Immer weniger lassen sich impfen

Trotz Gratisimpfprogramms gibt es bei einzelnen Impfungen Aufholbedarf. | Foto: Schiffer
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  • Trotz Gratisimpfprogramms gibt es bei einzelnen Impfungen Aufholbedarf.
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Für den Großteil der Eltern wäre es fahrlässig, ihre Kinder nicht impfen zu lassen. Ihnen gegenüber stehen dennoch Tausende Eltern, die ihren Kindern die Spritze "verwehren", da sie sich vor unberechenbaren Impfschäden fürchten.
Tatsache ist, dass die Gefahr einer Nebenwirkung oder gar eines Schadens gegeben ist. Tatsache ist aber auch, dass Impfungen – neben sauberem Wasser – zu jenen Errungenschaften zählen, die für Rückgang der weltweiten Sterblichkeit und Verbesserung der Lebensqualität mitverantwortlich sind.
Zur Illustration: Das Risiko, ungeschützt an einer Masern-enzephalitis (Gehirnhautentzündung) zu erkranken, liegt laut Gesundheitsministerium bei 1:1.000, während die Wahrscheinlichkeit einer Masernenzephalitis nach einer Masern-impfung bei 1:1.000.000 liegt.

Steiermark hat Aufholbedarf

Die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin (WAVM) ist für die von Bund, Land und Sozialversicherungsträgern finanzierte Gratisimpfaktion für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre verantwortlich.
Durch die Gratisimpfaktion, von der alle neugeborenen Steirer von Geburt an profitieren, werden die gefährlichsten und häufigsten Krankheiten abgedeckt – theoretisch. Denn in der Praxis sind Krankheiten, die schon als ausgerottet galten, mangels Impfdisziplin wieder im Vormarsch.
In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Keuchhusten- und Masernfälle wieder zugenommen. Odo Feenstra, Leiter der Landessanitätsdirektion: "Wir hatten 2014 fünf gemeldete Fälle von Masern und 134 Fälle von Keuchhusten, wobei es hier eine große Dunkelziffer gibt, da oft gar kein Labor gemacht wird." Besonders die zweite Masern-Teilimpfung wird von vielen Eltern oft vergessen. 73 Prozent der steirischen Kinder zwischen zwei und sechs Jahren haben einen vollständigen Schutz gegen Masern. Die Südoststeiermark liegt mit über 80 Prozent erfreulicherweise über dem Bundeslandtrend. Die Masernimpfung ist übrigens auch für Erwachsene gratis.

Der Kamikaze-Akt

Alarmierend ist die Situation, was Meningokokken betrifft: Nur 40 Prozent der steirischen Schüler hat die im 12. Lebensjahr kostenfreie Impfung in Anspruch genommen – angesichts der Gefährlichkeit dieser Bakterien, die innerhalb von Stunden bis hin zum Tod führen können, ein Kamikaze-Akt. Gegen die Stämme ACWY wird gratis geimpft, gegen Meningokokken der Gruppe B, die für zwei Drittel der Erkrankungen verantwortlich sind, ist ein kostenpflichtiger Impfstoff erhältlich.

Drei Fragen an Susanne Obermayer, Leiterin des Sanitätsreferates der BH Südoststeiermark

Wie schaut es mit der Impfbereitschaft im Bezirk aus?
Sie ist in den letzten 20 Jahren generell zurückgegangen – auch in der Südoststeiermark.
Mit welchen Konsequenzen?
Aufgrund der geringen Durchimpfungsrate treten manche Krankheiten – wie Masern – wieder verstärkt auf. In Deutschland überlegt man schon eine Impfverpflichtung.
Was kann man tun?
Ich erwarte mir mehr Unterstützung von nationaler Seite durch Kampagnen und Aufklärung.

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