Der Rüsselkäfer bedroht die Rüben: Zuckerfabrik Leopoldsdorf droht das Aus
BEZIRK GÄNSERNDORF. Die Gänserndorfer Bauern und 150 Leopoldsdorfer AGRANA-Mitarbeiter sind in Alarmbereitschaft. Der Rübenanbau ist in Gefahr und damit die Existenz der Zuckerfabrik Leopoldsdorf.
Rübenderbrüssler sorgt für Drama
Der Auslöser für das sich anbahnende Drama ist der Rübenderbrüssler, auch Rüsselkäfer genannt. Der Käfer wandert wegen des Klimawandels vermehrt vom Osten Richtung Österreich, er frisst die jungen Triebe der Rübenpflanze. Die konventionelle Landwirtschaft bekämpft den Schädling mit Neonicotinoiden, ein Pflanzenschutzmittel, das mit 27. April in der EU verboten werden soll.
"Das ist eine Katastrophe", poltert Gänserndorfs Bezirksbauernkammerobmann Manfred Zörnpfenning. Schon jetzt musste man den Einsatz des Pestizids auf Druck der Umweltschutz-Lobby reduzieren. "Die Käfer haben heuer im Marchfeld bereits 2000 Hektar kahlgerfressen, mancher Bauer musste dreimal nachsäen und trotzdem werden wir den Tieren, die wie Heuschrecken über die Felder einfallen, nicht Herr."
Zörnpfenning zeichnet ein düsteres Szenario. Wenn der Beschluss gegen Neonicotinoide am 27. April gefasst wird, werden mindestens 5.000 Hektar weniger Rübe geerntet. "Kommen wir mit den Gesamtanbauflächen unter 35.000 Hektar, ist eine der letzten beiden Zuckerfabriken (Tulln und Leopoldsdorf, Anm.) weg - und das ist unsere."
Bienen-Killer
Neonicotinoide werden für das Bienensterben verantwortlich gemacht. Untersuchungen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wiesen den negativen Einfluss auf die Bienenpopulationen nach, daher unterstützt man im Umweltministerium ein gemeinsames Vorgehen auf EU-Ebene.
Zörnfpfenning wehrt sich gegen "unseriöse Aussagen wie Bienenkiller": "Rüben blühen nicht, daher kommen Bienen nicht mit ihnen in Berührung." Man wäre auch bereit, nach der Rübe eine nichtblühende Fruchtfolge zu wählen, um Spätfolgen für die Biene zu vermeiden.
Er gibt zu bedenken: "Wenn wir unsere Nahrungsmittel nicht selbst produzieren können, werden wir Produkte importieren müssen, bei deren Produktion wir kein Mitsprachrecht haben."
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