Der Wolf ist da und wird auch da bleiben

Foto: livingwithwolves.org
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LÄNGENFELD (ps). Vergangene Woche lud das Forum Land in Längenfeld zur bezirksweit ersten Info-Veranstaltung rund um das Thema "Rückkehr des Wolfs in die Alpen". Mehr als hundert Besucher, vorwiegend Vertreter aus Landwirtschaft und Jagd, folgten der Einladung und hörten zwei gleichsam interessante wie beunruhigende Vorträge. Forum-Land-Bezirksobmann Magnus Gratl führte durch das Programm und betonte „Wir wollen jetzt aktiv werden und sachlich aufklären, bevor die Emotionen überkochen“. Dem stimmte auch Landesrat Hermann Gahr zu, wenngleich er mit einem Zitat eines Pro-Wolf-Vertreters eine hitzige Debatte anzettelte. Dieser Teilnehmer einer früheren Veranstaltung in Rotholz provozierte dort bereits in dem er feststellte: "Der Wolf ist da und wird auch da bleiben".

Wolf ist ein Raubtier

"Der Wolf ist vielen Menschen aus dem Alpenzoo bekannt und aus Dokumentarfilmen, wirklichen Bezug zu dem aggressiven Jäger hat aber niemand," erläuterte der Vortragende der Salzburger Landwirtschaftskammer, Franz Lanschützer. Durch die Verniedlichung, zu der man bei vermeindlich selten gewordenen Tieren neigt, konnte sich der Wolf in die Herzen vieler Tierschützer schleichen.
Landwirte, Jäger und bald auch Touristiker in den Tälern sehen das anders. Ihre Existenz ist in akuter Gefahr, sollte sich der Wolf in Tirol niederlassen und das ist, geht es nach Wunsch 70 Prozent der Bevölkerung, nur noch eine Frage der Zeit. 
Dies würde bedeuten, es gibt keine erlaubte Regulierung und bei einer Verdoppelung der Wolf-Population in drei Jahren, wird sehr bald eine normale Bewirtschaftung von Tiroler Almen der Geschichte angehören, ebenso wie uneingeschränkter Freizeitsport in der Natur. Schreckliche Realität ist diese bedenkliche Entwicklung in unseren Nachbarländern Südtirol, Schweiz und Bayern. In Südtirol werden einige Almen nicht mehr bewirtschaftet, aus Angst. Nur weil sich in unserem Land die Sichtungen noch in Grenzen halten, wird politisch und auf touristischer Ebene der Ball flach gehalten, doch wir sind von Wolfsrudeln umzingelt. Bei der Populationsentwicklung des Wolfes legen Jungtiere weite Strecken zurück um ein eigenes Territorium zu erobern und dort selbst ein Rudel zu gründen. In Europa sind schätzungsweise zwischen 22 und 30 Tausend Wölfe beheimatet (im Vergleich dazu die USA mit regulierten Fünftausend), die sich im Schlaraffenland ausbreiten und sich bald uneingeschränkt in Mitteleuropa, also auch in Tirol, breitmachen. 

Schafe und Kälber sind leichte Beute

In Tirol gibt es rund 2100 Almen. Besonders leichte Beute stellen für den Wolf die rund 100.000 Schafe dar, die auf den Almen ihre Sommerfrische verbringen. Wie bestialisch ein Beutefang des Wolfes aussehen kann, wurde von Referent Johann Jenewein, Redakteur der Zeitschrift "Alm - und Bergbauer" mittels Kurzfilm mit grauenhaftesten Bildern mehr als deutlich veranschaulicht.
„Das Problem ist das Jagdverhalten des Wolfes. Während andere Beutegreifer wie Bär, Luchs oder Adler sich ein Tier aussuchen, erlegen und dann fressen, findet der Wolf bei der Jagd auf Schafe  besondere Freude am Reißen. Somit werden, wie bei den gemeldeten Fällen in den benachbarten Ländern, oftmals mehrere Tiere gerissen oder schwer verletzt, wobei sie meist qualvoll verenden“, schildert Gratl die Problematik bei Wolfrissen.
Zudem stürzen bei der Flucht vor dem Jäger auch Tiere im alpinen Gelände ab, in diesem Fall ist es schwierig eine Ersatzzahlung einzufordern, aus Mangel an Beweisen, dass der Wolf der Übeltäter war. Die Ersatzzahlung beträgt ohnehin nur den Fleischpreis, der niemals den Zuchtwert eines Schafes oder Kalbes erreicht. Ganz zu schweigen vom Schaden bei erlegten Rotwild, Jäger müssen um wertvolle Tiere fürchten, denn der Wolf jagt, was ihm vor die Schnauze läuft. Ein Wolf legt in 24 Stunden über 70 Kilometer auf der Suche nach Beute zurück.

Wandern wird gefährlicher

"Mit Auftauchen des Wolfes auf den Almen ist weiters zu befürchten, dass die Mutterkühe aggressiver gegenüber Hunden reagieren. Dies wird zu enormen Schwierigkeiten mit Wanderern führen", brachte ein anwesender Landwirt ein weiteres Problem zur Sprache.
Auch die Herdenschutzmaßnahmen in Osttirol mit eigens ausgebildeten Herdenhunden scheiterten kläglich und haben für große Schwierigkeiten mit Wanderern gesorgt. Diese wurden attackiert und teils gebissen von den Beschützern der Schafe. 
Als logische Konsequenz der eskalierenden Situation in Südtirol wurde eine Bürgerinitiative gegründet, die von mehr als 32 Tauend Unterstützern unterzeichnet wurde, nicht weniger als fünf Tausend davon kamen aus Nordtirol.
Vorbildlich ist die Vorgehensweise des Forum Land, man wolle keine Panik verbreiten, aber die zuständigen Gremien auf einen Tisch einladen um die weitere Vorgehensweise gemeinsam zu diskutieren. „Für Forum Land ist es wichtig über die Berufsgruppen und Ländergrenzen hinweg zu informieren. Der Wolf ist ein Raubtier und hat in den dicht besiedelten und stark touristisch genutzten Alpen keinen Platz mehr. Deswegen werden wir weiterhin auf Aufklärung setzen und Informieren, damit wir gemeinsam eine Auflockerung des strengen EU-Status für bestimmte Regionen in Europa erreichen können“, so Gratl abschließend.

Wolf im Wohngebiet gesichtet

Nachdem in Allensteig in Niederösterreich ein dort beheimatetes Rudel mit bereits zwei Generationen Jungtiere für große Probleme mit verschwundenen Haustieren macht, häufen sich die Beschwerden und Ängste. Auch die Einschränkung der persönlichen Lebensgewohnheiten, wie etwa kein joggen in der Dämmerung, führten unlängst zur erneuten Forderung nach der ausstehenden Abschussfreigabe. "Wir dürfen einen Warnschuss abgeben, wenn ein Wolf bei den Pferden im Gehege ist, aber wer hat schon ein Gewehr dabei," erzählt Anita M. aus Niederösterreich über die befremdliche Situation.
In ihrer Nachbarschaft, mitten im bewohnten Gebiet, wurde unlängst ein Wolf gesichtet. 
 

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