Julia Ghahramani von den Grünen: "Politik darf nie ein Egotrip sein"

Im Gespräch: Die Grüne-Spitzenkandidatin Julia Ghahramani über Innerparteiliches, Gleichberechtigung und die Flüchtlingsproblematik. | Foto: Jorj Konstantinov
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  • Im Gespräch: Die Grüne-Spitzenkandidatin Julia Ghahramani über Innerparteiliches, Gleichberechtigung und die Flüchtlingsproblematik.
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WOCHE: Die Grünen gelten oft als Partei der jungen Städter. Wofür stehen die Grünen Graz-Umgebung?
Julia Ghahramani: Wir wollen den grünen Gedanken noch mehr in den ländlicheren Bereich bringen und unterschiedlichen Wählerschichten mehrere Schwerpunkte aufzeigen. Am Beispiel der Landwirtschaft zeigt sich, dass man dafür auch bereit ist. So sind Bio-Bauernhöfe ein großes Thema. Wir arbeiten hierbei mit Leuten zusammen, die sich damit auskennen. Generell wollen wir aber bis in die einzelnen Gemeinden runterbrechen und vor Ort schauen, was den Gemeinden wichtig ist.

In diesem Jahr gab es einige Umbrüche innerhalb der Partei – wie lassen sich die Grünen als starkes Ganzes nach außen präsentieren?
Über parteiinterne Umbrüche reden wir offen und der demokratische Grundgedanke wird auch intern diskutiert. Am Rücktritt gewisser Personen etwa zeigt sich, dass grüne Grundgedanken über Bord geworfen und persönliche Wünsche über das Programm gestellt wurden. Aber wir halten an unserem Programm fest. Politik darf allgemein nie ein Egotrip sein. Deshalb sind ein fester Zusammenhalt und das Einstehen für Kernthemen wichtig.

Welche grünen Themen sollen für die Wählerschaft in GU kommend eine Rolle spielen?

Heuer u. a. das Thema Mobilität. Es gibt viele kleine Ortschaften, die ohne gut funktionierendes Verkehrsnetz aussterben. Auch ältere Menschen und große Familien sind häufig auf Autos angewiesen. Mehr Alternative ist daher gefragt, etwa durch Car-Sharing, die Ausschreibung regionaler Busse oder erweiterte Radwege, um die Mobilität zu steigern. Bei Infrastruktur und Verkehr ist noch viel Luft nach oben. Gerade im Bezirk, weil es viele Pendler gibt. Nicht nur nach und von Graz, sondern auch innerhalb der Gemeinden.

Und wie sieht es mit Gleichberechtigung aus?
Die Frauenquote beispielsweise zeigt, dass Gleichstellung noch immer eine riesige Baustelle ist. Bei den Grünen ist das anders, weil Gleichstellung eine Grundidee ist. In der Praxis wollen wir das Recht auf Betreuung, mehr Kindergartenplätze etc. Denn das hängt unmittelbar zusammen: Wenn eine Frau arbeiten möchte, dann soll ihr das auch ermöglicht werden, indem sie entsprechende Unterstützung bekommt. Wenn sie sich entscheidet, zuhause zu bleiben, dann soll ihr diese Zeit zur Pension angerechnet werden.

Gerade vor Wahlen spaltet und dominiert, ob situationsrelevant oder nicht, die Asylpolitik politische Lager ...
Wahrscheinlich weil es ein emotionales Thema ist und viele Gemeinden betrifft. Es kommt aber auch darauf an, wohin man schaut: In Gemeinden, wo es nicht so gut funktioniert oder wo es gut funktioniert. Das Flüchtlingsthema wird zu sehr aufgebauscht, und immer mit der Strategie, dass "unsere Werte" verloren gehen würden. Um welche Werte geht's für jeden Einzelnen? Für mich sind Demokratie und Freiheit wichtige Werte.

Gemeinderätin
und Medizinerin

Julia Ghahramani (39) ist Allgemeinmedizinerin und beim Roten Kreuz tätig. Für den Regionalwahlkreis Graz und GU geht sie an vierter Position in das Rennen für die Grünen. Als Deutschfeistritzer Gemeinderätin und Grüne Bezirkssprecher-Stellvertreterin setzt sie sich insbesondere für den Naturschutz im Stübingtal ein. In ihrer Freizeit widmet sie sich der Imkerei.

Im Gespräch: Die Grüne-Spitzenkandidatin Julia Ghahramani über Innerparteiliches, Gleichberechtigung und die Flüchtlingsproblematik. | Foto: Jorj Konstantinov
Aktiv für "ProStübingtal": Julia Ghahramani | Foto: Jorj Konstantinov
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