Mathias Kautzky, ein Hietzinger auf der Alm
Der Journalist Mathias Kautzky veröffentlichte mit "Auf der Alm" Geschichten aus der österreichischen Bergwelt.
Wie kommt man als Hietzinger auf die Idee, ein Buch über Almen zu schreiben?
MATHIAS KAUTZKY: Ich bin das Leben auf der Alm von klein auf gewohnt, da mein Vater in den Sechzigerjahren ein Wochenendehaus zwischen Schneealm und Rax gebaut hat. Er hat ein altes Bauernhaus aus Lerchenholz abgetragen und an dieser Stelle wieder aufgebaut.
Das Buch besteht aus Geschichten und Anekdoten aus unterschiedlichen Almen sowie `Lenis Almtagebuch´. Gibt es Leni wirklich?
Ja, sie ist die Schwester des Bauern, von dem mein Vater den Bauplatz für seine Hütte erworben hat. Leni hat fünf Jahrzehnte als Sennerin auf der Schneealm verbracht und ihre Erlebnisse sowie ihren Tagesablauf in dem Tagebuch festgehalten.
War ihr Tagebuch der Ausschlag für Ihr Buch?
Ja, als sie erfahren hat, dass ich Bergjournalist bin, sie hat urgiert. 2015 habe ich in einem Magazin ein Portrait über sie veröffentlicht. Das war der Startschuß für `Auf der Alm´.
Die anderen Almgeschichten haben Sie selbst erlebt?
Zum größten Teil. Einiges wurde mir von Bekannten erzählt, wie etwa die Geschichte der Frau mit den weißen Leintüchern. Das ist meine Lieblingssgeschichte in dem Buch. Sie handelt von einer Hüttenwirtin, die wußte, dass Gäste mit dem Hüttentaxi aus dem Ort abzuholen sind, wenn unten weiße Leintücher aufgehängt wurden.
Im Buch besuchen Sie auch prominente Almbesitzer wie den Schriftsteller Bodo Hell und Skirennläufer Franz Klammer. Wie wird man bei Olympiasieger Klammer eingeladen?
Er ist ein Freund von meinem Vater, ich kenne ihn schon lange. Aber ihn auf seienr Kärntner Alm in Moosbach hoch über Friesach zu besuchen, war beeindruckend. Er ist dort zu hundert Prozent verwurzelt und authentisch, wenn er mit der Sense seinen Steilhang mäht. Sein Haus steht immer allen Freunden im Ort offen, obwohl er dort fast ein lebender Heiliger ist, ein echter Nationalheld.
Was fasziniert Sie am Wandern?
Man muss sich anstrengen, um hinauf zu kommen. Doch anstatt komplett erledigt zu sein, gewinnt man mit jedem Hochmeter an Energie. Vom Berg aus betrachtet man die Welt aus einer höheren Warte. Die Leute, die viel Zeit in den Bergen verbringen, sind gelassener. Oben ist das Leben extremer: Es ist kälter, das Essen muss man mitnehmen und auch das Beschaffen von Wasser ist oft ein Problem. Man muss zivilisatorischen Ballast abwerfen und sich aufs Wesentliche reduzieren.
Ein Kapitel heißt `Vom Himmel geschickt´. Ist man Gott am Berg näher?
Ja, es gibt viele Wege zu Gott und dies ist ein lohnender.
Welche Einsteigerhütte empfehlen Sie unseren Lesern für eine kurze Wanderung in der Nähe von Wien?
Man muss Wien gar nicht verlassen. Die Mostalm im 14. Bezirk ist perfekt; sie ist in einer halben Stunde von mauerbach aus erreichbar und befindet sich im Wiener Stadtgebiet. Oben angekommen glaubt man, man ist in den 1960ern gelandet – dort ist alles sehr verschroben und auch die Preise sind wie in den 60ern.
Ist ein Leben auf der Alm für Sie vorstellbar?
Grundsätzlich ja, allerdings nur in Kombination mit einem Wohnsitz in der Stadt. Ich bin aber sowieso jedes Wochenende am Berg.
Ist eine Alm in Österreich anders als etwa in der Schweiz?
Ich war auf vielen Almen in der Schweiz, auch in Südtirol. Während Südtirol Österreich sehr ähnlich ist, ist eine Schweizer Hütte ganz anders. In der Schweiz ist alles sauberer, effizienter; in Österreich herrscht ein sympathischer Schlednrian, da ist es egal, ob der Schuppen offen ist und es ein Gericht von der Karte nicht gibt. In der Schweiz wäre so etwas undenkbar.
Ist eine Fortsetzung geplant oder hat Leni alle Geschichten erzählt?
Leni hat fast alles erzählt, aber es gibt noch viele andere Geschichten, die noch erzählt werden müssen!
Zur Sache
"Auf der Alm. Geschichten von hoch oben" von Mathias Kautzky ist im Styria Verlag erschienen, hat 160 Seiten und kostet im gängigen Buchhandel 22 Euro. ISBN 978-3-222-13593-4
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