Die "White Stars" - Musik als Lebensweg: Prof. Walter Reischl im Gespräch

"White Stars". Von links: Joschi, Günther, Walter Michael und Peter. (Danke an Günther, der die Fotos für diesen Beitrag liebevoll zusammengestellt hat!) | Foto: White Stars
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  • "White Stars". Von links: Joschi, Günther, Walter Michael und Peter. (Danke an Günther, der die Fotos für diesen Beitrag liebevoll zusammengestellt hat!)
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Aus ihren Träumen wurden Lieder, die viele Menschen träumen lassen: die "weißen Sterne" sind vom Himmel der heimischen Musikwelt nicht wegzudenken und leuchten nun schon viele Jahre, um den Menschen den Weg zu Musik, Tanz und schönen Stunden zu weisen.
Was aber macht ihre Faszination aus? Gibt es ein Geheimnis für ihren Erfolg? Wie sehen sie selbst ihren Weg als Musiker und Menschen? Prof. Walter Reischl erwies mir die Ehre, mir bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen zu helfen.

Die Menschen lieben eure Musik. Was aber bedeutet Musik für dich persönlich?

Musik ist mein Lebenselixier.
Dieses besondere Kribbeln, dieses ganz spezielle Herzklopfen, die Spannung vor einem Auftritt, wenn man sich fragt, wie der Abend wird und wie man vom Publikum aufgenommen wird, das muss dabei sein. Dieses Gefühl begleitet mich von Anfang an bis heute und erst dann, wenn ich es nicht mehr spüren würde, wüsste ich, dass es an der Zeit wäre, das Mikrofon endgültig aus der Hand zu legen.

Wie habt ihr euch überhaupt gefunden - du und die Musik?

Unserer Mutter, die selbst eine sehr schöne Stimme besaß, war es sehr wichtig, dass wir alle ein Instrument lernen konnten. In den Nachkriegsjahren war es für eine große Familie - wir sind sieben Brüder - finanziell oft nicht leicht, aber unsere Mutter hat es immer geschafft, uns den Musikunterricht zu ermöglichen. Ich habe schon mit fünf Jahren Ziehharmonika gespielt und dann - so mit acht oder neun Jahren - Orgel in der Kirche von Neudorf. Peter, der später in der Band Gitarre gespielt hat, und Günther, unser Bassist und die zweite Stimme, haben ein ganz schwieriges Instrument gelernt, nämlich Zither.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie unsere Mutter mit Günther und Peter auf dem Fahrrad - ein Bub vorne drauf, der andere hinten - zum Zitherlehrer nach St.Peter gefahren ist.
Für unsere Eltern spielten wir Hausmusik wie z.B. "Mariechen saß weinend im Garten", aber als wir Teenager wurden, spielten wir dann heimlich doch lieber Lieder wie "Rote Lippen soll man küssen".

Wie seid ihr dann auf die Bühne gekommen?

Wir spielten immer gerne, auch mit Freunden und für sie, und so war es bekannt, dass "die Reischl-Buam" Musik machen können, als wir 1963 im Jugendheim von der Pfarre St.Joseph ein Konzert besuchen wollten. Aber die Band erschien nicht. So bat man uns auf die Bühne und wir spielten zusammen mit dem Schlagzeuger Joschi, der dann unser "Ehrenbruder" wurde.

Wie ging es weiter?

Wir wurden gebeten, doch eine Woche später wieder aufzutreten, weil die Leute total begeistert von unserem Auftritt waren. Aber wir hatten ja keine Bühnenkleidung! Und für eine Band war es damals üblich, in einheitlicher Kleidung zu erscheinen. Zu den weißen Hemden, die wir hatten, kauften wir uns dann weiße Ärztehosen, die unsere Mutter in Nachtarbeit auf die aktuelle Mode - "Röhrlhosen" – umnähte.
Und so haben wir dann auch den Bandnamen von unserem Publikum bekommen, das rief: "Da sind ja die weißen Stars!" Aber natürlich musste es damals ein englischer Name sein. So war der Name "White Stars" geboren.

Was haben damals eure Eltern zu eurer Bandgründung gesagt?

Sie haben sich gefreut und waren immer stolz auf uns. Aber es gab auch eine ganz klare Vereinbarung: unsere Ausbildung und unsere Arbeit durften nicht unter der Musik leiden, auch ein striktes Alkoholverbot wurde von ihnen damals ausgesprochen.

Du warst erst 15 und deine Brüder Günther und Peter nur wenig älter, als ihr damals gleich zu Beginn großen Erfolg hattet. Das ist ja für so junge Burschen eine schwierige Situation: wie seid ihr mit eurem Erfolg umgegangen?

Wir hatten einerseits gar keine Zeit, viel darüber nachzudenken, weil wir mit der Ausbildung bzw. Arbeit unter der Woche und der Musik am Wochenende völlig ausgelastet waren. Ich war Klavierbauer und damals wurde auch am Samstagvormittag noch gearbeitet. Andererseits durften wir trotz allem langsam mit unseren Erfolgen wachsen: wir traten in den ersten Monaten in kleineren Lokalen auf, z.B in Liebenau, in der Puchstraße und im Lokal "Du & ich" in Unterpremstätten. Erst dann kam der "Fischerwirt" dazu, der damals die absolute Nr. 1 der Tanzlokale war, und auch dieses Hotel hat erst im Lauf der Jahre immer weiter ausgebaut, um den Ansturm zu unseren Auftritten, die immer ausverkauft waren, bewältigen zu können.
Durch den Riesenerfolg beim "Fischerwirt" wurden Plattenfirmen wie Ariola auf uns aufmerksam und wir machten die ersten Plattenaufnahmen.
Und noch später - so um 1975 herum - wurden die ersten Großzelte aus Italien importiert, in denen wir dann bei Zeltfesten vor mehreren 1000 Menschen spielten.
So blieben wir "geerdet" und konnten auch als Menschen reifen.

Welche Musik habt ihr am Anfang gespielt?

Wir haben sowohl Schlager als auch Volksmusik gespielt, vor allem aber natürlich Tanzmusik. Diese Bandbreite an Liedern war damals sehr ungewöhnlich, entweder haben Bands Volksmusik oder Schlager gespielt, aber nicht beides. Es hat den Leuten viel Freude bereitet, dass wir immer gleich die neuesten Hits im Programm hatten: kaum war ein Lied im Radio, haben wir es nach Gehör gespielt. Auch eigene Lieder gab es von Beginn an.

Welche Auftritte waren dir im Lauf eurer Karriere besonders wichtig?

Emotional wichtig waren für mich alle Auftritte, weil es mich immer berührt hat, dass Menschen oft von weit her kommen, um uns zu hören und uns zu sehen Die Hallen und Säle waren und sind bei unseren Auftritten immer voll. Wir haben einfach das treueste Publikum der Welt!
Besonders in Erinnerung geblieben sind einige große Fernsehauftritte, z.B. bei "Tritsch Tratsch" oder beim "Silvesterstadl" in der ehemaligen DDR. Damals traten wir mit vielen großen Stars wie etwa Caterina Valente auf.

Es gibt eine enge Verbindung zum SK Sturm. Wie ist es dazu gekommen?

Schon als Buben hatten wir nichts anderes im Kopf als Musik und Fußball. Wir haben selbst gerne gespielt. Die "Gruabn" war in der Nähe unseres Elternhauses und Günther und ich sind oft hingelaufen. Manchmal konnten wir auch ein Spiel anschauen. So hat es begonnen - und hat dann 2011 dazu geführt, dass wir bei der Meisterfeier des SK Sturm am Grazer Hauptplatz vor 10000 Leuten unsere "Sturm-Hymne" gespielt haben.

Man spricht vom "White Stars-Sound". Was darf man darunter verstehen?

Der "White Stars-Sound" gehört zu unserer gesamten Band und jeder einzelne von uns trägt auf seine spezielle Art zu singen und sein Instrument zu spielen dazu bei.
Darauf sind wir sehr stolz, weil wir uns auch als Band immer als Einheit gesehen haben. Wir wollten nie jemanden nachmachen. Auch wenn wir von Künstlern wie Elvis oder Udo Jürgens beeinflusst wurden, haben wir die Musik doch immer so gespielt, wie wir sie in uns gespürt haben.

Im Lauf der Jahre sind elektronische Medien sehr in den Vordergrund gerückt und in den Tonstudios ist heute sehr viel mehr möglich als früher. Wie siehst du diese Entwicklung?

Bei uns persönlich hat es keine wirklichen Veränderungen gegeben. Wir haben damals unsere CDs und LPs zuerst im ORF, später dann in unserem eigenen Studio gemeinsam aufgenommen und immer darauf geachtet, unseren typischen, natürlichen Sound beizubehalten.
Wir haben dann auch von den technischen Fortschritten profitiert, aber die Möglichkeiten waren in den 60er - 80-er Jahren noch nicht so groß.
Man hat heute bei den Arrangements durch die Elektronik zwar generell mehr Möglichkeiten, aber am Wesentlichen hat sich nichts geändert: so außergewöhnliche und einzigartige Stimmen - wie z.B. die von Monika Martin oder Udo Jürgens - erkennt man einfach beim ersten Ton. Diese hohe Qualität wird sich immer durchsetzen und solche großartigen Sänger werden immer Erfolg haben.

Ihr hattet große Erfolge und habt 11x Gold, 2x Platin und Kristall bekommen und seid doch eine "Amateurband" geblieben. Habt ihr nie in Betracht gezogen, als Musiker "Vollprofis" zu werden?

Wir waren immer so lange im vorhinein ausgebucht, dass das schon aus organisatorischen Gründen gar nicht so einfach gewesen wäre, da wir dann viel öfter auch in Deutschland und der Schweiz auftreten hätten müssen. So haben wir nie ernsthaft über diese Veränderung nachgedacht.

War das alles nicht auch großer Stress für euch? Wie seid ihr damit umgegangen?

Als wir jung waren, war es einfach unser Leben: unter der Woche arbeiten, am Wochenende Musik machen und auch auf Tour sein, sogar weggegangen sind wir damals noch. Erst im Lauf der Jahre wurde uns bewusst, wie wichtig es bei dieser jahrzehntelangen Doppelbelastung ist, sich auch einmal Zeiten zur Erholung, zum Krafttanken und vor allem auch die Familie zu nehmen, die am Wochenende durch die Auftritte oft auf uns verzichten musste. Körper und Seele brauchen Zeit, um neue Kräfte zu sammeln.

Einer eurer erfolgreichsten Songs ist "Ich war nie ein Casanova". Wie ist er entstanden?

Ich saß eines Abends am Klavier und klimperte so vor mich hin. Und plötzlich hatte ich den Titel und die Melodie im Kopf, es war einfach plötzlich da. Auskomponiert und fertig geschrieben habe ich den Song dann zusammen mit meinem Bruder Michael. Dieses Lied erzählt aus unserem Leben, denn in Musikern, die strahlend im Rampenlicht stehen, werden gerne "Casanovas" gesehen, doch das waren und sind wir nicht. Wir haben uns nicht einmal als Stars gesehen und erst rückblickend begriffen, wie groß unsere Erfolge wirklich waren. In unseren Augen waren wir Menschen, die unter der Woche ganz normal wie jeder andere ihrer Arbeit nachgingen, aber dann am Wochenende in der Freude aufgingen, Musik zu machen und unser Publikum damit zu erfreuen. Dass gerade dieses Lied, das uns so am Herzen lag, zu so einem großen Hit und einem echten Evergreen wurde, hat uns alle sehr gefreut.

Der Wert eines Menschen wird zunehmend über Leistung und Erfolg definiert. Wie hast du das als Musiker empfunden?

Als Musiker und Sänger haben wir den Vorteil, mehr Menschen über ein einziges Lied zu erreichen als Menschen das in anderen Berufen mit ihrer Arbeit tun können. Dadurch entsteht vielleicht oft der Eindruck, durch den weitreichenden Erfolg sei man "wertvoller". Aber letztendlich spielt das keine Rolle: es ist immer wichtig, ein anständiger, ehrlicher und guter Mensch zu sein, egal, in welchem Beruf. Und die Menschen werden es immer spüren, ob das der Fall ist.

Du hast als Bandleader der "White Stars" Musik gemacht und später als Musikchef von Radio Steiermark viele Musiker gefördert, beides sehr erfolgreich. Wenn du heute zurückschaust: was habt ihr, was hast du richtig gemacht?

Wir haben einfach das gemacht, von dem wir dachten, es sei richtig: es kam aus uns, aus unserem Herzen. Man muss ganz bei sich selbst bleiben. Das spüren die Menschen und können es annehmen.
Musik, die zu Herzen geht, muss man erst einmal machen können: man kann der beste Jazzmusiker oder Pianist der Welt sein, kann deswegen aber noch lange keinen Schlager spielen, der zu Herzen geht.
Wir "White Stars" haben immer ganz fest zusammengehalten und unser Ziel, den Menschen mit unserer Musik Freude zu bringen, nie aus den Augen verloren. Günther war mit seiner besonderen Leidenschaft immer die "Seele" der "White Stars". Wir waren untereinander immer ganz stark verbunden, aber auch mit unserem Publikum. Und unsere Musik ist in den Herzen geblieben und es berührt mich immer wieder, wenn ich das auch nach vielen Jahren noch spüre.

Welche Pläne gibt es für die Zukunft?

Demnächst erscheinen ein "Best of White Stars"- und ein Weihnachts-Album, zunächst als Downloadversion und nächstes Jahr als CD's. Auch weitere CD-Projekte sind in Planung.
Alle Informationen dazu gibt es auf unserer Homepage sowie auf Facebook.

"Gesang ist Glück", sagt Nana Mouskouri. Was ist für dich Glück?

Glück ist etwas, das man fühlt, etwas, das immer wieder neu und anders entsteht. Das kann ein Schmetterling bei einem Spaziergang in der Natur sein, das können schöne Momente mit meiner Familie sein oder sonnige Tage auf Gran Canaria, wo meine Frau und ich gerne die Wintermonate verbringen. Man muss offen für Glück sein, man kann es nicht kaufen und nicht planen.
Glück ist etwas, das sich vom Alltag abhebt, ganz besondere Momente, die bleiben.

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