Ziemlich normal ist total verrückt!

Foto: Christian Forcher
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RUM. Die Goodmans sind eine nette, normale Familie, die auf den ersten Blick keine Probleme zu haben scheint. Aber irgendetwas stimmt nicht, nervliche Sensationen stören die erwartete Harmonie, Sexunlust, Schlafprobleme, eine nervöse, überaus ehrgeizige Tochter, ein unbewältigter Kindestod – und die Tatsache, dass die Mutter bzw. Ehefrau an der bipolaren Krankheit leidet, auch manisch-depressiv genannt.
Dass man mit so einem Stoff und einem dramatischen Therapieverlauf ein Musical kreieren kann, das 2009 sogar einen fulminanten Erfolg am Broadway einfuhr, ist mehr als erstaunlich. Und bewundernswert der Mut des vorwiegend aus Laienspielern geformten Ensembles des „Theater Rum“, das thematisch sperrige Stück von Brian Yorkey (übersetzt v. Titus Hoffmann) (Musik Tom Kitt) in Tirol aufzuführen.
Spielleiterin und Choreographin Ursula Lysser (Regieassistenz Marion Knapp) dirigiert mit großer Einfühlung in das heikle Thema die sechs Damen und sechsHerren in ca. 140 Minuten durch die zahlreichen Szenen, die oftmals mit Applaus bedacht wurden.
Thomas Prenn als musikalischer Leiter & Alexander Giner als Vocal Coach sorgten für die stimmliche Fitness und das instrumentale Netz, wobei es in den vorderen Rängen schon ziemlich laut werden konnte. Man begrüßte daher umso mehr die zarten, verhaltenen, nachdenklichen, lyrischen Passagen.
Die beweglichen Bühnenteile von Martin Moritz simulieren nicht nur räumliche Veränderungen, sondern erzeugen auch verständliche Befindlichkeitsmetaphern, was auch Christa Schallert mit den wechselnden Kostümen gelingt.
Sibylle Giner ist die glaubwürdig zwischen Himmel und Hölle schwankende Diana, aggressiv & verletzlich, Martin Moritz kräftig, sicher und einfühlsam als Dan, Alexandra Lechner als Natalie besticht mit temperamentvoller Spielfreude, Georg Mader vermag die verführerischen Facetten des Sohnes Gabe zum Leuchten bringen, Michael Huber nimmt man mit Sympathie die Rolle des gemütvollen Henry ab, Martina Schwarz ist eine sichere, stimmlich & theatralisch überzeugende Psychiaterin.
Das „Stimmen-Sextett“ Julia Fankhauser, Dominik Kapferer, Lukas Kiechl, Sarah Peischer, Christoph Trenker & Silke Winkler liefert eine perfekte Choreographie, das 8-köpfige Musikensemble „Die Band“ begleitet und trägt mit Qualität und Charme die Sänger durch die 31 (!) Musiknummern.
Eine gesungene Familiensaga, sehr amerikanisch, emotional, in doppeltem Sinn ein starkes Stück, eine erstaunlichen Leistung abseits eines wirklich urbanen Umfeldes.
Die Botschaften des Stücks sind vieldeutig, es geht ja auch um die Co-Abhängigkeit der Familie. Aber die wichtigste Antwort ist eindeutig: „Es reicht, f a s t normal zu sein!“

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