Die Mär vom faden Rechnungswesen: Businesslunch mit KSW-Präsident Friedrich Möstl

So kann der Tag der beginnen: Friedrich Möstl (l.) und WOCHE-Redakteur Christoph Hofer frühstückten im Café Promenade. | Foto: Jorj Konstantinov
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Die steirische Wirtschaft schreibt ein Erfolgskapitel nach dem anderen. Um sich besser auf das eigentliche Geschäft konzentrieren zu können, überlassen sie das wichtige Spiel mit den Zahlen oft externen Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Mit welchen Herausforderungen der Berufsstand konfrontiert ist und wo die Reise in Zukunft hingeht, erzählt der neue Präsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Friedrich Möstl.

WOCHE: Welche Aufgaben nimmt die Kammer wahr?
Friedrich Möstl: In erster Linie versteht sich die Kammer als Serviceeinrichtung gegenüber ihren Mitgliedern. Die Aus- und Weiterbildung, das Prüfwesen und das laufende Mitgliederservice sind die wichtigsten Aufgaben. Wir halten aber auch Kontakt mit anderen Kammern, den Behörden und begutachten Gesetzes- und Richtlinienänderungen.

Sie sind neuer Landespräsident der Kammer. Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?
Der Fokus liegt auf der Sicherung des Nachwuchses. Wir müssen noch mehr mit Ausbildungseinrichtungen wie Unis, Fachhochschulen und Handelsakademien kooperieren. Die Steuerberatungskanzleien sind auch Ausbildungsstätten für wirtschaftliche Berufe. Nirgendwo lernt man das Rechnungswesen schneller verstehen als in unseren Kanzleien.

Gibt es Bildungsoffensiven?
Im Oktober wird beispielsweise ein Lehrgang, der gemeinsam mit AMS, bfi und Movement-AQUA initiiert wurde, beginnen, der eine duale Neun-Monatsausbildung vorsieht. Damit sollen Arbeitssuchende dazu bewegt werden, in Richtung Personalverrechnung zu gehen. Gerade in diesem Bereich fehlen uns Leute.

Oft werden die Begriffe Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung vermengt. Wo liegen die größten Unterschiede?
Kollege Paul Haase sagte einmal: Der Steuerberater ist der praktische Arzt der Wirtschaft. Das Bild zeigt, dass wir eine Art Dolmetscherfunktion haben zwischen Rechtsexperten und Unternehmern. Steuerberater helfen das Rechnungswesen zu organisieren, unterstützen bei Behördeneingaben und begleiten den Unternehmer bei allen Veränderungsprozessen. Die Wirtschaftsprüfung prüft die Richtigkeit des Jahresabschlusses und das interne Kontrollsystem eines Unternehmens.

Wie ist es eigentlich um den Nachwuchs bestellt?
Vor allem im ländlichen Bereich wird es für Kanzleien immer schwerer, junge Leute zu finden.
Wie würden Sie die österreichische Ausbildung im weltweiten Vergleich beurteilen
Wir haben einen sehr hohen Qualitätslevel. Die Ausbildung unterliegt auch immer zahlreichen Veränderungen, um die Berufe attraktiver zu machen. Jetzt kann man zum Beispiel auch die Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer machen, ohne Steuerberater zu sein.

Wie verändern sich die beiden Berufsbilder?
Die Spezialisierung schreitet voran, ähnlich wie bei Ärzten und Rechtsanwälten gibt es bei uns Branchen und Fachspezialisierungen. Die Digitalisierung und Automatisierung im Rechnungswesen ist voll im Gange und wird sich auf den beruflichen Alltag unseres Berufsstandes wesentlich auswirken. Steuerberater und Wirtschaftsprüfer müssen auch ein profundes IT-Wissen besitzen.

Rechnungswesen ist eine trockene Angelegenheit: Wie entgegnen Sie diesem Stereotyp?
Der Job ist mittlerweile so abwechslungsreich und besteht aus einem Mix aus den Fachbereichen Recht, Betriebswirschaft, IT und Psychologie. Heute ist der Buchhalter auch viel mehr Controller, es geht um Prozessberatung. Von Langeweile also keine Spur (lacht).

Das ist Friedrich Möstl

Geboren am 2. 11. 1964 in Graz.
Hat nach dem Abschluss der Handelsakademie Grazbachgasse Betriebswirtschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz studiert.
Arbeitete während seines Studiums auch als freier Redakteur.
1991 hat er in einer Kanzlei im Bereich Steuerberatung zu arbeiten begonnen, im Anschluss war er auch als Wirtschaftsprüfer tätig.
Zehn Jahre später hat er mit Bernhard Pfeiffer den Gang in die Selbstständigkeit gewagt und eine eigene Kanzlei eröffnet.
In weiterer Folge wurde die Möstl&Pfeiffer Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungs GmbH Partner vom internationalen Steuerberatungsunternehmen Deloitte. Möstl ist heute auch einer von vier Geschäftsführern.
An der FH Joanneum hat der 53-Jährige einige Jahre unterrichtet, war kurz auch Geschäftsführer und ist jetzt stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.
Seit 1. August ist er neuer Landespräsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.
Möstl ist verheiratet und hat eine Tochter.
In seiner Freizeit ist er gerne sportlich unterwegs: Segeln, Golfen, Radfahren und Wandern zählen zu seinen Leidenschaften.
Erst vor kurzem bestieg er das erste Mal den Dachstein.
Möstl ist leidenschaftlicher Grazer. "Man kann alles zu Fuß erreichen. Es gibt tolle Orte, wie den Lendplatz oder das Viertel rund um das Landesmuseum."

Infos zur Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer

Die Kammer der Steuerberaterater und Wirtschaftsprüfer (KSW) ist die in Österreich gesetzliche Interessensvertretung der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.
Mit 1. Jänner des heurigen Jahres erfolgte eine Umbenennung, davor sprach man von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder.
Friedrich Möstl ist seit 1. August neuer Landespräsident der KSW Steiermark. In dieser Funktion vertritt er 830 Kollegen und weitere 300 bis 400 Berufsanwärter.
Zu den Aufgabenbereichen als Behörde zählen unter anderem die Abhaltungen der Prüfungen zum Steuerberater und zum Wirtschaftsprüfer, die Erteilung der Prüfungsbefugnis sowie die Anerkennung von Gesellschaften als Wirtschaftstreuhänder.
Zu den Aufgabenbereichen als Interessensvertretung zählen auch die Begutachtung von Gesetzen, die Förderung der beruflichen Weiterbildung und ein umfassendes Mitglieder-Service.
Web: https://www.ksw.or.at/

Gast & Wirtschaft: Café Promenade

Adresse: Erzherzog-Johann-Allee 1, 8010 Graz
Web: http://promenade.aiola.at/
Telefon: 0316/813 840
E-Mail:promenade@aiola.at
Beschreibung: Dieses Café atmet Geschichte: Bereits im 19. Jahrhundert wurde im Promenade in unmittelbarer Nähe zum Stadtpark Kaffee getrunken. Heute präsentiert sich das von Simon Possegger geführte und zur Aiola-Gruppe gehörende Lokal äußerst vielfältig: Vom reichhaltigen Frühstück über köstliche Tapas bis zu einem bunten Mix aus Cocktails wird vieles geboten.
Das Essen: Ein Businesslunch als Frühstück: Friedrich Möstl wählte zum perfekten Start in den Tag ein Schnittlauchbrot mit Gebäck sowie ein Jogurt mit Früchten. Redakteur Christoph Hofer entschied sich für Rührei mit Pilzen, Fotograf Jorj Konstantinov für Rührei mit Schinken und Bergkäse. Dazu gabs drei Cappuccini.
Die WOCHE meint: An einem Sommermorgen auf der Terrasse des Cafè Promenade frühstücken: Es gibt wahrlich Schlimmeres. Die Qualität der Speisen hält mit der Lage und der Servicefreundlichkeit definitiv mit.

So kann der Tag der beginnen: Friedrich Möstl (l.) und WOCHE-Redakteur Christoph Hofer frühstückten im Café Promenade. | Foto: Jorj Konstantinov
Zahlenmensch und großer Segelfreund: Friedrich Möstl | Foto: Jorj Konstantinov
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