Sie gibt Graz den Takt vor – Oksana Lyniv in "Gefragte Frauen"

Pionierin an der Spitze: Oksana Lyniv ist Vorbild für junge Musiker. Sie hat unter anderem das internationale Kulturfestival LvivMozArt und das ukrainische Jugendsinfonieorchester gegründet. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Pionierin an der Spitze: Oksana Lyniv ist Vorbild für junge Musiker. Sie hat unter anderem das internationale Kulturfestival LvivMozArt und das ukrainische Jugendsinfonieorchester gegründet.
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Seit Herbst 2017 ist die Ukrainerin Oksana Lyniv Chefdirigentin des Grazer Philharmonischen Orchesters und der Oper Graz. Die international ausgezeichnete Dirigentin war zuletzt an der Bayerischen Staatsoper engagiert. Mit der WOCHE sprach sie über Leidenschaft, Lieblingskomponisten und Frauen in einer Männerdomäne.

WOCHE: Haben Sie sich in Graz schon eingelebt?
Oksana Lyniv: Ja, in erster Linie gefallen mir die künstlerischen Herausforderungen, die mit meiner Tätigkeit verbunden sind, denn dadurch kann ich auch in meinen Aufgaben wachsen. Aber auch Graz als Stadt finde ich schön. Ich wohne in der Nähe der Oper und spaziere gerne durch die Innenstadt. Auch der Stadtpark und der Schloßberg gefallen mir sehr. Er erinnert mich an meine Heimatstadt Lemberg. Es ist wunderschön, einen Blick auf die ganze Stadt zu haben.

Sind Sie heimatverbunden?
Ja, sehr. Ich bin seit zehn Jahren von zuhause weg, versuche aber, so oft es mein Kalender zulässt, etwa alle drei bis vier Monate, in die Ukraine zu reisen. Einen Immigranentitel möchte ich nicht haben, denn in unserem Job muss man Weltbürger sein. Aber die Verbundenheit mit den eigenen Wurzeln ist mir unglaublich wichtig. Auch wenn man die Welt bereist hat, ist es ein wunderbares Gefühl, im eigenen Garten zu sein.

Seit wann ist Musik Teil Ihres Lebens?
Meine Eltern sind Musiker und ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Ihre Proben und Auftritte haben mich schon als Kind fasziniert. Für mich war klar, dass ich auch Musikerin werden will. Bei uns zuhause wurde immer mehrstimmig gesungen, diese Tradition haben wir nach wie vor beibehalten.

Wie kam der Entschluss, Dirigieren zu studieren?
Mir war es wichtig, Musik in Gesellschaft zu machen und das Leben mit Kunst zu verbinden. Als Dirigent ist man nicht nur für das musikalische Repertoire verantwortlich, sondern steht auch im Mittelpunkt der Organisation, was mich zusätzlich reizt. Nach der Abschlussaufführung an der Musikhochschule wurde ich angesprochen, ob ich nicht Dirigieren studieren will. Bis dahin dachte ich, dass nur Männer Dirigenten werden können.

Noch immer gibt es wenig weibliche Dirigentinnen. Haben es Frauen in dieser Branche schwerer?
Definitiv. Frauen müssen sich mehr beweisen und mehr leisten, um gleich ernst genommen zu werden wie Männer. Daher ist es mir wichtig, viel für die Jugendarbeit zu tun und mit den Generationen nach mir aktiv in Kontakt zu stehen. Ich sehe aber, dass es bei Kolleginnen mittlerweile schneller geht und ich hoffe, dass wir in zehn Jahren nicht mehr darüber sprechen müssen.

Sie gaben bereits 2016/17 Ihr Debüt in Graz mit Verdis "La Traviata", Ihr diesjähriges Eröffnungskonzert hatte ein abwechslungsreiches Programm. Welche Komponisten schätzen Sie besonders?
Ich liebe alle Komponisten und ihre Arbeit. Besonders am Herzen liegen mir jedoch Wolfgang Amadeus Mozart und Gustav Mahler. An Mozart mag ich die Gegensätze in seinen Werken – sein kindliches Gemüt, mit dem er die Gefühle vermittelt, aber auch die tiefe Ergriffenheit, besonders in seinen geistlichen Werken, imponiert mir. Und Mahler ist mir auch durch seine Briefe sehr nahe, seine Werke verlangen vom Dirigenten alles ab, was handwerklich und künstlerisch besonders herausfordernd ist.

Worauf können wir uns in der nächsten Saison freuen?
Das dürfen wir noch nicht verraten. Ich kann nur sagen, dass es ein sehr breites Repertoire sein wird und Partituren dabei sind, die ich noch nie dirigiert habe.

Wie ist das Grazer Publikum?
Die Grazer sind ein sehr emotionales und leidenschaftliches Publikum, sie schätzen die Oper sehr und sind auch sehr dankbar. Genauso wie ich, weshalb ich engen Kontakt zum Publikum pflege und seinen Ansprüchen gerecht werden will.

WOCHE-WORDRAP

Musik ist ... die Sprache der Seele.
Die Oper Graz ... ist ein tolles Haus.
Im Orchestergraben ... bin ich konzentriert und warte bis das Licht ausgeht und ich beginne.

STECKBRIEF

Geboren am 6. Jänner 1978 in Brody, Ukraine
Dirigierstudium in Lemberg
3. Preis beim Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb der Bamberger Symphoniker
Viele internationale Stationen
2013-2017 Dirigentin an der Bayerischen Staatsoper
Seit 2017 Chefdirigentin an der Oper Graz

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