Photovoltaik
Preiswürdig: Strem ist die Solar-Metropole des Burgenlandes
In Relation zur Einwohnerzahl die höchste Photovoltaik-Dichte - Gewinner des Regionalitätspreises der Bezirksblätter Burgenland in der Kategorie "Umwelt"
Mit knapp 900 Einwohnern ist Strem zwar nur die dreizehntgrößte Gemeinde des Bezirks Güssing. Aber wenn es um die Photovoltaik geht, ist es die Landeshauptstadt des Burgenlandes. Nirgendwo im Land wird in Bezug auf die Einwohnerzahl so viel Sonnenstrom produziert wie hier. Grund genug für die Jury des Bezirksblätter-Regionalitätspreises 2017, den Sieg in der Kategorie "Umwelt" der Gemeinde Strem zuzuerkennen.
Zum Erfolg tragen mehrere Faktoren bei: die geographische Ausgangslage mit rund 300 Sonnentagen im Jahr und hohen Einstrahlwerten, ein umweltmotivierter Bürgermeister, ein risikofreudiger Öko-Unternehmer und eine für die Sache begeisterungsfähige Bevölkerung.
Bürgerbeteiligung
Der Startschuss fiel im März 2014. Auf dem Dach des Stremer Pflegeheims ging die erste, via Bürgerbeteiligung finanzierte Photovoltaikanlage in Betrieb. 16 Bürger sicherten mit ihren Anteilen zu je 1.005 Euro die Finanzierung. Im Oktober 2014 folgte eine zweite von 22 Bürgern finanzierte Tranche, im Juni 2015 eine dritte.
"Allein auf dem Dach des Pflegeheims konnten dadurch Anlagen mit einer Leistung von 170 Kilowatt peak installiert werden", fasst Bürgermeister Bernhard Deutsch zusammen. 180.000 Euro haben 65 Bürger beigesteuert, knapp 30.000 Euro Investitionszuschuss die ÖMAG und 26.300 Euro Förderung das Land.
"Über eine Vertragslaufzeit von 13 Jahren gibt es für die beteiligten Bürger eine garantierte Rendite von vier Prozent. Das macht die Sache attraktiv", erklärt Deutsch. "Die Zinsen auf der Bank sind im Vergleich dazu zu vernachlässigen."
Rekord-Freifläche
Das nächste Kapitel in der Stremer Erfolgs-Story schrieb Patrick Wagenhofer. Der niederösterreichische Öko-Unternehmer errichtete auf einer Ackerfläche am Ortsrand eine Photovoltaik-Freiflächenanlage. Die erste, 2015 in Betrieb gegangene Tranche verfügte über eine Leistung von 340 Kilowatt, 2017 folgte eine weitere Fläche mit sogar einem Megawatt Leistung. Es ist die größte Freiflächenanlage, die es bis dato im Burgenland gibt.
Öffentliche und Private
Zusätzlich nutzt die Gemeinde noch weitere öffentliche Flächen. Sonnenstrom wird bereits auf den Dächern der Kläranlage in Steinfurt und der Fernwärmeanlage in Strem erzeugt.
Nicht zu vergessen sind die Privaten. Rund 25 Haushalte haben eine Photovoltaikanlage auf ihren Dächern montiert. Die größte unter ihnen auf dem Dach eines Rinderstalls in Deutsch Ehrensdorf wird demnächst von 150 auf 250 Kilowatt erweitert.
"Die Stremer Biogasanlage, die 2005 in Betrieb gegangen ist, erzeugt allein schon das Dreifache des Strombedarfs der gesamten Gemeinde. Addiert man die Photovoltaik dazu, kommt man auf das Vierfache", ist Gemeindechef Deutsch stolz.
Ausbau geht weiter
Dabei ist das Stremer Photovoltaik-Buch noch lange nicht zu Ende geschrieben. Patrick Wagenhofer will die Freifeld-Anlage um ein weiteres Megawatt vergrößern, ein neuer, dafür notwendiger Zwei-Megawatt-Trafo geht demnächst in Betrieb.
Dazu werden das Geschäft und der Bauhof in Strem bald ebenso mit Photovoltaik-Elementen bestückt wie das Gasthaus Fandl in Steinfurt und die ehemalige Halle der Firma Marsch in Deutsch Ehrensdorf. Und auch auf dem Dach des Pflegeheims ist noch Platz.
Der in Strem erzeugte Sonnenstrom wird übrigens zum überwiegenden Teil ins Netz eingespeist. Ein kleiner Teil dient der Eigenversorgung der entsprechenden Gebäude. Stromnetzbetreiber in Strem und Sumetendorf ist die Energie Güssing, in Steinfurt und Deutsch Ehrensdorf die Energie Burgenland.
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