Gemeindefusionen sind kein Aufreger mehr
Drei Jahre sind seit den Zusammenlegungen vergangen. Die WOCHE zieht Bilanz in zwei Bezirkskommunen.
Kinder, wie die Zeit vergeht: Vor mittlerweile drei Jahren trat nach monatelangen Vorbereitungen die Gemeindestrukturreform in der Steiermark in Kraft. Im Vorfeld gab es ein ständiges Hin und Her zwischen Befürwortern und Gegnern; von der Angst, dass ganze Ortsteile links liegen gelassen würden bis zur Freude über potenzielle Synergieeffekte war im öffentlichen Diskurs alles dabei.
Keine Angst mehr
Auch in Graz-Umgebung hat sich die Gemeinde-Landkarte zum Teil massiv verändert. Im Norden sticht dabei vor allem Gratwein-Straßengel heraus, das nach der Zusammenlegung von Gratwein, Judendorf-Straßengel, Eisbach und Gschnaidt mittlerweile fast 13.000 Einwohner hat. Man habe am 1. Jänner 2015 quasi bei null angefangen, denkt Bürgermeister Harald Mulle zurück. "Die große Angst ist aber vorbei. Zwar gibt es mit Sicherheit noch Skeptiker, in Summe ist das Gemeinschaftsgefühl aber sicher gestiegen."
Sportverein profitiert
Der Eingliederungsprozess sei aber ein fließender und noch längst nicht abgeschlossen.
"In den kommenden beiden Jahren wollen wir verwaltungstechnisch mit einem Gemeindeamt auskommen, in den übrigen Ortsteilen werden die Gebäude anders genutzt. In Gschnaidt befinden sich nun etwa eine Wohnung sowie eine Servicestelle im ehemaligen Gemeindeamt", so Mulle. Aufgrund ihrer Größe konnte sich die Gemeinde zudem als Vorreiter in Sachen Mobilität positionieren. "Unser Rufmi-Bus oder das E-Carsharing-Angebot sind ein Beleg dafür." Die im Vorfeld der Reform geäußerten Vorbehalte, wonach Vereine betroffener Gemeinden verschwinden könnten, haben sich in Gratwein-Straßengel nicht bestätigt.
"Es gab eine einzige Zusammenlegung der Sportvereine Judendorf und Gratwein zum Sv Gratwein-Straßengel, dadurch konnte aber sogar die Jugendarbeit verbessert werden."
Bräuche pflegen
Aus den Stammtischgesprächen ist das Thema Gemeindefusionen auch in Frohnleiten längst verschwunden. "Für die Bewohner hat sich im Endeffekt gar nicht so viel verändert. Es gibt beispielsweise auch weiterhin Servicestellen in den neu dazugekommenen Ortsteilen Röthelstein und Schrems", erzählt Bürgermeister Johannes Wagner.
Von Beginn an sei es ihm wichtig gewesen, "dass die speziellen Gegebenheiten und Bräuche der Ortsteile weiterhin Bestand haben und gepflegt werden. Man kann ja trotzdem weiterhin Schremser oder Röthelsteiner sein", betont der Ortschef. Zu tun gebe es aber auch im neuen Jahr weiterhin genügend. "Wir haben noch immer drei verschiedene Gebührenmodelle. Ziel ist es, im ersten Halbjahr 2018 die Vereinheitlichung endlich sicherzustellen."
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