Monika Martin - Vom Wachsen und Werden in den Gärten des Lebens und der Musik

Monika Martin ist eine Sängerin, die mit der Magie ihrer Stimme das Gemüt der Menschen oft tief berührt. Auch Gärten können Orte der Magie sein. Was lag also näher, als sich von Monika Martin auf einen Gedankenspaziergang durch einen virtuellen Garten mitnehmen zu lassen und ihren Ideen zuzuhören?

Was gefällt dir besonders, wenn du einen Garten betrittst?

Vor kurzem war ich auf einer Flusskreuzfahrt durch die Normandie und besuchte den Garten von Claude Monet in Giverny. Das ist für mich der Inbegriff eines schönen Gartens. Auch ich habe einen Garten, aber der kann diesem in Giverny nicht das Wasser reichen. Der Garten von Monet wird das ganze Jahr über von unzähligen Gärtnern betreut. In Glashäusern werden Pflanzen gezogen, die dann, von den Jahreszeiten beinahe unabhängig, nachgesetzt werden. Da wird einem das Ziel sehr hoch gesteckt, das man selbst gar nicht erreichen kann. Mehr als dort geht nicht!
Es erinnert mich fast ein wenig an die Las Vegas-Shows, die überall geboten werden. Aber es erinnert mich genauso an ein wunderbares Konzert von Elton John, das ich erlebt habe, und bei dem es nur um eines ging: Er sitzt am Flügel und macht Musik. Das Publikum war drei Stunden lang wie gebannt. Das ist auch ein schöner Garten!

Barbara Frischmuth sagt, dass der Garten seinen Gärtner findet. Kann man das auch in der Musik so sagen, dass ein Lied seinen Sänger findet?

Ja, denn ich glaube, dass ein Sänger nur singt, was ihm gefällt, und es wird nur die Musik zu ihm kommen, die gerade ihn in dieser Zeitqualität erreichen soll. In meinen Augen ist das alles kein Zufall und deshalb verlasse ich mich darauf, was die Fügung parat hält.

Im Frühling beginnt das Samenkorn zu keimen und aus scheinbar toter Erde entsteht wieder Leben. Was ist der Keim, aus dem deine Musik entsteht?

Die Liebe.

Manchmal braucht man Mut, um neue Wege zu gehen. Was treibt einen Menschen an, neue Wege zu suchen?

Die Entwicklung ist ein Teil des gesamten Lebens. Wenn ich mich nicht weiterentwickeln würde, dann würde etwas nicht stimmen. Warum soll nicht auch die Musik sich weiterentwickeln dürfen?
Es gibt natürlich immer wieder Menschen, die glauben: Ah, jetzt habe ich einmal eine Sache gefunden und dann bleibe ich 100 Jahre dabei!
Aber das ist nicht mein Gedanke. Ich lebe ja nun schon einige Zeit von der Musik, aber es ist für mich wichtig, dass ich mich nicht auf dem ausruhe, was ich gefunden habe, sondern dass ich aktiv weiterschaue und mich weitertragen lasse.

"Träume finden immer ihren Weg", singst du in "Bora Bora Bay". Welche Rolle spielen Träume und Sehnsucht für dich?

Sie sind der Motor für alles.

Ein Garten ist ja quasi - wie Barbara Frischmuth ihn bezeichnet - eine Art Garten-WG. Man arrangiert sich da mit gewissen Tieren, zum Beispiel mit Wühlmäusen, Raupen und Schnecken. Manchmal wollen sie ja etwas ganz anderes als man selbst. Wie kann man sich da durchsetzen?

Es hat keinen Sinn, gegen die Natur zu sein. Egal, was ich je in meinen Garten pflanzen werde - sprich: was ich jemals singen werde, wird immer den gemeinsamen Nenner "Monika Martins Stimme" haben und es wird auch immer derselbe Mensch dahinter stehen. Allein dadurch bleibt das alles in Verbundenheit. Meine Stimme polarisiert und dadurch habe ich Fans, die sagen, dass es nichts Schöneres gibt, aber es gibt eben auch Leute, die sie ablehnen. Doch das darf so sein: Jeder sucht sich seinen Sänger - und wem dieser nicht mehr gefällt, der sucht sich einen anderen.
Und wenn die Raupe sich an einem Kraut nicht satt fressen will, dann geht sie ohnedies in den nächsten Garten.

Auch Bäume sind Teil mancher Garten-WG. Gibt es bestimmte Bäume, die dir wichtig sind?

Ich liebe Mammutbäume, weil sie sozusagen "für 100 Jahre gebaut" sind. Ein Stier-Geborener wird immer, wenn er etwas baut oder setzt oder etwas in die Welt bringt, für lange Zeit nach seinem Tod bauen, weil das das Grundelement dieses Typus ist.

Was sind für dich die Wurzeln deines Lebensbaums, die dir Halt geben in Stürmen und schweren Zeiten?

Das ist für mich der Rückzug dorthin, woher ich komme. Dieses Verwurzeltsein ist für mich ganz wichtig, damit ich überhaupt existieren kann.

Und was lässt deine Zweige in den Himmel wachsen? Wann bist du glücklich?

Wenn die Liebe von demjenigen spürbar ist, der "sendet", und von demjenigen, der an dieser Art von Musik Gefallen findet. Dann bin ich glücklich, weil dann das Ganze seine Sinnhaftigkeit hat.

Geerdet sein - wie schafft man das im Leben?

Mir ist es durch mein behütetes Elternhaus in die Wiege gelegt worden. Durch meine Eltern durfte ich dieses Geborgensein erfahren und dafür bin ich ihnen nach wie vor sehr, sehr dankbar. Früher war das für mich gar nicht so wichtig, aber je älter ich werde, umso deutlicher wird mir, dass es das Um und Auf ist, um sich normal entwickeln zu können.

In einem deiner Lieder singst du von den "Blumen, die am Wege blühen". Welche Blumen oder Begleiter wünschst du dir, um einen guten Weg gehen zu können?

Begleiter, die mich lieben, Begleiter, die mich meinen, die zu mir stehen, Begleiter, die es mit mir ganz ehrlich meinen, die nicht das Äußere meinen, wie es im Fernsehen gezeigt wird, sondern den Menschen - und diese Begleiter habe ich Gott sei Dank.

Einst warst du in einer Nacht des blauen Mondes traurig. Worin liegt für dich der Zauber dieses Liedes "La Luna blu", der bis heute anhält?

Der Zauber liegt in der Ehrlichkeit, glaube ich. Ich habe alle beschönigenden Sachen hintangestellt und statt dessen alles angeschaut, was mich wirklich getroffen und verletzt hat. Wenn man seinem Publikum so ehrlich gegenübertritt, dann springt ein Funke über, den man sonst vielleicht nicht so erzeugen kann.

Was lehrt uns der Herbst, wenn seine verglühenden Farben Einzug halten?

Man kann es von verschiedenen Seiten sehen. Der Herbst kann genauso eine schöne Jahreszeit sein wie der Frühling. Natürlich kann man auch jammern und sagen, dass ja nun bald der Winter kommt, aber man kann sich auch an der Farbenpracht erfreuen. Es liegt immer an einem selbst, ob man sich Dinge schönredet, schlechtredet oder sie neutral betrachtet.

Wenn es eines Tages Herbst werden wird in deinem Leben, welches Samenkorn möchtest du in die Erde säen, damit es im Frühjahr neu erblüht?

Wenn ich jetzt erst darüber nachdenken würde, was ich meiner Nachwelt als Ernte hinterlasse, dann wäre ich ein bisschen spät dran. Ich säe schon seit 22 Jahren und mache Musik um des Singens willen für die Menschen und weil das Singen auch meine Seele ernährt.

"Mitten im Winter entdeckte ich in mir einen unbesiegbaren Sommer", schrieb Albert Camus. Was ist der unbesiegbare Sommer in deiner Musik?

Das Glück, das durch dieses Musikmachen in mir entsteht.
Es ist völlig egal, ob es stürmt, regnet oder schneit, in mir ist Sommer, weil Musik und Singen mich glücklich machen.

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Auftritte in der Steiermark:

16.Juni 2019 - Solo-Konzert "Für immer" mit Band, Graz, Stephaniensaal  
                         (Tickets über das Zentralkartenbüro Graz, Tel. +43 316 830255)

14.September 2019 - Kirchenkonzert in Wagna bei Leibnitz