Südburgenland: Rekordernte presst die Apfel-Preise aus

Tafeläpfel, wie sie bei Obstbau Zinner in Kukmirn geerntet werden, verkaufen die Supermärkte zu Schleuderpreisen.
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  • hochgeladen von Martin Wurglits

Wer aufmerksam durch die südburgenländische Landschaft fährt, hat das Phänomen schon bemerkt. Die Apfelbäume biegen sich unter ihrer Last zuweilen bis zum Boden, viele können die Last der Früchte kaum tragen.

Äste und Bäume brechen

"Wir können - vor allem beim Streuobst - von einem Rekordjahr sprechen", sagt Manfred Gsellmann, Obstbaureferent der Landwirtschaftskammer in Güssing. "Viele Äste brechen unter dem Gewicht der Äpfel ab, nicht wenige Bäume brechen als Ganzes zusammen. Selbst ältere Obstbauern erzählen, dass sie so etwas bei uns noch nicht erlebt haben."

Folge der Fröste 2016 und 2017

Die Gründe sind in der Witterung der letzten beiden Jahre zu suchen. 2016 und 2017 wurden durch Spätfröste im Frühjahr ein großer Teil der Bäume geschädigt, die Ernte fiel mager aus. "Die Apfelbäume hatten sozusagen zwei Jahre Zeit zum Rasten, weil sie kaum Früchte getragen haben", erläutert Gsellmann.

Preise auf Talfahrt

Was verheißungsvoll klingt, hat wirtschaftlich enorme Schattenseiten. Angesichts des Überangebots ist der Marktpreis für Tafeläpfel wie für Pressobst auf Talfahrt gegangen. "Derzeit bieten die Supermarktketten für Tafeläpfel nur noch zwischen 90 und 100 Cent", schildert Heinz Zinner, der einen großen Obstbaubetrieb in Kukmirn führt und der einzige Obsthändler im Südburgenland ist. Im Vorjahr sei der Kilopreis zwischen 1,20 und 1.30 Euro gelegen.

Die Produktionskosten für Tafelobst belaufen sich laut Statistiken auf rund 35 Cent pro Kilo. Verpackung, Transport und Vermarktung machen noch einmal rund 35 Cent aus. "Von 90 Cent Abnahmepreis bleiben nur rund 78 Cent übrig, weil Rabatte und Vermarktungsbeiträge abgezogen werden", so Zinner weiter. "Aber von einer Gewinnspanne von drei bis vier Cent pro Kilo kann kein Betrieb leben und wirtschaften, geschweige denn Investitionen tätigen." An Reparaturen oder an Anschaffungen wie Hagelnetze oder Bewässerungsanlagen, die den Betrieben über Frost-, Unwetter- oder Dürrezeiten helfen, sei nicht mehr zu denken.

Diskonter-Schleuderaktionen

Für die Schleuder-Aktionen, wie sie Diskont-Supermärkte derzeit anpreisen, fehlt Zinner daher jedes Verständnis. "Ein Kilo heimische Tafeläpfel wird sogar um 1,49 Euro verschleudert. Daran sieht man, wie katastrophal die Konzentration des österreichischen Handels auf die drei Ketten Rewe, Spar und Hofer ist."

208 Hektar

Mit derzeit 67 Hektar bebauter Apfelanbaufläche zählt Zinner zu den größten Produzenten der Region. Laut Landwirtschaftskammer umfassen die Erwerbsobstbauflächen für Apfel und Birne in den Bezirken Güssing und Jennersdorf 208 Hektar. Über drei Viertel davon liegen im Raum Kukmirn.

Streuobstbau kaum ausgedünnt

Flächenmäßig größer, aber vom Ertrag her deutlich geringer sind die Streuobstflächen. Deren Überbehang ist heuer noch gewaltiger als im Erwerbsobstbau. Denn dort wurden die Obstbäume im Juni händisch ausgedünnt. Das heißt, die kleineren Früchte wurden von den Ästen genommen, damit die verbleibenden die für die Kunden gewohnte Qualität und Größe erreichen. Diese Arbeit tut sich bei Streuobstbäumen aber kaum jemand an.

"Fühlen sich gefrotzelt"

"Der Preis für Pressobst ist auf drei bis fünf Cent gesunken, da rechnet sich nichts mehr", ist Brigitte Gerger, Geschäftsführerin der "Wieseninitiative" besorgt. "Mir hat ein Grundbesitzer erzählt, dass er 350 Kilo Äpfel geklaubt und dafür 18 Euro bekommen hat. Da fühlt man sich dann gefrotzelt." Im Vorjahr lag der Pressobstpreis laut Heinz Zinner bei rund 22 Cent.

Um die überdurchschnittlichen Mengen Streuobst sinnvoll loszuwerden, fehle es an einer professionellen Vertriebslogistik und -struktur, sagt Gerger. "Die alten Apfelsorten, von denen es heuer eine reiche Ernte gibt, bringt man nirgends an."

2019 wird schwach

Für 2019 rechnet Gerger übrigens schon jetzt mit einer schwachen Ernte. "Die Bäume haben die Knospen für das nächste Jahr schon in diesem August angelegt. Aber diese Energie geht in Überbehang des heurigen Jahres."

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