Arbeiterkammer erkämpfte 652.430 Euro für Gmünder
Bezirksstellenleiter Michael Preissl präsentiert die Halbjahresbilanz der Arbeiterkammer Gmünd.
BEZIRK GMÜND. Ein 25-jähriger Gmünder begann als Saisonkoch in Salzburg zu arbeiten. Als er kurz danach erkrankte, meldete er den Krankenstand ordnungsgemäß seinem Chef - und erhielt prompt die Kündigung ausgesprochen. Wieder zu Hause, kontrollierte der junge Mann seine Arbeitspapiere und sah: Sein Arbeitgeber hatte angegeben, der Koch selbst habe das Dienstverhältnis in der Probezeit aufgelöst. Er stellte den ehemaligen Chef zur Rede und erhielt neue Papiere. Doch hier stimmte wieder etwas nicht: Das Beendigungsdatum war falsch angegeben. Abermals korrigierte der Chef – eine neue Endabrechnung aber nahm er nicht vor. Der junge Mann wandte sich an die Arbeiterkammer.
Bei der Überprüfung der Papiere in der AK-Bezirksstelle Gmünd zeigte sich: „Nicht nur dass die Ansprüche bis zum falsch angegebenen Beendigungsdatum berechnet waren. Zusätzlich war der Chef dem Koch die Bezahlung offener Überstunden schuldig geblieben“, sagt Bezirksstellenleiter Michael Preissl. Dank genauer Arbeitszeitaufzeichnungen war es möglich, für den Gmünder zu intervenieren und eine Nachzahlung von rund 200 Euro einzufordern.
652.430 Euro wurden erstritten
Bei einem Pressegespräch hat Michael Preissl heute die Halbjahresbilanz seiner Bezirksstelle präsentiert. Insgesamt hat die Gmünder Arbeiterkammer im ersten Halbjahr 652.430 Euro für ArbeitnehmerInnen der Region erstritten. „Das umfasst sowohl die Steuerrückholaktion als auch den KonsumentInnenschutz. Den größten Brocken macht naturgemäß unsere Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen aus", so Preissl. Insgesamt haben sich in der ersten Jahreshälfte 2018 mehr als 2.200 Ratsuchende an die Bezirksstelle gewandt. Die Zahl steigt stetig. „Das ist schon eine ansehnliche Summe, wenn man bedenkt, dass wir das zu dritt abarbeiten und zeigt, wie wichtig wir als Anlaufstelle in allen Lebenslagen sind“, sagt Preissl. Dieses Profil schärft man auch mit zahlreichen Veranstaltungen. „Schulen greifen vermehrt auf unser Wissen zurück und auch den Sprechtag zum Konsumentenschutz nutzen immer mehr Menschen“, bilanziert er die Vielzahl von Veranstaltungen, die von AK-ExpertInnen im Bezirk durchgeführt werden.
Als "besonders erfreulich" bezeichnet Michael Preissl, dass es im ersten Halbjahr wie er sagt "ganz, ganz wenige Insolvenzen" gegeben hat. Bei drei Fällen im Bezirk waren elf Mitarbeiter betroffen. Die Zahlungsmoral im Allgemeinen sei im Bezirk Gmünd sehr gut.
Bilanz 1. Halbjahr 2018 – Bezirk Gmünd
- Beratungen: 2.232, davon 550 im Arbeits- und Sozialrecht, 25 Mal sind Arbeitsrechtsinterventionen an Betriebe weitergegangen, 18 Mal kam es zu sozialrechtlichen Klagsaufnahmen, 9 Fälle endeten vor Gericht;
- Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 652.430 Euro
- Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht 520.505 Euro
- Davon Insolvenzvertretung: 148.604 Euro
39,5 Mio. Euro für Beschäftigte in ganz Niederösterreich
Landesweit hat die AK Niederösterreich 78.000 ArbeitnehmerInnen im ersten Halbjahr 2018 bei Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen geholfen. „Wir haben mehr als 39 Millionen Euro für sie erkämpft“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. „Tausende ArbeitnehmerInnen wandten sich heuer an die AK Niederösterreich, nachdem ihnen der Arbeitgeber zum Beispiel geleistete Überstunden nicht bezahlt hatte. 3.300 brauchten Unterstützung, nachdem ihre Firma in Insolvenz gegangen war“, so Wieser.
12 Stunden-Tag und 60 Stunden-Woche
Häufig wenden sich ArbeitnehmerInnen an die AK-ExpertInnen, da ihnen monatelang, mitunter oft jahrelang, geleistete Arbeits- und Überstunden nicht ausbezahlt wurden. Erhebungen zu Folge wird jede fünfte Mehr- oder Überstunde weder bezahlt, noch gibt es dafür Zeitausgleich. „Hier wird den ArbeitnehmerInnen mitunter sehr viel Geld vorenthalten“, so Wieser. Durch 12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche kommen hier weitere erhebliche Lohneinbußen auf die ArbeitnehmerInnen zu. „Und dass bei der Ableistung von Mehrstunden von Freiwilligkeit gesprochen wird, hat mit der Realität nichts zu tun und ist eine Verhöhnung der ArbeitnehmerInnen“, sagt Wieser.
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