Linie 8: Totgesagte leben (oft) länger
Alte Bim statt Gruppenkuscheln in der U6: neuer Anlauf für die Wiedereinführung des 8ers.
WIEN. Was 2016 in Rudolfsheim-Fünfhaus begonnen hat, geht auch 2018 weiter: In einigen Bezirken am Gürtel sehnt man sich nach einer Entlastung der Linie U6. Als beste Möglichkeit dafür sehen viele die Wiedereinführung der 1989 eingestellten Straßenbahn-Linie 8. Immerhin 82 Jahre lang konnte man in 40 Minuten von Meidling nach Döbling zuckeln.
Trotz mehrmaliger Absagen der Wiener Linien an diverse Anträge aus verschiedenen Bezirken und wenig erfolgreicher Petitionen gibt es immer wieder neue Anträge für die Wiedereinführung. Jüngstes Beispiel: Bei der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Hernals haben SPÖ und Grüne einen entsprechenden Antrag eingebracht und beschlossen. "Einfach immer nur abzulehnen, ist uns zu wenig. Wir wollen, dass die Möglichkeit ernsthaft geprüft wird", so Sepp Neustifter, Obmann der Hernalser Grünen.
Konkret wurden die beiden Stadträtinnen Maria Vassilakou und Ulli Sima dazu aufgefordert, den Bereich zwischen den Stationen Michelbeuern und Burggasse-Stadthalle unter die Lupe zu nehmen. Ganz wichtig: Falls eine Bim – Wien Anders sieht prinzipiell auch in einem Bus eine Möglichkeit – zurückkommt, soll es zu keiner Einschränkung anderer Verkehrsteilnehmer kommen. Keine einfache Sache, immerhin fahren entlang des Gürtels nicht nur Autos, sondern auch Radfahrer.
Die zwei Seiten des Gürtels
Zweifel an der Wiedereinführung hat Ottakrings Bezirksvorsteher Franz Prokop (SPÖ). Schließlich haben sich in den vergangenen Jahren viele Lokale in den Gürtelbögen angesiedelt. Wo früher die Bim gefahren ist, befinden sich jetzt Radwege und in der warmen Jahreszeit auch Schanigärten. "Hier ist viel geschehen. Das darf man nicht kaputt machen", so Prokop. Dem stimmt man auch in Hernals zu – aber: "Man hat immer die Seite in Richtung des 16. Bezirks im Kopf. Es wäre eine Überlegung wert, zu schauen, was auf der Innenseite des Gürtels Platz hat", sagt Neustifter. Wichtig sei eine ernsthafte Prüfung.
Der Rudolfsheimer Wien-Anders-Bezirksrat Didi Zach – er hat den ersten Antrag zur Wiedereinführung gestellt – meint: "Der Verweis auf die Eröffnung des neuen Linienkreuzes U2/U5 und die dadurch eintretende Entlastung der U6 ist absurd. Die U2 wird frühestens 2026 bis zum Matzleinsdorfer Platz fahren und die U5 wird dann im Nichts am Frankhplatz enden." Jetzt ist aber einmal die Stadt am Zug.
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