Hartberg-Fürstenfeld: Unwetter bringen Bauern an ihre Grenzen
Hartberg-Fürstenfeld verzeichnet heuer Unwetterschäden in der Höhe von 2,4 Millionen Euro. Bereits 840 Schadensmeldungen aus dem Bezirk gingen dieses Jahr bei der Hagelversicherung ein.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. "Junischnee ist das Tödlichste für die Landwirte", fasst Kammerobmann Johann Reisinger das Ausmaß der Unwetter in den vergangenen Wochen zusammen. Der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld wurde dieses Jahr besonders oft und in sehr kurzen Abständen immer wieder von starken Unwettern heimgesucht.
"Betroffene Gemeinden müssen von der Kammer aufgrund der jährlichen Vorort-Kontrollen an die AMA gemeldet werden. Heuer ist es so, dass wir mittlerweile jede unserer 36 Gemeinden im Bezirk wegen Untwetterschäden melden mussten", betont Reisinger. Das ganz Ausmaß verdeutlicht Josef Kurz, steirischer Landesleiter der Österreichischen Hagelversicherung: "Wir sprechen von einer geschädigten Gesamtfläche von 3.700 Hektar in Höhe von 2,4 Millionen Euro."
"Dem Bauer seine Werkstatt hat kein Dach, damit müssen wir uns abfinden", Kammerobmann Johann Reisinger
Totalschäden bei Soja, Mais, Kürbis und Co.
Bereits im Mai sorgte Starkregen im Raum Loipersdorf und Stein für schwere Überschwemmungen und Verschlammungen. Anfang Juni wurde das Wechselgebiet von starken Unwettern getroffen. Mitte Juni sorgte Hagel im Raum Kroisbach, Großsteinbach und Ilz für schwere Schäden bei Mais und Wintergetreide.
Am meisten Schaden richtete, laut Reisinger, jedoch das vergangene Hagelunwetter Mitte Juli an. Von Pöllauberg zog das Gewitter über den Masenberg nach Hartberg-Umgebung bis nach Geiseldorf und Bad Waltersdorf. Am schlimmsten traf es die Gemeinde Buch-St. Magdalena. Totalschäden bei Kürbis, Sommergetreide, Winterweizen, Soja und Mais seien zu erwarten. "Hier war nichts mehr zu retten", resümierte Reisinger, dass es in diesem Gebiet auch um Edelobst und Wein schlecht stünde.
Schon 840 Schadensmeldungen in diesem Jahr
Insgesamt 840 Schadensmeldungen aus dem Bezirk gingen dieses Jahr bei der Steirischen Hagelversicherung ein. Eine Zahl, die den Kammerobmann zum Nachdenken bringt. "Der Klimawandel ist im vollen Gange und stellt unsere Landwirte vor großen Herausforderungen." Trotzdem ist Reisinger zuversichtlich. "Die Anzahl an versicherten Bauern steigt. Ein Drittel der Mehrfachantragsteller im Bezirk haben ihre Ernte bereits gegen Unwetter versichert." Das sei aus Sicht des Kammerobmanns auch notwendig. Während beim Obst- und Weinbau auch Hagelnetze die Kulturen schützen können, helfe beim Ackerbau nur eine Mehrfachversicherung. Derzeit fördert das Land Steiermark eine solche zu 50 Prozent. "Wir können nur hoffen, dass das so bleibt, andernfalls wären die Kosten für die Landwirte nicht tragbar."
"Wir sprechen von einer geschädigten Gesamtfläche von 3.700 Hektar in Höhe von 2,4 Millionen Euro", Josef Kurz, steirischer Landesleiter der Österreichischen Hagelversicherung
Futterbörsen für den Bezirk angedacht
Aufgrund der Totalausfällen und schweren Ernteschäden seien viele Bauern gezwungen Futter zuzukaufen. Dies solle vorwiegend in der Region passieren. Man überlege darum auch sogenannte "Futterbörsen" einzurichten. Landwirte, mit Futterüberschuss könnten sich bei der Landwirtschaftskammer Hartberg-Fürstenfeld melden, die Adressen werden dann an jene weitervermittelt, die zu wenig Futter haben. Für Mais und Grünfutter wäre das eine Lösung, Soja sei dieses Jahr örtlich nicht verfügbar.
Appell an die Solidarität
Reisinger appelliert auch, an die Solidarität der Landwirte: "Wir müssen uns solidarisch zeigen. Bauern, die weniger betroffen sind, dürfen nicht das Schicksal jener ausnutzen, die heuer starke Ernteeinbusen haben, indem sie den Preis in die Höhe treiben."
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