Kunst und Wirtschaft

Der Gleisdorfer Gemeinderat Wolfgang Weber (links) und der Ludersdorfer Bürgermeister Peter Moser
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Was haben denn Kunst und Wirtschaft überhaupt konkret mit einander zu tun? Warum wollen immer alle Leute Förderungen? Weshalb reden viele von Innovation, wo doch meist alles bleibt wie es ist?


Bei einem Abend der „Talking Communities“ von Kunst Ost ging eine sehr kontrastreiche Runde erst einmal von der Frage aus, wo Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft sich regional überhaupt berühren könnten.

Der Abend auf Schloß Freiberg (Ludersdorf) war an zwei Personen festgemacht. Unternehmer Ewald Ulrich, der in seiner Betriebszentrale sicher einen der ungewöhnlichsten Konferenzräume der Region hat. Und Wolfgang Weber, neben seiner unternehmerischen Tätigkeit auch Obmann des Gleisdorfer Ausschusses für Wirtschaft, Marketing und Tourismus.

Die Debatte um eine realistische Vorstellung, wie die reale Wirtschaft der Region sich in einzelnen Bereichen zeigt, war um Fragen der Kunstpraxis und deren gesellschaftlich relevante Möglichkeiten jenseits von Klischees zu ergänzen.

Dann kam aber etwa durch den Ludersdorfer Bürgermeister Peter Moser noch ein ganz anderes Thema ins Spiel, zu dem auch Weber aus seinen Erfahrungen einiges beizutragen hatte. Zuzug und Abwanderungen in Gemeinden bei insgesamt einer merklichen Bevölkerungszunahme in der Region haben zu einer deutlichen Erosion des sozialen Bewußtseins geführt.

Das heißt zum Beispiel, ein Engagement der Menschen für das Gemeinwesen nimmt ab. Lieber mehr zahlen als selber dabei sein.

Nachbarschaftsstreitigkeiten haben offenbar nennenswert zugenommen. Auch andere Reibungspunkte belasten Kommunen, während von der Bevölkerung immer mehr Dienstleistungen als selbstverständliches Serviceangebot erwartet werden.

Zugleich wußte Ewald Ulrich, dessen Unternehmen im High Tech-Bereich angesiedelt ist, zu erzählen, daß die Wirtschaft es schätzt, in dieser Region bestens qualifizierte Arbeitskräfte zu einem guten Preis zu finden, die ihrerseits eine hohe Kaufkraft bei entsprechender Lebensqualität genießen.

Das meint, mit dem gleichen Gehalt könnte man in Wien, Zürich oder sonst wo nicht einmal annähernd so gut leben. Das sind also in Summe sehr komplexe, stellenweise verwirrende Verhältnisse, in denen Funktionstragende der Gemeinden Umbrüche Richtung Zukunft bewältigen sollen.

Wirtschaftstreibende müssen sich ohnehin ständig der Frage stellen, ob das, was sie anbieten, derzeit auch ausreichend gebraucht wird. Und Kunstschaffende? Was ist in solchen Kräftespielen die Rolle der Kulturarbeit? Wofür sollen die derzeit immer knapper werdenden öffentlichen Gelder eingesetzt werden? Gibt es gute Gründe, dennoch in den Kulturbereich zu investieren?

Diese Runde, in der auch der Künstler Winfried Lehmann und der Gleisdorfer Gemeinderat Karl Bauer ihre Ansichten eingebracht haben, steht erst am Beginn eines anspruchsvollen Klärungsprozesses. Dabei sollen Aspekte regionaler Kulturpolitik und künstlerischer Praxis mit Finanzierungsfragen verknüpft und Lösungsmodelle entwickelt, erprobt werden.

Sie müssen übrigens weit gehen, um Arbeitssituationen vorzufinden, wo Kunst, Wirtschaft und Politik im Dialog an solchen Aufgabenstellungen auf Augenhöhe arbeiten. Mit diesem Abend ist außerdem ein Auftakt für das Kulturprojekt „Fokus Freiberg“ gesetzt.

So hat sich eher in Stille gerade ein bemerkenswerter Prozeß für die Energieregion sein Auftaktereignis gesucht.

+) Kunst Ost: „Talking Communities“ [link]

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