Die Wiedner Kochdame rührt um
Eine Frau, ein Lokal, eine Philosophie: Warum es eine Ökologin in die Gastronomie verschlagen hat.
WIEDEN. Judith Ausserbrunner hat Ökologie studiert und sich auf Süßwasserbotanik spezialisiert. Mag sein, dass das der Grund ist, dass sie in ihrem Daily Cafe in der Wiedner Hauptstraße 37 täglich vegane Spezialitäten auftischt. "Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Heurigenbetrieb im Burgenland, da gab es wirklich jeden Tag Fleisch. Jetzt bin ich aber schon seit 30 Jahren Vegetarierin und koche für meine Gäste genau so, wie ich auch für mich selber koche: nicht nur fleischlos, sondern auch aus der Region und saisonal. Und nach Möglichkeit biologisch", erzählt sie.
Durch ihr Ökologiestudium weiß sie, "wie es um unsere Böden und um das Grundwasser bestellt ist". Daher sind ihr Nachhaltigkeit, die Verantwortung um die Natur und die Förderung kleiner Strukturen wichtig.Ihren Gästen die Vielseitigkeit der saisonalen Küche näherzubringen, ist Kochdame Judith Ausserbrunner ein großes Anliegen, "missionieren will ich aber niemanden. Meine Gäste überzeuge ich mit dem Abwechslungsreichtum, der sich durch den Wechsel der Jahreszeiten ergibt, und durch Qualität. Viele kennen etwa unser heimisches Wintergemüse gar nicht mehr", berichtet sie von ihren Erfahrungen mit den Gästen.
Ihr kleines Gassenlokal öffnet erst um 11 Uhr 30. Angeboten werden nicht nur ihre selbst gekochten Mittagsmenüs, sondern auch kleine Imbisse und Kaffee. "Kinder sind bei mir immer herzlich willkommen, und wer möchte, kann das Essen auch mitnehmen!"
Zu Gast bei einer Freundin
Sitzt man an einem der wenigen Tische, fühlt man sich fast wie bei einer Einladung zum Essen bei einer Freundin. Die Kochdame plaudert gern: Am liebsten erzählt sie, aus welchen Zutaten sich das aktuelle Mittagsmenü zusammensetzt. Gekocht wird pikant, "süß eher weniger - ich eß', was mir schmeckt. Ganz wichtig ist mir, dass Essen auch Spaß macht!" erzählt die Kochdame, während sie das Wurzelgemüse schneidet. Auf der täglich wechselnden Speisekarte gibt es "immer ein bis zwei Suppen, heute sind es Erbsen- und Pastinaken-Karottensuppe".
Musikerin Christina, die mit ihrer Kollegin Anna von den Proben des Radiosymphonieorchesters im nahen Funkhaus vorbeigekommen ist, schwärmt von den Erdäpfelknödeln im Sesammantel, die "nicht nur bunt aussehen, sondern auch bunt schmecken. Mal ganz was anderes, als man sonst so bekommt. Aber eilig darf man es nicht haben, denn hetzen lässt sich die Kochdame nicht!"
Noch ist Kochdame Judith Ausserbrunner eine One-Woman-Show, das könnte sich aber bald ändern: "Eventuell hole ich mir in der Küche eine Verstärkung dazu. Ich kenne da jemanden, der schon lange arbeitslos ist und nicht nur leidenschaftlich gern, sondern vor allem gut kocht", berichtet sie.
Infos: Die Kochdame auf Facebook
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