Gesundheitspsychologe: "Stress ist nicht für alles verantwortlich"

Gesundheit liegt ihm am Herzen: A. Schwerdtfeger im Gespräch mit V. Schaupp | Foto: Konstantinov
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Elf-Meter-Schießen bei der WM 1998. England verliert gegen Argentinien. Wie eine Studie später zeigt, hat die Zahl der Herzinfarkte in England danach tatsächlich zugenommen. "Emotionale Ereignisse, egal in welcher Form, belasten uns stark", sagt Andreas Schwerdtfeger, Gesundheitspsychologe an der Uni Graz. Er beschäftigt sich vor allem mit psychologischen Belastungen, die das Herz-Kreislaufsystem beeinflussen.

Stress zeigt: Ich bin wichtig

"Stress kann das Herzinfarkt-Risiko erhöhen. Ich halte aber wenig davon, Stress für alles verantwortlich zu machen", meint der Experte. So würden Menschen weniger ihr Übergewicht, Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum für ihre schlechte Gesundheit verantwortlich machen als vielmehr ihren Stress. "Stress zu haben gehört heute zum guten Ton. Damit zeige ich, dass ich wichtig bin. Das ist eine eigenartige Entwicklung."
Schwerdtfegers Appell ist, dass Menschen mehr die gesundheitlichen Aspekte wahrnehmen und ihr Verhalten ändern. "Ich bin weiß Gott kein Gesundheitsapostel. Man muss sich einfach kurzfristige Ziele setzen, sein Verhalten langfristig zu ändern geht nicht von heute auf morgen. Auch zu scheitern ist okay", meint der Psychologe. "Ich muss nicht in zwei Monaten einen Waschbrettbauch bekommen, aber ich kann meine Ernährung leicht ändern und meine körperliche Alltagsaktivität steigern – Stiegen statt Lift, Rad statt Auto usw."

Schönes bewusst wahrnehmen

Dabei sei es wichtig, die Freude nicht zu verlieren. "So kann man sich eine Rüstung zulegen für schwierigere Zeiten. Wenn man dann belastet ist, kann man auf diese Ressourcen zurückgreifen." Ein weiterer Tipp, wie man aus negativen Gedanken und schweren Phasen findet ist, sich das Schöne richtig bewusst zu machen. "Überlegen Sie am Abend vor dem Einschlafen, welche drei Dinge heute besonders gut waren. Die schönen Momente verschwinden oft im Nebel des Tages."

Psychologen im Krankenhaus

Wer selbst nicht mehr aus negativen Gedanken findet und sich zurückzuziehen beginnt, der kann psychologische Hilfe suchen, was heute noch immer nicht als selbstverständlich erscheint. "Wir wollen alle unser Glück selber schmieden. Wenn das nicht gelingt, müssen wir uns ein Scheitern eingestehen. Und es ist in der Gesellschaft leider noch immer mit Stigmata behaftet, dabei kann ein Gespräch mit einer Psychologin oder einem Psychologen oft so viel bewirken."
Schwerdtfeger würde sich daher eine noch stärkere Zusammenarbeit mit Medizinern wünschen. "Im Krankenhaus gibt es immer mehr Maschinen, die Ärzte haben immer weniger Zeit. Wir arbeiten schon gut mit den Spitälern in Graz zusammen. Es braucht dort aber insgesamt mehr Psychologinnen und Psychologen, die Zeit haben, den Patienten einfach zuhören."

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