Markus Tomaschitz, HR-Direktor von AVL, fordert: "Wir müssen die Top-Techniker in Graz halten!"

92 Jobs – so viele Stellen sind derzeit bei der AVL List in Graz ausgeschrieben, wenn man auf deren digitaler Jobplattform sucht. "Fast alle davon sind im technischen Bereich angesiedelt", erklärt Markus Tomaschitz, Human-Resources-Direktor bei AVL. "Der Großraum Graz verzeichnet einen Mangel an Technikern."

Faktoren für den Mangel

Techniker sind gefragt, und gerade große Unternehmen sind immer auf der Suche nach topqualifizierten Leuten. So eben auch die AVL. "Der Markt ist begrenzt. Viele kleine Firmen haben es noch schwerer als wir als Großunternehmen, geeignete Leute im technischen Bereich zu finden. Der Technikermangel, der schon vor ein paar Jahren befürchtet wurde, ist inzwischen eingetreten." Der Manager scheint verschiedene Faktoren dafür zu kennen. "Einerseits ist das Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern noch immer gering, andererseits gibt es die Drop-out-Quote bei technischen Studien oder auch das Streben nach einer internationalen Karriere, die in andere Länder führt." Aus diesem Grund versucht das Unternehmen wie viele andere seiner Größe, durch Schulprojekte oder Bachelor-/Masterarbeitskooperationen junge Techniker und Technikerinnen frühzeitig für den Standort Graz zu begeistern. "Die Zusammenarbeit mit dem Bildungssektor ist wichtig. Früh ansetzen und die Jugend für Technik begeistern, das ist nach wie vor der richtige Weg."

Knappheit an Bewerbungen

Absolventen von Technikstudien sind begehrt, aber auch Studien-abbrecher hätten laut Tomaschitz bereits gute Vorkenntnisse. "Das Problem, vor dem wir stehen, ist eher jenes der spezifischen Fachanforderung, die Jobs bei uns oft mit sich bringen. Finden Sie einmal einen Kalibrierungsexperten für Schiffsmotoren – dieses Profil ist schwer zu finden", meint Tomaschitz. Dementsprechend seien die passenden Bewerbungen oft nicht vorhanden.

Der Markt und die Bewerber

Wenn geeignete Kandidaten dann auf ein Profil zutreffen und zum Gespräch erscheinen, wissen diese laut Tomaschitz um ihren Wert Bescheid. "Die Bewerber wissen um ihre Stellung am Arbeitsmarkt, nutzen das jedoch nicht aus, indem sie extravagante Gehaltsvorstellungen äußern", so Tomaschitz.
Sein Credo: Technik bewerben und für die nächste Generation spannend gestalten. "Ich denke, die AVL hat das Glück, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, wir müssen unsere Suche nach guten Technikern nach außen hin kommunizieren und vor allem weiter mit Schulen und Unis in diesem Bereich zusammenarbeiten."

Infos zur AVL
Gegründet: 1948
Die AVL (Anstalt für Verbrennungskraftmaschinen List) ist das weltweit größte unabhängige Unternehmen für die Entwicklung, Simulation und Prüftechnik von Antriebssystemen (Hybrid, Verbrennungsmotoren, Getriebe, Elektromotoren, Batterien und Software) für Pkw, Lkw und Großmotoren.
Mitarbeiter: mehr als 8.050 weltweit (davon 3.450 in Graz)
Vorsitzender der Geschäftsführung: Helmut List