Ragweed: Gesetz soll leidenden Allergikern helfen
Sehr früh hat die Ragweed-Saison begonnen. Allergiker leiden, die Gesetzeslage gibt kaum Antworten.
Tränende Augen, Schnupfen, Hals- und Kopfschmerzen: Allergiker schauen machtlos zu, wie sich Ragweed - auch Ambrosia genannt - rund um Straßengräben und auf Feldflächen von Jahr zu Jahr mehr ausbreitet.
Wirksame Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung gibt es keine am Markt.
Ganzes Land betroffen
Bestandserhebungen des Landes ergaben, dass das gesamte Burgenland vom Ragweed befallen ist. Neben Informationsveranstaltungen für Gemeinden, Bauern und Straßenverwaltung ist das Burgenland jetzt auch Mitglied am Projekt "Ragweed-Finder".
"Es ist wichtig, auftretenden Befall über dieses System zu melden", sagt Hermann Frühstück, Umwelt-Konsulent der Landesregierung. Die Daten für befallene Flächen werden dann an die burgenländische Melde- und Koordinierungsstelle weitergeleitet. Diese ist derzeit provisorisch tätig und soll ab dem nächsten Jahr alle Ragweed-Meldungen analysieren bzw. Bekämpfungsmaßnahmen koordinieren.
Fehlende Gesetzesgrundlage
Für eine effiziente Bekämpfung des Ragweed fehlt jedoch bis dato die gesetzliche Grundlage, das geltende Feldschutzgesetz bietet diese nicht. Daher wurde die Universität Linz vom Land beauftragt, einen Gesetzesentwurf zu erarbeiten, mit dem die flächendeckende Ragweedbekämpfung auch rechtlich abgesichert ist.
"Dazu soll im Herbst der Endbericht vorliegen, dessen Ergebnis eine Anpassung der Landesgesetze sein soll", so Frühstück.
Ausreißen, Mähen oder Häckseln
Die effektivste Maßnahme zur Bekämpfung des Ragweed ist das Ausreißen der Pflanze mit der gesamten Wurzel. Danach sollte die Pflanze auf Asphalt oder Beton in die Sonne gelegt werden, bis sie vollkommen verdörrt ist.
Bei großflächigeren Vorkommen wie auf Feldern und Straßenrändern sollte der Bestand noch vor der Blüte gemäht bzw. gehäckselt werden, um ein weiteres Vermehren der Pflanze sowie den Flug des Blütenstaubs zu verhindern. Ein Ragweed-Samen kann im Boden 25 Jahre überleben.
Feldflächen
"Keinen Bauern freut es, wenn auf seinem Feld der Ragweed wuchert", versichert Christian Reicher von der Landwirtschaftskammer in Güssing. Jedoch bringe das vorzeitige Abhäckseln des befallenen Feldes noch vor der Ragweed-Blüte - die von Fachleuten propagierte beste Bekämpfungsmethode - für den Bauern massive Ertragseinbußen. Der Landwirt bliebe in diesem Fall auf den Kosten für Saatgut und Bewirtschaftung sitzen, denn Förderungen bzw. Ausgleichszahlungen werden nur bei abgeerntetem Feld ausbezahlt.
Hier sehen viele Fachleute einen möglichen Lösungsansatz der Ragweedbekämpfung auf Feldflächen: Auszahlung der Ausgleichszahlungen an die Bauern auch, wenn das Feld wegen Ragweed-Befalls vorzeitig abgehäckselt werden musste.
Straßenränder, Privatwege
Das Auftreten von Ambrosia auf Straßenrändern und an Wegen wird nach Meinung von Frühstück etwas leichter in den Griff zu kriegen sein. "Der Befall in Straßengräben sollte durch Pflegemaßnahmen und Mäharbeiten zum richtigen Zeitpunkt langfristig bewältigbar sein", meint er.
Schwieriger wird es seiner Meinung nach bei Gemeindewegen und privaten Wegen, da oft personelle Ressourcen fehlen bzw. Nicht-Allergiker Ragweed auf ihren Grundstücken auch nicht erkennen bzw. weiterwuchern lassen.
Spitzmüller für Meldepflicht
LA Wolfgang Spitzmüller (Grüne) spricht sich u.a. für eine Melde- und Bekämpfungsverpflichtung aus: "Seit Jahren fordern die Grünen konkrete Maßnahmen gegen "Neophyten". Diese eingeschleppten Pflanzen verdrängen heimische Pflanzen, tragen zu landwirtschaftlichen Schäden bei und führen wie Ragweed zu gesundheitlichen Problemen. Die Initiative des Landes ist zwar erfreulich, jedoch zaghaft und beschränkt sich auf regionale Projekte. Im Bezirk Oberwart laufen derartige Bekämpfungsmaßnahmen. Diese müssen aber ohne die "chemische Keule" stattfinden."
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