Das Jahr 1918: Das bewegte die Menschen in Grieskirchen & Eferding

Theater wird im letzten Kriegsjahr und danach gespielt – wie beim Burschenverein Waizenkirchen, "Der Teufelsschmied", Bild von 1919. | Foto: Sammlung Fleck
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  • Theater wird im letzten Kriegsjahr und danach gespielt – wie beim Burschenverein Waizenkirchen, "Der Teufelsschmied", Bild von 1919.
  • Foto: Sammlung Fleck
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Jänner: Eine „halbmannshohe, gelblich-blaue Kugel“ erscheint am 16. Jänner 1918 gegen 18 Uhr über dem Höglhammerberg in Wendling. Sachverständige klären die Naturerscheinung auf: ein Kugelblitz, der bei Wintergewittern auftritt.

Februar: In Wallern wird nach Petroleum gebohrt. Statt Erdöl schießt warmes, schwefelhaltiges Wasser hervor. Auch in Schallerbach (Schönau) findet man statt Erdöl Heilwasser – der Grundstein für die Eurothermen.

März: Wundervolle Nachricht für eine Meggenhofner Familie: Die Todesnachricht ihres Sohnes ist ein Irrtum. Dieses Glück hatten viele Familien nicht: In Oberösterreich fallen 250.000 Soldaten im Krieg – also beinahe jeder dritte Soldat. Am 3. März wird der Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit Russland unterzeichnet.

April: In Eferding lädt die hiesige Theatergesellschaft zu zwei Vorstellungen. Die Erlöse sollen ein Kriegerdenkmal in der Gemeinde finanzieren. In Taufkirchen erhält die Kirche eine neue Kuppel aus verzinktem und verkupfertem Eisen. Zu Kriegsbeginn lieferte die vorherige 1.245 Kilogramm Kupfer für die Rüstungsindustrie.

Mai: Zwischen St. Agatha und Waizenkirchen startet die Fahrtpost jeden Mittwoch und Samstag. „Hoffentlich wird nach dem Kriege bald eine Telephonstelle errichtet und das elektrische Licht eingeleitet“, schreibt das „Linzer Volksblatt“ am 18. Mai. In Wallern wird der Katholische Jugendverein gegründet.

Juni: Zwei Züge der Linzer Lokalbahn stoßen in Alkoven zusammen. Rund 50 Personen werden verletzt, mehrere davon schwer. In Meggenhofen geht der damalige Schulleiter von Haus zu Haus, um für die bereits achte Kriegsanleihe zu sammeln – 5.500 Kronen.

Juli: Das Hochwasser im Bezirk Eferding legt den Verkehr zwischen Brandstatt und Aschach lahm. „Gebe Gott, dass der Damm bei Alkoven standhält und das Wasser bald wieder sinkt“, schreibt das Linzer Volksblatt am 9. Juli.

August: „Ein Auto erregt bei uns die allgemeine Neugierde“, meldet das Linzer Volksblatt am 23. August. Auf Hamsterfahrten eilte das Gefährt durch Waizenkirchen – die Beute: 245 kg Mehl und 50 kg Butter. Wegen der schlechten Versorgungslage werden noch nach dem Krieg Lebensmittelbezugskarten ausgegeben. Am 19. August feiert das Reich den Geburtstag Kaiser Karls – der Festgottesdienst in Hofkirchen samt Schülern und Lehrern ist anno 1918 eine Zeitungsnachricht wert.

September: Wendling, Geboltskirchen, Natternbach, Neukirchen und andere Gemeinden verabschieden ihre jungen „Sommerfrischler“. Im Mai 1918 kamen viele Kinder aus Nordböhmen (heute nördliches Tschechien) zum Aufpäppeln in die Region. Mit „Tränen in den Augen“ und drei bis zehn Kilo mehr auf den Rippen ging es für die Kinder heim.

Oktober: Kaiser Karl kündigt am 16. Oktober die Umwandlung Österreichs in einen Bundesstaat an. Mitte des Monats haben es neben dem Kaiser auch Raucher in Eferding nicht leicht. Letztere bekommen nur die Hälfte der Wochenquote an Rauchwaren – ein Rechtsanwalt muss hierbei einschreiten.

November: Endlich: Waffenstillstand am 3. November. Am 12. November wird die Republik Deutschösterreich ausgerufen, Kaiser Karl verzichtet einen Tag zuvor auf die Regierungsgeschäfte. Die Spanische Grippe hat unsere Region im Griff. In Haag hält sie bereits Einzug in allen Häusern. „Arzt und Priester haben vollauf zu tun“, schreibt das Linzer Volksblatt am 12. November. Großes Thema in Pram: Der Dreifachmord am Dallingergut in Wimm schockiert die Einwohner.

Dezember: In Gaspoltshofen treffen sich die Sozialdemokraten, um ihr Programm vorzustellen – und um „die himmelschreienden Zustände im früheren Kaiserstaat“ anzuprangern, schreibt der „Böhmerwald-Volksbote“ am 29. Dezember. Die Kaiserzeit in Österreich ist mit Ende 1918 endgültig vorbei.

Auf Zeitreise ins 20. Jahrhundert

Was hat die Menschen vor hundert Jahren bewegt? Ein Kugelblitz würde uns heute noch erstaunen – das Automobil hingegen sicherlich nicht. Die Hochwassersituation im Eferdinger Becken und das Thema Rauchen sind auch ein Jahrhundert später aktueller denn je. Ein kleiner Vorgeschmack, denn: Anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Republik Österreich“ und damit „100 Jahre Hoamatland Oberösterreich“ erscheint am 24. Oktober die JubiläumsRundschau. Liebe Leser, gehen Sie mit uns auf diese Zeitreise. Lassen Sie uns teilhaben an Rezepten, Geschichten, Fotos und Ansichten der vergangenen hundert Jahre. Gestalten Sie unsere Sonderausgabe mit und schicken Sie uns Ihre Erinnerungsstücke für die Bezirke Eferding & Grieskirchen per E-Mail an grieskirchen.red@bezirksrundschau.com oder laden Sie sie gleich als Regionaut auf meinbezirk.at

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