische Zikadenwespe in Floridsdorfer Waldstück ausgebracht
In einem Waldstück in Floridsdorf wurde dieser Tage die aus Nordamerika stammende parasitische Zikadenwespe „Neodryinus typhlocybae“ ausgebracht. Sie gilt als biologische Schädlingsbekämpfung gegen „Metcalfa pruinosa“, die ebenfalls aus Nordamerika stammende Bläulingszikade.
Im Juli 2003 wurde die Bläulingszikade in Wien Floridsdorf erstmals in einer Zierpflanzengärtnerei mit einem angrenzenden Waldstück in einer großen Population beobachtet und ist inzwischen auch in Grünanlagen von Wohnhausanlagen (besonders im Donaufeld), Kleingartensiedlungen, Parkanlagen und Waldstücken zu finden. Auch über die Landesgrenze nach Niederösterreich hat sie sich bereits ausgebreitet. Die Bläulingszikade schädigt vor allem Zier- und Obstgehölze sowie Weinstöcke. In Österreich wurde sie bisher an 290 Pflanzenarten festgestellt. Mit dem Ausbringen der Zikadenwespe soll das biologisches Gleichgewicht wieder hergestellt und ein massenhaftes Ausbreiten der Bläulingszikade in Wien verhindert werden.
„Im Donaufeld wie auch in Stammersdorf wurde uns letzten Sommer das massenhafte Auftreten von „Wollläusen“ gemeldet, mit der Bitte, bei einer ungiftigen, biologischen Bekämpfung zu unterstützen. Die „Wollläuse“ entpuppten sich als Bläulingszikaden, die 2003 erstmals in Floridsdorf beobachtet worden sind“, berichten die Grünen Floridsdorf. In Zusammenarbeit mit den BürgerInnen ist es dann zu einer ExpertInnenrunde gekommen, mögliche Lösungen wurden diskutiert. Im eigenen Gartenbereich oder auf der Terrasse empfiehlt es sich die befallenen Pflanzen mit einem kräftigen Wasserstrahl abzuspritzen.
Nützlingseinsatz gegen die Bläulingszikade
Nun wurde das Freilassen von 400 Zikadenwespen in Floridsdorf durch die AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit freigegeben. Durchgeführt wird die Aktion von der biohelp GmbH, die in Österreich das größte Sortiment für den biologischen Pflanzenschutz in Haus und Garten anbietet. „biohelp übernimmt die gesamten Kosten des Nützlingseinsatzes, der in den nächsten Jahren ganz Wien zu Gute kommen wird“, zeigt sich Dr. Michaela Stolz überzeugt von der Maßnahme.
In Österreich dürfen faunenfremde Nützlinge erst nach Genehmigung, welche eine Überprüfung der möglichen Gefährdung anderer Organismen beinhaltet, eingesetzt werden. Im Hinblick auf eine Freilassung der Zikadenwespe in Österreich wurde ihr Wirtstierkreis in Bezug auf heimische Zikadenarten an der AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit untersucht. Nun wurde das Freilassen von 400 Zikadenwespen in Floridsdorf durch die AGES freigegeben.
Bläulingszikaden 1979 erstmals in Europa entdeckt
Innerhalb Europas wurde die Bläulingszikade erstmals 1979 im Veneto (Italien) gefunden. In den darauf folgenden Jahren breitete sie sich in ganz Italien, Slowenien, Kroatien aus, regional ist sie auch in Frankreich, der Schweiz, Spanien, Ungarn, Serbien, Montenegro, Bulgarien, Griechenland und der Türkei zu finden. Die bis acht Millimeter lange Bläulingszikade hat es auf süße Pflanzensäfte abgesehen. Dazu sticht die Zikade mit Hilfe ihres Saugrüssels die Gefäße von Blättern und zarten Zweigen an. Überschüssiger Zucker wird in Form von Honigtau wieder abgegeben. Der Honigtau verwandelt sich in Rußtau, färbt die Blätter schwarz und behindert so die Pflanze in ihrer Photosynthese.
Biologischer Pflanzenschutz gegen die Bläulingszikade
In privaten Gärten hilft in der warmen Jahreszeit oftmals bereits ein kräftiges Abspritzen der Pflanzen mit Wasser. In der kalten Jahreszeit empfiehlt sich das Zurückschneiden von Zweigen, da sich daran die überwinternden Eier befinden. Eier werden allerdings auch an ältere Zweige und Stämme abgelegt, die nicht geschnitten werden können.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen die Bläulingszikade ist kritisch, da dadurch Honigbienen und viele weitere nützliche Insekten geschädigt werden können, welche die Honigtauausscheidungen der Zikade als zusätzliche Nahrungsquelle nutzen.
Sollten Ihr Garten, die Grünbereiche Ihrer Wohnhausanlage oder ein Park in Ihrem Wohnumfeld in Floridsdorf besonders betroffen sein (ein starker Befall wurde 2013 im Donaufeld beobachtet), steht Ihnen für weitere Informationen zur biologischen Bekämpfung der Bläulingszikade Dr. Michaela Stolz vom biohelp-Team mit Rat und Tat zur Seite.
Weitere Informationen:
http://www.biohelp.at
www.ages.at/ages/landwirtschaftliche-sachgebiete/pflanzengesundheit/obstbau/blaeulingszikade
www.ages.at/uploads/media/Metcalfa_pruinosa_Faunistik_Biologie_Beitraege_Entomofaunistik.pdf
http://floridsdorf.gruene.at/themen/umwelt/nordamerikanische-zikadenwespe-in-floridsdorfer-waldstueck-ausgebracht
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