Plädoyer für die Grazer Krähen

Sorgen für natürliche Selektion: Krähen in Graz | Foto: Karl B./meinbezirk
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  • Sorgen für natürliche Selektion: Krähen in Graz
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Großes Echo auf die WOCHE-Story vor zwei Wochen über die Krähen im Grazer Stadtgebiet. Zahlreiche Lesermeinungen (siehe unten) sind zu dem Thema in der Redaktion eingetroffen. Viele äußern ihren Unmut über Krähen und berichten von räuberischen Taten und Attacken auf Singvögel. Die WOCHE ist dem nachgegangen und fragte nach, ob und wie stark Sing- und Jungvögel in Graz durch Krähen gefährdet sind.

Natürliche Auslese

"Zu dieser Jahreszeit verlassen Krähen und Singvögel ihre Nester und daher fällt uns dies vermehrt auf", erklärt Daniela Grossmann. Sie ist stellvertretende Obfrau des Vereins "Kleine Wildtiere in großer Not" und führt aus, dass Krähen auch tagaktiv sind und sie dadurch der Bevölkerung mehr auffallen. "Natürlich rauben Krähen Nester und Jungvögel, denn auch sie sind auf der Suche nach Nahrung für ihre Jungen", so Grossmann. "Das ist eine natürliche Auslese, denn sonst würde es zu einer Überpopulation kommen", stellt sie klar. Die Expertin betont, dass die Vogelwelt im Gleichgewicht ist, wenn keine äußeren Faktoren wie Menschen, Autos oder Katzen hinzukommen. "Katzen rauben genauso Jungvögel und bringen sie nach Hause, brauchen sie aber nicht als Futter", erklärt Grossmann.

Singvögel sterben nicht aus

"Die Jungenten im Stadtpark, die jährlich ausgebrütet werden, werden großteils von Krähen gefressen", erzählt Wolfgang Windisch, Naturschutzbeauftragter der Stadt Graz, und erklärt, dass dies aufgrund fehlender Lebensraumstruktur geschehe.
Hartwig Pfeifhofer von der steirischen Landesgruppe von "BirdLife Österreich" und Universitätsprofessor am Institut für Pflanzenwissenschaften bestätigt, dass Krähen Jungvögel aus Nestern rauben und meint: "Krähen fressen alles Mögliche, sie brauchen viel eiweißreiche Nahrung für ihre Jungen und fressen auch Käfer, Mücken und Wespen."
Weiters stellt er klar: "Wegen der Krähen werden die Singvögel nicht aussterben." Denn neben dem Rauben und Töten durch Krähen gibt es viele andere Todesursachen. Da es im Winter in der Stadt bis zu drei Grad wärmer ist, siedeln sich Krähen gerne im Zentrum an.
Bezüglich der Anzahl der Krähen sei, laut Pfeifhofer, durch das österreichweite Vogelmonitoring herausgekommen, dass die Zahl in der Steiermark im Schnitt gleich geblieben ist. "Man kann nicht leugnen, dass Krähen Jungvögel rauben, aber dass sie zu einem Rückgang anderer Vogelpopulationen führen, kann so nicht verallgemeinernd gesagt werden", stellt Hartwig Pfeifhofer abschließend klar.

Meinungen der WOCHE-Leser (Auszug):

Gemeinsame Lösung nötig
Wenn sich die Krähen die Kaiserfeldgasse als Schlafplatz ausgesucht haben, sollten sich kompetente Vogelkundler die Sache ansehen und gemeinsam mit dem Amt für Grünraum und dem Straßenamt eine Lösung erarbeiten, die für die Krähen und die Autofahrer funktioniert. Vielleicht sind am Ende weniger Parkplätze da, die dann aber ohne „Vogelkotgefahr“ benutzt werden können und stattdessen mehr entsiegelte Flächen. Darüber hinaus halte ich die Abschussquote dieser EU-weit geschützten Vögel für äußerst fragwürdig. Die Abschussverordnung sollte ausgesetzt und im Zuge einer Evaluierung untersucht werden, ob die Krähen durch die verstärkte Bejagung nicht in die Innenstadtbereiche getrieben wurden, wo sie vergleichsweise sicher sind. 281 abgeschossene Krähen in den Grazer Randbezirken halte ich für ein echtes Krähenproblem.
(redaktionell gekürzt)
Wolfgang Wagner

Krähen als Nesträuber

Das Problem mit den Krähen ist schlimmer geworden. Zusätzlich sind große Elstern-Populationen entstanden, die weitere Probleme verursachen. Die Vögel fallen nicht nur wegen der Kot-Verschmutzung auf, sie machen auch unangenehmen Lärm (auch nachts) und sind vor allem Nesträuber: Begehrtes Futter sind Eier und Jungtiere aus Singvogel-Nestern. Singvögel haben wenig Chancen, denn Krähen und Elstern sind listig und gefräßig. Ich finde, man sollte auf alle Fälle etwas gegen diese räuberischen, lästigen Großvögel unternehmen. Man sollte die Bevölkerung aufklären und das Bewusstsein für die Problematik schärfen. Dann sollte man die Menschen auffordern, die Vögel durch „Vergrämen“ (also ständiges Stören, z.B. Klatschen, Rufen) zu verscheuchen. Wenn es noch drastischere Maßnahmen gibt, die im Stadtgebiet angewendet werden können, bin ich durchaus dafür. Diese Vögel haben in dieser hohen Anzahl im Siedlungsraum nichts verloren.
(redaktionell gekürzt)
Monika Greilberger

Keine Singvögel mehr

Krähen sorgen in Graz wirklich für Unmut. Es mögen zwar intelligente Tiere sein, aber was zu viel ist, ist zu viel! Naturschutz mit Maß und Ziel! Wir konnten uns lange durch Fütterung der Singvögel im Winter auf einen Frühling freuen, in dem uns die Singvögel mit ihrem Gesang erfreut haben (Goldammen, Blaumeisen, Zaunkönige, Kohlmeisen usw.). Seit dem Krähenüberschuss ist heute kein einziger Singvogel mehr zu hören. Wir mussten schon mehrmals beobachten, wie Krähen die Nester der Jungvögel in den Hecken geplündert haben und die junge Brut den Krähen zum Opfer gefallen ist. Auch haben wir immer wieder am St.-Peter-Stadtfriedhof große Probleme mit diesen Krähen. Sie beschädigen die Blumen, reißen sie aus den Gräbern und fliegen damit davon. Es wäre dringend erforderlich, eine durchgreifende Lösung zu finden und nicht die Wegschaumethode anzuwenden.
(redaktionell gekürzt)
Isabella Knuplesch

Verschmutzung und Lärm
Wir haben vor Wochen unsere neue Wohnung am Odilienweg „Wohnen am Bach“ bezogen. Die Wohnung verfügt über eine Terrasse welche wir leider wegen der Krähenplage nur eingeschränkt benutzen können. Es ist auch schon vorgekommen, dass die Krähen bis in die Küche/Wohnzimmer fliegen und sich dort Dinge holen. Ab fünf Uhr in der Früh werden wir vom Krähenlärm aus dem Schlaf gerissen und die Verschmutzung der Freiflächen ist auch unerträglich. Bei aller Tierliebe geht das zu weit, wenn einmal die Lebens-und Wohnqualität beeinträchtigt ist, haben wir kein Verständnis mehr.
Familie Höller

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