Quo vadis, Graz? Eine schwarz-blaue Analyse mit Klaus Poier

Politikexperte Klaus Poier im Gespräch mit WOCHE-Redakteurin Verena Schaupp über die Grazer Stadtpolitik. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Politikexperte Klaus Poier im Gespräch mit WOCHE-Redakteurin Verena Schaupp über die Grazer Stadtpolitik.
  • Foto: Jorj Konstantinov
  • hochgeladen von Verena Schaupp

Politik in Österreich ist derzeit zumindest eins nicht – langweilig. Minister treten ab, neue kommen, Wahlen werden vorgezogen. Welche Auswirkungen haben die nationalen Neuwahlen für die schwarz-blaue Koalition in Graz und was darf man sich nach den ersten 50 Tagen von der neuen Stadtregierung erwarten?

Strukturen funktionieren

"Graz funktioniert in der Verwaltung. Wenn die Leute sagen, dass noch nicht viel passiert ist in den ersten Regierungswochen, dann liegt das auch daran", sagt der Grazer Politikwissenschaftler und Verfassungsjurist Klaus Poier. "Andere Städte haben große Probleme, etwa in der Müllentsorgung – ein Blick nach Rom reicht. In Graz funktionieren die Strukturen gut, aber die Erwartungshaltungen sind hoch."

Blockieren geht nicht

So müsse auch die FPÖ diesen Erwartungen gerecht werden. "Die FPÖ kann nicht blockieren, sondern muss mitarbeiten, jetzt wo sie als Koalitionspartner die Hauptverantwortung mitträgt. Ansonsten funktioniert eine Stadtverwaltung nicht. Dazu benötigt man einen politischen Willen und eine stabile Mehrheit."

Wohnpolitik neu?

Daher spekuliert Poier auch nicht auf drastische Änderungen in der Wohnpolitik durch Neo-Wohnstadtrat und Vizebürgermeister Mario Eustacchio. "Er kann beim Thema Integration und Migration nicht komplett umschwenken. Die Menschen brauchen eine Wohnung, weil auf der Straße will sie ja auch niemand haben."

Nationale Neuwahlen

Noch scheint alles ruhig im Hause Nagl-Eustacchio, gute Zusammenarbeit ist gefragt. Doch im Herbst stehen österreichweit vorgezogene Neuwahlen an. Bereits jetzt wird Klubobmann Sebastian Kurz von den Medien als ÖVP-Zukunftshoffnung gehypt, die Partei steht geschlossen hinter ihm. Aber auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zeigt sich für eine "Neuwahl bereit". Was heißt dies für die schwarz-blaue Grazer Stadtregierung?
"Rein mit Ideologien können Lokalpolitiker nicht überzeugen, aber im Wahlkampf wird sicher eine stärkere Positionierung von Graz hin zur Bundespartei stattfinden. Man darf gespannt sein."

Der Kurz-Effekt

"Dass es übrigens von den Medien als so erstaunlich dargestellt wird, wie Sebastian Kurz innerhalb der Partei unterstützt wird, wundert mich. Er ist nicht mächtiger als erfolgreiche ÖVP-Obmänner wie Schüssel vor ihm und er war die einzige logische Lösung. Wenn Kurz einen Raum betritt, dann schauen alle auf ihn. Er hat Charisma", analysiert Poier.

Nagl als Minister

Auf die Frage, ob sich der Experte einen Siegfried Nagl als Minister vorstellen könne, meint er: "Als Bürgermeister von Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, mit einer solchen Mehrheit wiedergewählt worden zu sein, ist ein klares Statement für Nagl. Er fühlt sich hier in seiner Rolle wohl." Während des Interviews erscheint Nagl überraschend im selben Lokal samt Familie zum Mittagessen, schüttelt Hände und lächelt. "Das würde in Wien so nicht funktionieren", so Poier.

Graz: KPÖ, SPÖ, Grüne

Die KPÖ sieht Poier in der Aufgabe, das Luft- und Verkehrsproblem in Angriff zu nehmen, in der SPÖ müsse man die Leute nach der Wahlschlappe wieder motivieren, die Grünen müssen ihre internen Streitigkeiten beilegen.
"Egal, ob schwarz, blau, rot, grün, pink ... die Infrastrukturen müssen aufrechterhalten bleiben, das kann in einer Stadt nur gemeinsam gelingen."

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Das KosMedicS-Team um Karin Migglautsch (M.) berät zu Schönheitsfragen. | Foto: Konstantinov
3

Wohlfühlen in der eigenen Haut
KosMedicS als Ansprechpartner für ästhetische Medizin

KosMedicC ist ein innovatives Kosmetikstudio und Medical Beauty Clinics mit zehn Jahren Erfahrung zu Beauty-Themen. GRAZ. Wer Angebote rund um Schönheit und Gesundheit für Gesicht und Körper sucht, findet diese bei KosMedicS unter Karin Migglautsch und ihrem KosMedicS-Team. Ob reine Kosmetik, ärztliche Behandlung oder beides gemeinsam: Hier findet sich alles unter einem Dach, von der klassischen Gesichtsbehandlung bis zum minimalinvasiven medizinischen Eingriff. Hier werden mittels neuester...

  • Stmk
  • Graz
  • RegionalMedien Steiermark

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.