55 Jahre weiße Casanovas – Graz persönlich mit den "White Stars"

Die "White Stars": Joschi (Schlagzeug, Harmonika), Walter (Sänger, Keyboard, Klavier, Harmonika), Günther (Bassgitarre, Gesang), Michael (Gitarre, Keyboard, Klavier), Peter (Gitarre, Gesang, nicht im Bild) | Foto: J. Konstantinov
2Bilder
  • Die "White Stars": Joschi (Schlagzeug, Harmonika), Walter (Sänger, Keyboard, Klavier, Harmonika), Günther (Bassgitarre, Gesang), Michael (Gitarre, Keyboard, Klavier), Peter (Gitarre, Gesang, nicht im Bild)
  • Foto: J. Konstantinov
  • hochgeladen von Verena Schaupp

"Wisst’s ihr noch, damals der Auftritt?", heißt es oft während des Interviews mit den "Reischl-Buam". Im Café Kaiserfeld erzählen Joschi, der einzige Nicht-Reischl, Walter, Günther und Michael Reischl (Peter war auf Urlaub) über 55 Jahre im Showbizz. Schnell und professionell wird für die Kamera gelächelt und gepost – gelernt ist eben gelernt.

Kolonnen beim Konzert

"Die Menschen kamen damals von überall her, um uns zu sehen. Einmal fuhren wir in irgendein Dorf, wo es nicht viel mehr als dieses Festzelt gab. Wir fragten den Veranstalter: Wie soll das denn voll werden?" Die jungen Männer entschlossen sich, etwas essen zu gehen und dann zurückzukehren. "Das war ein Wahnsinn! Das Zelt war gesteckt voll! Wir sahen die Auto-Kolonnen vom Berg runterfahren, überall Scheinwerfer."

Die "Schnulzenkaiser"

So füllten die White Stars über 30 Jahre hinweg Volksfeste und wurden mit ihrem einzigartigen "White-Star-Sound" über die Grenzen hinaus bekannt. "Wir hatten 100 Fanclubs bis nach Kanada und Südafrika", schmunzelt Günther.
Das Erfolgsrezept? Eigenkompositionen von Michael, Walter und Werner (einem weiteren Reischl-Bruder), authentische Klänge, tanzbare Musik und gute Laune. "Sie nannten uns die ‚Schnulzenkaiser‘, das war das größte Kompliment. Andere Bands traten nicht auf, wenn wir im Umkreis auftraten, weil sie meinten, alle würden dann nur zu uns kommen", scheinen sich die White Stars selbst heute noch über ihren Erfolg zu wundern. "Wir waren ja immer nur eine Amateurband. Erst heute über Facebook haben wir festgestellt, was wir damals für einen Hype ausgelöst haben."

Die Anfänge der weißen Stars

1963 stand diese Amateurband das erste Mal auf der Bühne. "Das war beim Josefheim in Graz, es war wie eine Fügung. Ausgehen durften wir in dem Alter noch nicht, aber zum Fünf-Uhr-Tee schon. Dort ist dann die Band ausgefallen und wir sind eingesprungen", sagt Walter. "Wir waren jung, 15, 16, alles Lehrlinge", ergänzt Günther. Der Veranstalter buchte sie gleich für die Woche darauf.
"Wir besorgten uns weiße Ärztehosen, die unsere Mutter noch alle umnähte, damals musste man gleiche Outfits haben, so wie die Beatles." Bei ihrem zweiten Auftritt rief das Publikum: "Schau, die weißen Stars!" – und die "White Stars" waren geboren.


Anno 1968: Die "White Stars" beim Fischerwirt.

Sie waren nie Casanovas

Bald spielten sie mehrmals in der Woche beim Fischerwirt in Gratwein, das zu der Zeit größte Tanzlokal der Steiermark. Nach elf Jahren gingen sie auf Tournee. "1975 gab es die ersten Großzelte", erklärt Michael. Und aus diesen Festzelten hallte es 30 Jahre hindurch "Ich war nie ein Casanova", "Junges Mädchen, weine nicht", "Ticket nach Hawaii" und, und, und. "Wir hatten alle Berufe und Familien, nach der Arbeit kam man heim, aß schnell eine Wurstsemmel, und auf ging’s zum nächsten Auftritt. Dann vier, fünf Stunden spielen und wieder zurück", so Günther.
"Ob der Hund gestorben ist oder man todmüde war, das geht die Leute nichts an, du musst lachen und Stimmung machen", erzählt Walter. "Aber man ist so glücklich und euphorisch nach dem Auftritt, ein unbeschreibliches Gefühl."

Abschied von der Bühne

1993 verabschiedeten sich die White Stars nach 30 Jahren von der Bühne, blieben dem TV und Radio für Auftritte aber erhalten. Die Bilanz kann sich sehen lassen: 11x Platin, 2x Gold und 1x Kristall für eine halbe Million verkaufte Tonträger, Größen wie Udo Jürgens und Wolfgang Ambros zählten zu ihren Freunden. "Der Erfolg hat viel möglich gemacht." Seit 2011 stehen sie wieder auf der Bühne, Anfragen gibt es genug. "Insgesamt haben wir sicher eine Million zurückgelegte Kilometer zu etwa 3.000 Live-Auftritten zu verbuchen", resümieren die Vollblutmusiker. Und noch immer scheinen sie nicht zur musikalischen Ruhe kommen zu wollen.

Auftritt der "White Stars" beim Open-Air der "Band für Steiermark" in Mürzzuschlag 2009.

Jubiläums-CD und weiße Rosen

"Wir haben Rosen, Plüschtiere und weiße Rosen auf die Bühne geschmissen bekommen", sagen die White Stars und meinen: "Die Musik ist heute vielleicht moderner und hat sich sicher verändert, aber Schlager werden nie weg sein." Daher gibt es nun bald die "55 Jahre White Stars" Jubiläums-CD. "Die Musik kommt nach wie vor gut an, die Leute tanzen gern, wir sind uns sicher, dass ein richtiges Tanzlokal wie früher auch heute noch gut funktionieren würde. Es fehlen nur die Auftrittsmöglichkeiten für Künstler."

"Wir san schwoaz-weiß"

Neben der Musik gibt’s noch eine große Leidenschaft: "Wir sind seit Kindheit an die größten Sturm-Fans und waren immer in der Gruabn." Die Hymne "Hier regiert der SK Sturm" stammt aus ihren Federn. "Für Sturm schlägt unser Herz", sagen die Männer. Am Fußballplatz und auf der Bühne, da fühlen sich die White Stars also daheim. Die häufigste Frage, die ihnen im Laufe der Jahre gestellt wurde, war übrigens: Wann spielt’s denn das nächste Mal? – "Was will man als Musiker mehr hören?"

Steckbrief

Joschi Scheucher geb. 6.1.1948
Günther Reischl geb. 19.9.1946
Walter Reischl geb. 5.1.1948
Peter Reischl geb. 13.3.1944
Michael Reischl geb. 21.12.1954
1963 – 1993: aktive Jahre der White Stars
16 Alben, unzählige Singles, mehr als 250 Radiosendungen, 50 TV-Show-Auftritte
Web:www.whitestars.at

Die "White Stars": Joschi (Schlagzeug, Harmonika), Walter (Sänger, Keyboard, Klavier, Harmonika), Günther (Bassgitarre, Gesang), Michael (Gitarre, Keyboard, Klavier), Peter (Gitarre, Gesang, nicht im Bild) | Foto: J. Konstantinov
Anno 1968: Die "White Stars" beim Fischerwirt.
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Das KosMedicS-Team um Karin Migglautsch (M.) berät zu Schönheitsfragen. | Foto: Konstantinov
3

Wohlfühlen in der eigenen Haut
KosMedicS als Ansprechpartner für ästhetische Medizin

KosMedicC ist ein innovatives Kosmetikstudio und Medical Beauty Clinics mit zehn Jahren Erfahrung zu Beauty-Themen. GRAZ. Wer Angebote rund um Schönheit und Gesundheit für Gesicht und Körper sucht, findet diese bei KosMedicS unter Karin Migglautsch und ihrem KosMedicS-Team. Ob reine Kosmetik, ärztliche Behandlung oder beides gemeinsam: Hier findet sich alles unter einem Dach, von der klassischen Gesichtsbehandlung bis zum minimalinvasiven medizinischen Eingriff. Hier werden mittels neuester...

  • Stmk
  • Graz
  • RegionalMedien Steiermark

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.